Globale Unsicherheiten: CHF und JPY unter Druck

 | 06.07.2016 13:51

Kampf der sicheren Häfen (von Arnaud Masset)

Nach der Entscheidung der Briten, die Europäische Union zu verlassen, haben sich die Finanzmärkte wie erwartet angepasst, und zwar in der Hinsicht, dass die Anleger risikoreiche Anlagen meiden und Sicherheit suchen, insofern nichts Neues. An den Devisenmärkten hat dies zu einem deutlichen Nachfrageschub für den Schweizer Franken und den japanischen Yen geführt, die beiden bevorzugten Währungen, die als sichere Häfen gelten. Dementgegen mussten das Pfund Sterling, die europäische Einheitswährung und alle Rohstoffwährungen rapide Preisrückgänge hinnehmen. Doch seit Mitte Juni hat sich das Verhaltensmuster für den Schweizer Franken und den japanische Yen geändert.

Wir können sehen, dass die Korrelation zwischen dem CHF/USD und JPY/USD historisch zwischen 0,4 und 0,6 gelegen hat (das gilt für die wöchentliche, zweiwöchentliche und monatliche Korrelation), doch seit dem Brexit-Referendum hat sich die Dynamik zwischen diesen beiden sicheren Währungen dramatisch geändert. So ist die Korrelation jetzt negativ und liegt im Durchschnitt bei ca. -0,40, was bedeutet, dass der Schweizer Franken irgendwie seinen Status als sicherer Hafen verloren hat. Die Frage ist: Warum hat sich die Dynamik so dramatisch verändert?

Nun, es scheint sich um eine Zentralbankangelegenheit zu handeln, denn eine der beiden hat es geschafft, von den Händlern gefürchtet zu werden, während die andere ihre Glaubwürdigkeit verloren hat. So hat die SNB nach dem Brexit-Referendum klar verkündet, dass sie am Devisenmarkt eingegriffen hat und dass sie dies auch weiter tun wird, um den Franken vor einer weiteren Aufwertung zu bewahren. Hiernach ist einige Tage später der Schweizer Franken wieder auf seine Werte vor dem Brexit zurückgegangen, während der japanische Yen gegenüber allen anderen Währungen massiv aufgewertet hat. Heute Morgen hat der CHF gegenüber dem Dollar 0,20% eingebüßt, während der JPY um 0,70% gestiegen ist. Dies zeigt klar, dass die Korrelation jetzt negativ ist. Insgesamt lässt dies vermuten, dass der Markt den Yen wohl nicht kaufen wird, egal was die BoJ auch tun wird, um den Yen abzuwerten. Dies ist der Situation im Januar dieses Jahres ähnlich, als die BoJ die Zinsen ins Negative senkte und der Yen in weniger als drei Tagen 4% zulegte. Zum Leidwesen für die BoJ scheint es so, als hätte es die SNB geschafft, ihre Glaubwürdigkeit zu wahren, während die japanische Zentralbank nun der steigenden Anzahl von besorgten Anlegern alleine gegenübersteht, die eine Lösung suchen, um ihr Kapital zu schützen.

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Werden die SNB-Maßnahmen ausreichen? (von Yann Quelenn)

Die Schweizer Nationalbank weitet ihre Bilanz aus, um den Aufwärtsdruck auf die Schweizer Währung abzumildern. Die Höhe der Gesamtsichteinlagen ist in der zum 1. Juli endenden Woche deutlich gestiegen. Diese sind nur eine Woche nach dem Brexit um 6,3 Mrd. auf 507,5 Mrd. gestiegen. Was uns nun Sorgen bereitet, ist die Höhe der Bilanz, die mehr als 100% des jährlichen Schweizer BIP ausmacht. Die Geschwindigkeit des Anstiegs war seit Januar 2015, als die Währungsbindung aufgegeben wurde, nicht so schnell.

Wir haben das Gefühl, dass die Politik der negativen Zinsen und die Devisenintervention wohl nicht ausreichen werden, um den Druck von den unsicheren Wirtschafts- und Marktbedingungen zu nehmen. Der CHF sollte weiter unter seinem traditionellen Status als sicherer Hafen leiden. Er bleibt weitgehend überbewertet, und der Deflationsdruck sollte anhalten. So glauben wir auch nicht, dass die aktuelle Geldpolitik die Inflation beflügeln wird.

Die SNB ist also gegenüber weiteren EU-Entwicklungen in Alarmbereitschaft, insbesondere gegenüber dem Risiko von EU-Abspaltungen. Denn die Prozesse setzen sich fort, so hat nun auch Finnland einen Antrag gestellt, um seine Absicht, aus der EU auszuscheiden, zu signalisieren. Es könnte auch deutlichere SNB-Maßnahmen geben, da die Zentralbank bereit ist, ihre Währung und ihre Wirtschaft zu schützen.