Gesunkene Ölpreise bringen immer mehr Probleme

 | 11.02.2016 14:27

Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet für das vierte Quartal 2016 mit einem weltweiten Bedarf an Öl von 96,59 Millionen Barrel pro Tag. Das wären mehr als eine Million Fass mehr als noch Ende 2015. Eigentlich sind das positive Nachrichten für die Bullen, denn an einer steigenden Nachfrage nach Öl mangelt es offenbar nicht. Doch das Problem ist das Öl-Angebot: Aktuell überschwemmen 96,88 Millionen Barrel Öl den Markt. Bleibt die Produktion derart hoch, besteht auch Ende dieses Jahres noch ein Überangebot.

Gesunkene Ölpreise bringen immer mehr Probleme

Derweil bringen die gesunkenen Ölpreise schon jetzt immer mehr Probleme mit sich. BP berichtete in der vergangenen Woche mit 6,5 Milliarden Dollar über den schlimmsten Verlust seit mehr als zwei Jahrzehnten. Selbst als das Unternehmen im Jahre 2010 Belastungen aus der verheerenden Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko verbuchte, war das Ergebnis nicht so schlecht.

Der Konkurrenz geht es nicht besser: Chevron, die Nummer zwei in den USA, hatte zuletzt den ersten Quartalsverlust seit mehr als 13 Jahren ausgewiesen. Und bei Exxon Mobil (N:XOM) stürzte im vierten Quartal der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 58% von 6,6 auf 2,8 Milliarden Dollar (2,5 Mrd. Euro) ab. Es ist das schlechteste Quartalsergebnis seit 2002.

Russische Volkswirtschaft befindet sich im Abwärtsstrudel

Die russische Volkswirtschaft befindet sich längst in einer schweren Rezession. Wie die nationale Statistikbehörde Rosstat in der vergangenen Woche mitteilte, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vergangenen Jahr um 3,7 % gesunken. Für das laufende Jahr wird mit einer abermaligen Schrumpfung gerechnet. Denn die für den Schlussmonat 2015 vorgelegten Daten signalisieren, dass sich die Rezession zuletzt sogar nochmals verstärkt hat. Die Industrieproduktion fiel in der Jahresrechnung von -3,5% im November auf -4,5% zurück. Die Umsätze im russischen Einzelhandel sackten von minus 13,1% auf -15,3% ab.

Zugleich bleibt der Spielraum für wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen gering, weil die niedrigen Ölpreise auch den russischen Staatshaushalt belasten. Mit einer Rekordölförderung will man offenbar derzeit gegensteuern. Nach vorläufigen Zahlen pumpte das Land im Januar täglich 10,88 Millionen Barrel (159 Liter) aus dem Boden – so viel wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr. Dennoch: Ohne eine kräftige Erholung der weltweiten Ölpreise wird die russische Wirtschaft nicht vor 2017 zu Wachstum zurückkehren.

Diverse Länder stecken in massiven Schwierigkeiten

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Anderen Ländern geht es noch schlechter: Venezuela steckt derzeit ebenfalls in massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Ein Staatsbankrott droht und das Land kämpft mit einer immer weiter steigenden Inflation. Der Internationale Währungsfond (IWF) fürchtet, dass sie in diesem Jahr auf 720 Prozent (!) steigen könnte. Nigerias Staatseinnahmen hängen zu 70% vom Öl ab. Am Montag bat das Land die Weltbank sowie die Afrikanische Entwicklungsbank um einen 3,5 Milliarden Dollar Notkredit. Aserbaidschan, dessen Wirtschaft ebenso stark vom Öl abhängt, verhandelt mit dem IWF und der Weltbank über einen vier Milliarden Dollar Kredit.

Bilanz 2016: Ölpreis -25%, DAX -17%

In der letzten Ausgabe des Geldanlage-Briefs im vergangenen Jahr lautete die Überschrift „Sinkende Ölpreise – Ab einer gewissen Grenze überwiegen negative Effekte“. Da stand der Ölpreis bei knapp über 35 USD. Unsere Prognose lautete zu diesem Zeitpunkt, dass die Entwicklung an der Börse auch in 2016 zumindest teilweise vom Ölpreis abhängen. So werden steigende Ölpreise mit steigenden Aktienkursen einhergehen – und umgekehrt. Inzwischen notiert der Ölpreis bei weniger als 30 USD (WTI, siehe Chart) und der DAX ist seit Jahresbeginn im Tief um 17% gefallen.