Bremer Landesbank | 16.04.2013 11:02
Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1,3070, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1,3022 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97,42. In der Folge notiert EUR/JPY bei 127,30, während EUR/CHF bei 1,2152 oszilliert.
Als langjährig aktiver Analyst bin ich über den Zustand der internationalen Märkte bezüglich makroökonomischer Analyse mehr als besorgt.
Vor wenigen Wochen wurde das US-Wachstum per 4. Quartal 2012 völlig unerwartet deutlich nach oben revidiert. Von -0,1% ergab sich eine Änderung auf +0,4%. Bei den USA handelt es sich mit einem Anteil von circa 18% an der Weltwirtschaft um den größten „Player“. Die Reaktion auf diese Entwicklung war ein „Non-Event“. Weder schossen Ölpreise, Kupferpreise oder gar Edelmetallpreise nach oben.
Nun hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einem Anteil von circa 14% mit einem Wachstum von nur 7,7% im Jahresvergleich, obwohl 8% von Analysten erwartet wurden, so enttäuscht, dass unter anderem der ganze Rohstoffsektor einer massiven Neubewertung zugeführt wurde.
Halten wir inne. China wächst seit circa 30 Jahren mit einem Durchschnitt von circa 9%. Auf dieses dynamische Wachstum wird jetzt noch einmal mit 7,7% aufgesattelt. Bei so hohen Wachstumszahlen bewegen wir uns mit Verfehlungen um 0,3% im Bereich von Rundungsfehlern. Die Reaktion, die darauf erfolgte, hat weder etwas mit ernst zu nehmender volkswirtschaftlicher Analyse oder Finanzmarktkompetenz zu tun, sondern steht im diametralen Gegensatz zu diesen Fähigkeiten.
Werfen wir einen Blick auf die Daten:
BIP +7,7% im Jahresvergleich nach zuvor 7,9% und 7,4%!
Industrieproduktion legte per März um 8,9% nach 9,9% zu:
„Fixed Asset Investment“ verzeichnete per März einen Anstieg im Jahresvergleich um 20,9% nach 21,2%:
Einzelhandelsumsätze nahmen im Jahresvergleich um 12,6% nach 12,3% per März zu:
Die hier veröffentlichten Daten signalisieren, dass Chinas Wirtschaft weiter auf hoher Basis läuft.
Was hat uns im ersten Quartal 2013 begleitet?
Diese Fakten waren allen Marktteilnehmern bekannt.
Wie sieht der Blick nach vorne aus?
Wie kann es dann dazu kommen, dass der gesamte Rohstoffsektor im Zuge dieser Entwicklung einer Neubewertung unterzogen wird?
Werfen wir einen Blick auf Silber und Öl (Brent):
Silber ist ein Industrie- und Edelmetall. Mit dem politischen „Turnaround“ durch Mario Draghi per September kam es zu einem Anstieg von 27 auf 35 USD, um dann in markanter Latenz auf zutiefst 22 USD abzustürzen, obwohl sich die Weltwirtschaft erholt (= erhöhte industrielle Nachfrage) und der physische Markt (Investmentnachfrage) leergefegt ist (u.a. sind Silver Eagles 2013 ausverkauft!).
Silber Tageschart © Reuters
Schauen wir auf den Chart des Nordseeöls Brent © Reuters:
Auch bei Öl ergibt sich ein Ausbruch auf der Unterseite, so wie bei den Industriemetallen. Entscheidend sind die Futures-Märkte für die Preisbestimmung.
Ich bin sehr besorgt, dass eine kleine Gruppe von Teilnehmern an den Futures-Märkten offensichtlich ein Machtpotential besitzt, dass Gedanken an freie Märkte zumindest in Teilen nahezu verbietet. Das gilt vor allen Dingen für den Edelmetallsektor. Drei Institute sind hier dominant: JP Morgan, HSBC und Citibank.
Die Hinweise und Beweisführungen von Gata (www.gata.org) sind erdrückend und finden unverändert nicht den verdienten Widerhall, der für einen sich selbst ernst nehmenden Rechtsstaat (und Medien) längst zwingend gewesen wäre.
Wir haben in jüngster Vergangenheit im Forex Report bereits mahnende Töne in Richtung Politik, Aufsicht und Zentralbank (am Beispiel Edelmetall) geäußert. Diese Machtpotentiale an derart sensiblen Märkten stehen privatwirtschaftlichen organisierten Finanzinstitutionen nicht zu. Das gilt um so mehr, wenn die tatsächliche physische Nachfrage nach realen Gütern im diametralen Widerspruch zu dem Papierangebot an den Future-Märkten steht und sich das Papierangebot ultimativ durchsetzt.
Die Willfährigkeit der westlichen Ordnungsbehörden und der Politik, dieses Gebaren an den Edelmetallmärkten stillschweigend zu tolerieren, wirft mehr Fragen auf, als dass Antworten im Raum stehen.
Offene „Financial Repression“ (Zins) ist eine Sache, verdeckte „Financial Repression“ an Edelmetall- oder Rohstoffmärkten ist rechtlich und moralisch eine völlig andere Sache (Kartellrecht etc.).
Natürlich muss auch die Folge dieses umfassenden Preisrückgangs an den Rohstoffmärkten diskutiert werden, um ein umfassendes Bild möglicher Motivationen für dieses „Kunststück“ zu eruieren.
Das gilt vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ordnungsbehörden so auffällig still sind, obwohl die Handelstechniken und Handelspraktiken (Futures Edelmetalle) der letzten sechs Monaten genau das Gegenteil erforderten.
Fakt ist, dass damit das Inflationsbild für einen noch nicht definierbaren Zeitraum drastisch entschärft wird. In den letzten Monaten, Wochen und vor allen Dingen Tagen wurde bewusst oder unbewusst eine markant schwächere Basis hinsichtlich zukünftiger Preisentwicklungen bezüglich der Rohstoffe gelegt.
Wir halten an unseren positiven Konjunkturerwartungen per 2013 fest. Die Inflationserwartungen sind damit jedoch voraussichtlich angreifbar. „Food for thought!“
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1,2730 – 1,3150 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
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