Geopolitische Spannungen eskalieren - RUB und TRY unter Druck

 | 18.07.2014 13:54

Die EM-Währungen sind unter Druck, der RUB wurde aggressiv abverkauft, nachdem gestern ein russisches Kriegsflugzeug einen ukrainischen Jet angegriffen hatte, und später ein malaysisches Passagierflugzeug mit 298 Passagieren an Bord abgeschossen wurde. USD/RUB schnellte auf 35,2903 (höchster Wert seit 9. Mai), während die am stärksten auf den RUB reagierenden Währungen, TRY, BRL und ZAR, von den Spannungen in der Ukraine hart getroffen wurden. Zudem eskalieren im Mittleren Osten die Spannungen zwischen Israel und Palästina. Die risikobehaftete Stimmung ist für die Türkei klar ungünstig, nachdem sie ihren Leitzins am 17. Juli gerade auf 8,25% gesenkt hatte.h3 RUB, Opfer eines starken Abverkaufs/h3

Der aggressive Abverkauf des Rubel ist ein typisches Beispiel dafür, warum wir immer wieder über das Risiko sprechen. Statt Risiken einzugehen, sollten Anleger es eher darauf anlegen, von den hohen Zinsunterschieden in hochverzinslichen EM-Währungen zu profitieren, zusammen mit den Carry-gestützten Devisenkursen. Doch sobald die Risiken Realität werden, können die Carry-Strategien zu bedeutenden Verlusten führen, sofern sich die Devisenmärkte stark in die Gegenrichtung bewegen. Nach vier Monaten einer nachhaltigen Aufwertung hat der USD/RUB nun die Gewinne aus den letzten beiden Monaten komplett wieder eingebüßt. Der Verkaufsdruck sollte sich weiterhin so lange auf den Rubel auswirken, bis die Spannungen zurückgehen. Der russische Präsident Wladimir Putin bestand auf der "Notwendigkeit, die akute Krise in der Ukraine schnellstens und friedlich zu lösen".

Die Russische Zentralbank prüft nun die Auswirkungen der geopolitischen Risiken und der zusätzlichen Sanktionen auf die finanzielle Stabilität und sagt, dass sie über Instrumente zur Stützung der Wirtschaft verfüge. Bei Bedarf könnten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden.

h3 Türkei: Kosten der Lockerung könnten Konjunktur schaden/h3

Die Türkische Zentralbank hat ihren einwöchigen Benchmark-Repo-Satz bei ihrer Sitzung am 17. Juli um 50 Basispunkte auf 8,25% gesenkt. Der Leitzins für Tagesgelder wurde um 50 Basispunkte gesenkt; der Zinssatz für die Aufnahme von Tagesgeldern blieb stabil bei 12,00%. Die Unsicherheit in Bezug auf das Timing der Fed-Normalisierung bietet weiterhin die Möglichkeit, die Zinssätze den dritten Monat in Folge zu senken, während die geopolitische Situation der Türkei die Kosten einer taktischen Lockerung über höhere Risiken bei den TRY-Volatilitäten auf der Unterseite und die unerwünschten Auswirkungen auf die Inflationsprognosen erhöht.

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Die CBT hält ihre vorsichtige Einstellung über ein stabiles oberes Band weiterhin aufrecht, und ist sich den geopolitischen und politischen Risiken sehr wohl bewusst, denen das Land ausgesetzt ist. Die eskalierenden Spannungen in der Ukraine gestern hoben USD/TRY zur Börsenöffnung in Asien auf 2,1439, das Paar handelte zum ersten Mal seit dem 31. März (Rallye nach den lokalen Wahlen) über dem gleitenden 100-Tagesdurchschnitt (aktuell bei 2,1348). Nach einem Tagesschluss über 2,1329 (MACD Pivot) sollte USD/TRY in ein kurzfristig bullisches Umkehrmuster eintreten.

Der TRY ist anfällig für politische und geopolitische Spannungen, deshalb ist die Risikoprämie der TRY-Anlagen hoch. Auch wenn wir keine experten in Politik sind, so haben doch die Spannungen im Irak, zwischen Israel/Palästina, der Ukraine/Russland und die anstehenden Präsidentschaftswahlen ganz sicher negative Auswirkungen auf das Risiko dem die Türkei unterliegt. Diese Risiken müssen irgendwo in den Preisen auftauchen. Die CBT-Sätze sind offensichtlich die Grundlage des Risikoaufschlags. Offensichtlich werfen TRY-Anlagen keine guten Prämien ab, um die Carry-Erträge zu erhöhen. War die Türkei bereit, ihren Risikoaufschlag in diesem Umfeld zu senken? Wir sind uns nicht sicher.

Die Inflationsprognosen bleiben weiterhin das ungelöste Problem. Die CBT hat ihre einwöchige Repo-Benchmark am 17. Juli auf 8,25% erhöht, während die Inflation weiter über 9,00% bleibt. Das bedeutet entweder, dass die Anleger solange negative Zinsen in Kauf nehmen müssen bis sich die Inflationskurve verbessert hat, oder dass sie zusätzliche individuelle Risiken eingehen müssen, um ihre Erträge zu steigern. Diesbezüglich glauben wir, dass es angemessener gewesen wäre die tatsächliche Abkühlung der Inflation abzuwarten, statt erst zu handeln und dann zu schauen. Die CBT wird ihren vierteljährlichen Inflationsbericht am 24. Juli bekannt geben, Governor Basci wird ihn in Ankara vorstellen. Wir erinnern daran, dass die türkische Gesamt-Inflation im Juni auf 9,16% zurückgegangen ist (vs. dem Konsens bei 8,80%); das CPI ist nahezu doppelt so hoch, wie das CBT-Ziel von 5,0%.

Für die Zukunft sollte das Risiko einer falschen Politikausrichtung zu einer zweiten Runde von Sofortmaßnahmen führen, und das ist für die Glaubwürdigkeit der Zentralbank ganz klar nicht gut. Bis zum Ende des dritten Quartals gehen wir von einem Anstieg des USD/TRY in Richtung 2,15/16 aus.