GBP wegen massiver Brexit-Sorgen im freien Fall

 | 04.10.2016 12:44

GBP fällt unter Nach-Brexit-Niveaus


Gerade, als die Märkte die Unsicherheiten um den Brexit fast vergessen hatten, ist der EU-Austritt mit aller Macht zurückgekommen. Nach vielen Spekulationen um die genaue Art und Weise des Ausstiegs aus der EU (einschließlich des ewigen Spiels auf Zeit) deutete Premierministerin May auf der Konferenz der Konservativen Partei an, dass das Vereinigte Königreich Artikel 50 des EU-Vertrags bis Ende April 2017 auslösen würde. Diese Äußerung und die damit verbundene veränderte Haltung führten zu einem massiven Einbruch des GBPs. Das Auslösen von Artikel 50 wird theoretisch einen zweijährigen Ausstiegsprozess in Gang setzen. May deutete an, dass sie aufgrund der speziellen und langjährigen Beziehungen, die zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU bestehen, ein einzigartiges Partnermodell anstreben werde. Hierbei wolle sie keinen bereits bestehenden Modellen nacheifern, wie wir sie aus Norwegen oder der Schweiz kennen. Die Immigration bleibt der Stolperstein für jede Partei, die einen möglichen "harten" Brexit auslöst, wenn kein Kompromiss gefunden werden kann. Nun fragen sich die Analysten, wann und wo ein Brexit die Wirtschaft negativ oder positiv beeinflussen wird. Bisher gab es nur wenige greifbare Belege. An anderer Stelle sagte der Schatzkanzler, dass bei einem fehlenden Wachstum steuerliche Anreize wahrscheinlich keine Lösung sein werden. Dies zeigt, dass die Last einer Konjunkturschwäche auch die BoE betrifft. Das GBP wird derweil aufgrund der negativen Erwartungen weiter ausverkauft, aber das schwächere Sterling konnte mögliche Spillover-Effekte ausgleichen.
Die in dieser Woche veröffentlichten PMIs sollten ein zeitgerechtes Barometer für die möglichen Brexit-Auswirkungen darstellen.
Der gestrige PMI für das verarbeitende Gewerbe verbesserte sich im September auf 55,4 (höchster Wert seit Juni 2004), wodurch der positive Beitrag des billigen Pfund Sterlings offenbar wird. Der heutige PMI für den Bausektor wird wohl leicht unter 50 bleiben, wohingegen der morgige PMI für den Dienstleistungssektor, der am aufschlussreichsten sein wird, hinter den Hochständen des Vormonats zurückbleiben könnte. Das GBP geriet unter deutlichen Verkaufsdruck und hat die meisten kurzfristigen Unterstützungen und Tiefs nach dem Brexit durchbrochen. Die GBP/USD-Chartisten müssen bis ins Jahr 1985 zurückgehen, um ähnliche Werte zu finden. Wir vermuten, dass der Hype um den Artikel 50 kurzfristig wieder nachlassen wird, so dass das GBP wieder zulegen kann. Mittelfristig werden jedoch die Unsicherheiten um die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU und die psychologischen Auswirkungen der tatsächlichen Auslösung von Artikel 50 das GBP belasten.