Forex Report: Türkische Wirtschaft auf dem Weg zur Vollbremsung

 | 11.09.2018 11:14

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1611 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1526 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111,45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,4. EUR-CHF oszilliert bei 1,1317.

Die Krise in der Türkei hinterlässt mittlerweile deutliche Spuren in der wirtschaftlichen Entwicklung. Das türkische Bruttoinlandsprodukt fiel im Jahresvergleich von 7,4% im 1. Quartal auf 5,2% im 2. Quartal. Damit ist die Türkei immer noch eines der am schnellsten wachsenden Länder weltweit, gleichwohl zeigen die zugehörigen Daten eine stark fallende Tendenz auf. So ging das Wachstum des privaten Konsums von 9,3% auf 6,3% im Jahresvergleich zurück.

Ausgaben für Investitionen fielen von 7,9% auf 3,9%, das Industriewachstum fiel von 8,1% auf 4,3%. Stabilisierend wirkten die Staatsausgaben, die von 4,9% auf 7,2% anstiegen. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund eine Währungsabwertung zum US-Dollar im zweiten Quartal von 24% zu sehen. Seit dem zweiten Quartal beschleunigte sich die Abwertung bis zum heutigen Tag um weitere 31%.

Die weitere Abwertung ist damit auch ein Vorbote für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Insbesondere die durch die Abwertung ansteigende Auslandsverschuldung wird weiter Konkurse in der Privatwirtschaft verursachen und eine Rezession auslösen. Eine Rezession liegt vor, wenn bei deutlich rückläufiger Produktion in mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen der gesamtwirtschaftliche Auslastungsgrad deutlich unter das durchschnittliche langjährige Niveau fällt.

Schuldenbasierte Ausgabenprogramme federn zwar die Entwicklung ab und können bei einem Schuldenstand der Türkei von nur 28% Schulden zum BIP über einen längeren Zeitraum durchgehalten werden, lösen aber das eigentliche Problem nicht.

Dies liegt weiter in einer politisch beeinflussten Zentralbankpolitik und nicht an den Sanktionen der USA, wie von der türkischen Regierung behauptet. Diese stellen bisher einzig einen psychologischen Faktor dar. Der Türkei bleiben zwei Möglichkeiten: Fehler in der Zentralbankpolitik einzusehen und durch eine "normale" Rezession zu gehen. Sich die Fehler nicht einzugestehen und viel von dem zu zerstören, was in den letzten Jahrzenten aufgebaut wurde.