Eurozone stärker wächst als die USA

 | 05.05.2017 10:31

Forex Report per 5. Mai 2017

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0983 (07.41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0875 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.25. In der Folge notiert EURJPY bei 123.30. EURCHF oszilliert bei 1.0843.

Der Euro diskontiert mit erheblicher Verzögerung positive Daten und Entwicklungen in der Eurozone. Das ist nach dem Abverkauf in der Folge der Wahl Trumps, schon ein Stück weit eine Anomalie.

Die Stimmen, die die Parität des Euros zum USD lautstark forcierten und in der Vergangenheit immer gerne mal forcierten, sind recht leise oder kaum vernehmbar.

Es gibt mehrere Katalysatoren für die aktuell freundliche Bewertung des Euros:

Augenfällig sind die aktuellen Umfragewerte in Frankreich, die sich pro Macron entwickeln und seine Wahl implizieren.

Gleichwohl sollte man das Fell des Bären nicht vorschnell verteilen. Erst Sonntag steht das Ergebnis fest. Die Tatsache, dass die Medien erst jetzt darüber berichten, dass die Eurozone stärker wächst als die USA ist eine schale Nacherzählung, die aber offensichtlich Wirkung erzielt. Eine Wachstumsdiveregnz zu der Eurozone bestand bereits für das Gesamtjahr 2016 (USA 1,6%, Eurozone 1,7%). Uns fehlt in der Berichterstattung der Verweis, welche Qualitäten das jeweilige Wachstum determinieren. In den USA „plenty of credit“, in der Eurozone wiederkehrende Einkommen! Diese Qualitätsdifferenz ist elementar bezüglich der potentiellen Nachhaltigkeit des Konjunkturzyklus!

Die Zinsdifferenz zu Gunsten des USD ist ein Mühlstein am Hals des Euros.

Nachdem EZB-Ratsmitglied Nowotny bereits die Möglichkeit einer Neubewertung der Lage durch den EZB-Rat per Juni andeutete, vernahmen wir gestern auch von dem Chefvolkswirt der EZB Peter Praet interessante Einlassungen, die es wert sind, kommentiert zu werden!

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet betonte, dass man auf der Junisitzung des EZB-Rats auf eine größere Informationsbreite zurückgreifen könne.

Kommentar: Das ist richtig, im September und im Dezember 2017 ist die Fülle noch größer (Stilmittel Sarkasmus)!

Dass die zyklische Erholung sich zusehends festige.

Kommentar: Die Festigung ist spätestens ab Ende 2015 manifestierbar!

Dass Gefahren für die Wachstumsaussichten weiter zurückgingen.

Kommentar: Das gilt ab Ende 2015!

Dass Gefahren für Wachstumsaussichten näher an einer Balance seien.

Kommentar: Das sind sie seit 2016, weil umgesetzte Reformen als Grundlage und wiederkehrende Einkommen als Folge daraus das Wachstum generieren, nicht Kredit!

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Dass die anhaltende geldpolitische Hilfe Schlüssel für Inflationsentwicklung sei.

Kommentar: Das ist absolut falsch. Die Kerninflationsrate oszillierte seit 2014 durchgehend knapp unter der 1% Marke. Rohstoffpreise kann die EZB nicht beeinflussen (exogene Faktoren).

Dass sich die Erholung breiter in der Eurozone gestalte.

Kommentar: Das ist richtig, die Reformländer kommen in Fahrt (Analogie zu Agenda 2010, volle positive Wirkung ab 2010 ff.)

Dass man zuversichtlich sei, dass die Produktionslücke 2019 geschlossen sei.

Kommentar: Wann hat man wegen Produktionslücken in der Historie schon einmal Negativzinsen & Co. verabreicht?

Dass es noch nicht klar sei, wann die geldpolitische Hilfe zurückgefahren werde.

Kommentar: Was brauchen wir? 3% Wachstum?

Fazit:

Die EZB bereitet den Markt nahezu in zärtlicher Manier vorsichtig auf eine Abkehr von der bisherigen Zins- und Geldpolitik vor. Implizit wird der Ausstieg langsam, mühsam und in absoluter Vollkaskomanier vollzogen.

Alle hier gennaten Aspekte sprechen grundsätzlich für eine Fortsetzung der positiven Tendenz zu Gunsten des Euros.

Datenpotpourri Eurozone:

Die Einkaufsmanagerindices von Markit lieferten laut finaler Berechnung per Berichtsmonat April eine Bestätigung der profunden konjunkturellen Performance. Diese Sentimentindikatoren stehen anders als in den USA im Einklang mit den harten Daten.

Der Index für den Dienstleistungssektor markierte mit 56,4 Punkten (Prognose 56,2) den höchsten Wert seit sechs Jahren

Der Composite Index (Dienstleistung und Produktion) erreichte mit 56,8 Zählern (Prognoe 56,7) den höchsten Wert seit
sechs Jahren.