Forex Report per 31.10.2014 - Japan: Gefahren einer Deflation

 | 31.10.2014 13:16

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2574 (07.43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2547 im Europa-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.05. In der Folge notiert EUR/JPY bei 139.63. EUR/CHF oszilliert bei 1.2062.

Wir haben gestern über die US-Notenbank und ihre überraschenden Verlautbarungen berichtet. Was war dann das, was die Bank of Japan heute Nacht unserer Zeit aus dem Hut gezaubert hat?

Nach der drastischen Mehrwertsteuererhöhung im April sieht die japanische Notenbank weiter deutliche Gefahren einer heraufziehenden Deflation. Nachdem Kaufzurückhaltung aufgrund von verteuerten Preisen und nachlassende Investitionen den Aufschwung gefährden, sieht sich die Notenbank zu neuen Winkelzügen gezwungen. In einer knappen Abstimmung hat sie sich zu einer noch aggressiveren Politik durchgerungen.

Sie baut das Wertpapierkaufprogramm um 10 Bill. Yen auf jetzt 80 Bill. Yen (575 Mrd. Euro) pro Jahr aus. Auch der Anteil der Staatsanleihen wird steigen, sowie die Haltedauer der Staatstitel soll ausgeweitet werden, obwohl die Renditen für 10-Jahres-Titel schon vor Verkündung der neuen Maßnahmen unter 0,50 Prozent lagen. Die neuen Maßnahmen zeigen klar, wie angespannt die aktuelle Lage bewertet wird und wie kritisch die Notenbank ihr eigenes Inflationsziel um 2,0 Prozent sieht. Aktuell liegt die Inflation bei ca. der Hälfte. Die Abenomics genannte ultra-expansive Geldpolitik beweist seinen Charakter als gewagtestes Experiment in der aktuellen Notenbank-Landschaft- Erfolg ungewiss.

Die Risikowahrnehmung zeigt sich in der Folge deutlich weniger stark ausgeprägt, Nikkei 225 und Dow 30 konnten erhebliche Zugewinne verbuchen und auch im DAX konnte vorbörslich bereits die 9.300-Punkte-Marke zurückerobert werden, auch wenn später die Euphorie etwas nachgelassen hat und sich der Index vorerst um 9.250 Punkte einpendelt.

Trotz gemischter Zahlen aus Europa, wo sich die Stimmung in der Wirtschaft wieder gefangen hat und Spanien weiter auf Expansionskurs bleibt, aber die deutschen Einzelhandelsumsätze negativ überraschten und die Inflationsdaten mau bleiben, konnte der Euro gegenüber dem Dollar in diesem Umfeld den Weg herab zur 1,2500-Marke vorerst stoppen. Der Euro zeigt sich in momentan angeschlagener Verfassung. Obwohl wir heute eine regelrechte Zahlenflut um den Mittag herum erwarten und die wichtigen Inflationsdaten aus Europa auf uns warten, sollten sich die Bewegungen zwischen 1,2600 und 1,2500 abspielen.

Der Markt hat bereits die nächste Woche im Blick, die uns wieder die turnusmäßige EZB-Monatssitzung liefern wird. Vorher sollen die Devisenmarktteilnehmer sehr zurückhaltend mit neuen Positionen sein. Schließlich hat die EZB in den vergangenen Sitzungen regelmäßig überrascht und wer weiß schon, ob Draghi nicht schon wieder etwas aus seiner Überraschungsbox am Donnerstag herauszaubern wird? Das Thema Ankauf von Unternehmens- und Staatsanleihen brennt den Beobachtern weiterhin unter den Nägeln, gerade nachdem sich die EZB bei Aufkäufen ganzer Covered Bonds Emissionen sehr großzügig gezeigt hat.

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EZB-Mann Nowotny versucht bereits Erwartungen an die Notenbank zu dämpfen. Der österreichische Notenbankpräsident warnt seine Kollegen eindringlich davor sich nicht vor den Karren der Märkte spannen zu lassen. Gegenüber dem Sender CNBC sagte er: "Ich denke nicht, dass wir von den Märkten gedrängt werden sollten, bei jedem Treffen, das wir haben, ein neues Programm vorzulegen." – Gleichzeitig wiegelte er aber auch nicht die Möglichkeit neuer expansiver Maßnahmen ab: "Ich glaube wir alle haben im Leben gelernt, dass wir niemals nie sagen sollten. Aber ich sehe derzeit keine Perspektive dafür."

Wir halten fest: Aus dieser Situation wird die EZB nur sehr langsam und mir sehr viel Fingerspitzengefühl herauskommen. Übrigens sehen wir nicht nur die Märkte mit einer großen Erwartungshaltung an die EZB, sondern auch die Politiker besonders aus Süd- Europa, die immer niedrigere Wechselkurse zur Ankurbelung des Exports erwarten.

Daten von Gestern im Überblick

Unerwartet hellte sich die Stimmung der Wirtschaft im Euroraum auf. Nachdem der Index in den zwei zurückliegenden Monaten Schwächesignale sendete, überraschte der Oktober mit einem Anstieg um 0,8 Zähler auf 100,7 Punkte.
Der Vormonat markierte noch den niedrigsten Indexstand seit November 2013, im Bereichtsmonat konnten alle Bereiche des Indikators zulegen. Besonders hervor taten sich optimistische Dienstleister sowie Unternehmen aus der Baubranche.