Forex Report per 24.10.2012‏

 | 24.10.2012 10:41

Der Euro eröffnet heute (07.05 Uhr) bei 1.2985, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.3059 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.80 In der Folge notiert EUR-JPY bei 103.60, während EUR-CHF bei 1.2105 oszilliert.

Griechenland soll laut einem Bericht der SZ zwei Jahre mehr Zeit bis 2016 (bisher 2014) bekommen, um das Haushaltsdefizit unter die 3% Grenze zu drücken. Die SZ beruft sich auf einen Entwurf für eine Absichtserklärung seitens Griechenlands und den internationalen Geldgebern. Die Verlängerung der Fristen soll auch für die Sektoren des Arbeitsmarktes, der Energiewirtschaft und der Privatisierungen gelten.

Wir sind grundsätzlich mit Entwürfen zu Absichtserklärungen vorsichtig. Fakt ist, dass die Verlautbarungen zu diesem Thema in die Richtung des Entwurfs gingen und gehen. Fakt ist auch, dass eine konjunkturelle Stabilisierung Griechenlands für einen Erfolg der bisher umgesetzten fiskalischen Reformen zwingend erforderlich ist. Das gilt übrigens für alle Reformländer mit Ausnahme Frankreichs. Herr Hollande darf sich etwas mehr mühen. Fakt ist, dass ein verändertes Zeitfenster für die Umsetzung weiterer Maßnahmen in Griechenland geeignet ist, konjunkturelle Stabilität zu forcieren.

Heute ist der Markt auf EZB-Präsidenten Draghi fokussiert. Seine Rede im Bundestag wird mit Spannung erwartet. Erwartungshaltungen bezüglich einer ausgeprägten Stabilitätspolitik sind im Vorwege geäußert worden. Dabei geht es einigen Abgeordneten vor allen Dingen um die Aufrechterhaltung stabilitätsorientierter Ordnungspolitik deutschen Musters aus vergangenen „Friedenszeiten“ vor 2007/2008, in denen Kontinentaleuropa übrigens sklavisch die Erwartungshaltung der Machtachse New York/London erfüllte. Das gilt für den Rechtsrahmen der Bilanzierung (von Marathon zu Sprint), der Deregulierung (Märkte und Institutionen), das internationale Monopoly (insbesondere in der Finanzbranche) als auch der medialen Themensetzung nach Steilvorlage des Determinantenzentrums NY/London (u.a. neue Paradigmen Greenspans) mit den Folgen, dass wir uns ohne sichtbare Lernkurve am Neuen Markt und in der MBS-Krise massiv verbrannten und nahezu eine reformfreudige Eurozone auf dem Altar dritter Interessen opferten.

Wir freuen uns auf Herrn Draghi, weil seine Politik dazu geführt hat, dass das größte Stabilitätsrisiko, ein Scheitern der Eurozone, insbesondere durch die Rolle der EZB unter seiner Führung verhindert wurde.

Dieser Politikstil der EZB, aber mittlerweile auch der kontinentaleuropäischen Politik, ist meines Erachtens auch ein Anerkenntnis, dass die Eurozone nicht mit effizienten Märkten konfrontiert ist, sondern dass es in dieser Auseinandersetzung um weitaus größere Einsätze geht, die in Richtung Finanzkrieg gegen die Eurozone deuten. Die „Märkte“ wetteten auf einen Zerfall der Eurozone, also auf einen Zerfall des Machtzentrums Eurozone (im klassischer Krieg geht es umt nichts anderes), obwohl alle wichtigen Strukturdaten seit 2010 Gesundung insbesondere im Vergleich zu USA, UK und Japan signalisierten. So ein runderneuertes Europa ist fraglos eine Herausforderung und Belastung für reformunwillige Hegemonialisten, deren Einflusssphären auf allen Kontinenten schwinden und deren finanzökonomische Macht an Boden verliert.

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In einem „Finanzkrieg“ ist der deutsche Stil der Ordnungspolitik (grundsätzlich richtig, aber nicht in Extremsituationen) einem Kampf mit Taschenmessern gegen Panzer gleichzusetzen. Was nützt einem schon ein sauberer ordnungspolitischer Tod, mögliche Preisstabilität ohne Jobs und aus dem konjunkturellen Chaos entstehende Risiken für die Demokratie im Namen der (vermeintlichen) Stabilität dieses ordnungspolitischen Ansatzes?

Der gestrige enttäuschende Zahlenpotpourri steht zu größten Teilen im Widerspruch zu den Daten der vorhergehenden Wochen. Wir sind leicht erstaunt. Hier passen Entwicklung der Defizitkrise der Eurozone nicht mit wirtschaftlichen Entwicklungen zusammen, nachdem sich zwischen Krise und
internationaler Wirtschaft im Laufe des Jahres 2012 eine enge Korrelation ergeben hat. Der Markt kapriziert sich derzeit in der Tendenz auf negative Verlautbarungen.

Das Geschäftsklima verzeichnete in Frankreich einen unerwarteten Rückgang von zuvor 90 auf 85 Punkte per Oktober. Die Prognose lag bei 90 Zählern. Damit wurde ein neues Verlaufstief seit Mitte 2011 markiert.