US-Leitzins steigt voraussichtlich nicht im Juni!

 | 21.05.2015 12:19

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1120 (07.46 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1063 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 121.07. In der Folge notiert EUR/JPY bei 134.60. EUR/CHF oszilliert bei 1.0403.

Das Notenbankprotokoll des Offenmarktausschusses der Federal Reserve darf als ein Beleg für eine Annäherung an die Realität verstanden werden. Von daher begrüssen wir den Inhalt.

Der Leitzins wird voraussichtlich nicht im Juni steigen. Das signalisierte der Offenmarktausschuss der Federal Reserve in den Protokollen der letzten Sitzung. Die Mehrheit im Offenmarktausschuss erachtet es als unwahrscheinlich, dass die US-Wirtschaft bezüglich der maladen Konjunktursituation eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik verkraften würde. Das passt in unser Bild, das ohnehin eine nachhaltige Zinswende ausschließt. Man bewertet die Konjunkturschwäche dennoch als nur vorübergehendes Phänomen und stellt gleichfalls fest, dass die Wirtschaftsaussichten mit erhöhter Unsicherheit behaftet sind.

Die Formulierung, dass die Schwäche vorübergehend sei, hat die Qualität der Aussagen der Federal Reserve Gouverneure aus den Jahren 2007/2008, als sie forsch formulierten, „the crisis is contained“. Auch damals widersprachen wir dieser Riege.

Fakt ist, dass seit der Beendigung des US-Anleiheankaufprogramms im Herbst letzten Jahres die US-Konjunkturdynamik dynamisch wegbricht. Das vierte Quartal 2014 enttäuschte mit 2,2% annualisierten Wachstum (Prognose 3,10%). Das erste Quartal 2015 mit 0,2% Expansion wurde von den „Profis“ nicht ansatzweise antizipiert (Prognose zuletzt 1,1% ausgehend von zunächst mehr als 3%) und die aktuelle Wetterlage mit dem GDP-Now Modell der Federal Reserve Atlanta liegt mit 0,7% drastisch unter dem Konsensuswert, der bei knapp 3,0% angesiedelt ist.

Diese Korrelation zwischen schwachen Wachstum und Stopp des Anleiheankaufprogramms, obwohl massiv augenfällig, wird sowohl von den Kollegen als auch den Medien ausgeblendet!

Wir können nicht vollständig ausschließen, dass diese Korrelation zufällig ist. Die nahezu anhaltend enttäuschenden US-Daten seit sieben Monaten sprechen zunehmend gegen die Tatsache, dass es sich um Zufälle oder temporär wirkende exogene Faktoren handelt.

Wir haben in unseren Reports und im Jahresausblick 2015 darauf verwiesen, dass die strukturellen Probleme in den USA nie abgestellt oder nivelliert wurden. Das ist der Katalysator der US-Konjunkturschwäche. Das Wachstum in den USA war getragen von hohen öffentlichen Defiziten und massiven quantitativen Maßnahmen der Zentralbank. Die selbsttragenden Kräfte sind unausgeprägt!

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Seit wann erwarten unsere Kollegen die US-Zinswende? Seit wann werden damit Kapitalströme in die USA gelenkt? Die Antwort lautet, dass dieses Thema seit 18 Monaten Teil des US-Marketings ist. Eigentlich hätten wir seit Mitte letzten Jahres die US-Zinswende längst haben müssen. Was für die USA gilt, gilt übrigens auch für das UK bezüglich der Zinswende.

Intern diskutieren wir die Begriffe Oberflächlichkeit, Naivität und Unterordnung unter die „intellektuelle Führung der Finanzzentren NY und London“ oder sollten wir intern die Begriffe „politische Korrekheit“ und „devote Haltung“ ansprechen. Ja, es geht um die sachliche Diskontierungskraft der Finanzmärkte und damit geht es um die reinigende Kraft, die nach Adam Smith von diesen Märkten ausgehen soll. Sind Finanzmärkte nur noch eine Karrikatur ihrer selbst bezüglich der Diskontierungskraft und ihrer volkswirtschaftlichen Funktion?

US-Datenqualität

Damit kommen wir zu dem nächsten kritischen Punkt. Wie aussagefähig sind statistische US-Daten. Diesbezüglich wenden wir uns den USFrühindikatoren nach Lesart des Conference Board zu, die heute veröffentlicht werden. Frühindikatoren implizieren den zukünftigen Konjunkturverlauf. Was sagen uns die USFrühindikatoren, was sagt die Realität im Verhältnis dazu?

Der Index der Frühindikatoren steht aktuell auf dem höchsten Niveau seit Juli 2007. Seit Januar 2014 legen die Frühindikatoren latent zu und implizieren damit hohes und zunehmendes Wachstum.