Folker Hellmeyer | 21.06.2017 12:53
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1131 (07.31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1119 im US-Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.25. In der Folge notiert EUR/JPY bei 123.87. EUR/CHF oszilliert bei 1.0850.
Zunächst einmal freuen wir uns, dass es positive Prognoseanpassungen für Frankreich und Deutschland und damit die Eurozone gibt. Wir freuen uns auch, dass damit unsere prognostizierten Bandbreite für Deutschland und die Eurozone (Jahresausblick 2017) bestätigt werden.
Die Wachstumsprognose für Frankreich wurde von dem Statistikamt INSEE für das laufende Jahr auf 1,6% nach 1,1% per 2016 heraufgesetzt. Das entspricht der höchsten Wachstumsrate seit sechs Jahren. Auch die Arbeitslosenrate soll auf 9,4% sinken. Das entspräche dem niedrigsten Niveau seit 2011.
Das IFO-Institut erhöhte die Wachstumsprognosen für Deutschland per 2017 auf 1,8% (bisher 1,5%) und per 2018 auf 2,0% (bisher 1,8%). Beschäftigungsrekorde stünden auf der Agenda.
Endogene Stärke auch aus den bisher umgesetzten Reformwerken setzt die Basis für diese aktuelle Outperformance der Eurozone gegenüber den USA.
Wiederkehrende Einkommen als maßgebliche Basis in der Eurozone gegenüber einem überdehnten Kreditzyklus bei historisch laxen Kreditvergabestandards im US-Konsumsektor in den USA zeichnet den Konjunkturpfad der Eurozone aus.
Die Qualitätsunterschiede zwischen der Eurozone und den USA sind drastisch.
Qualitätsmerkmale beantworten die Fragen der Nachhaltigkeit und Trendfähigkeit.
Just in dem Moment, da die Eurozone zu reüssieren begann (wie in Deutschland wirken die Reformen nach 6 Jahren positiv), entschied sich das UK für den Brexit.
Das mediale und politische Gezeter gegen die EU und Kontinentaleuropa, dass uns seit Einführung des Euros systematisch aufgebürdet wurde, entfaltete Wirkung. War es eine gute und intellektuell sensible Entscheidung?
Die britische Regierung als auch die britische Notenbank stellen die eigene Bevölkerung im Rahmen des Brexit auf Einschnitte ein. Viele Unternehmen, die aus dem UK den EU-Markt bedienen, sind jetzt gezwungen das Thema Produktionsstättenverlagerung anzugehen. Nach unserer Kenntis laufen diese Prozesse bereits. Weiterer Kaufkraftverlust für die Bürger des UK steht auf der Agenda.
Also noch einmal, Kontinentaleuropa beginnt zu reüssieren und das UK geht in eine Schwächephase, weil es der EU den Rücken kehrt! Das liefert perspektivisch eine potentielle Basis für eine Neubewertung durch UK-Bürger.
George Soros verkündete diesbezüglich gegenüber Journalisten, dass er die Möglichkeit sieht, dass der konjunkturelle Schmerz, der jetzt auf das UK zukommt, die Basis für einen Exit aus dem Brexit darstellen könne. Sie kennen diese Argumentation zum Exit vom Brexit aus diesem Report.
Wird die endogene Stärke der Eurozone an den Märkten, ob Aktien, Bonds oder der Währung fair diskontiert? Diese Frage ist zu verneinen.
Renditeniveaus bei Staatsanleihen, die Ausdruck von Notfallpolitik der EZB sind, eine Währungsbewertung, die bestenfalls in zärtesten Ansätzen den Realitäten Rechnung trägt oder Aktienmärkte, die schlicht weg und einfach im globalen Umfeld als unterbewertet gelten müssen.
Dazu:
Wo sind die attraktiven Werte, wo ist Belastbarkeit im Konjunkturzyklus?
Das Leistungsbilanzdefizit der USA stellte sich im ersten Quartal auf 116,8 Mrd. USD nach zuvor -112.4 Mrd. USD. Die Prognose bei circa -124 Mrd. USD wurde glücklicherweise verfehlt.
Fakt ist, dass diese Defizite zwar vom Markt ignoriert werden. Sie sind dennoch prekär, weil sie Ausdruck struktureller Schwächen der US-Wirtschaft sind.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0970-1.1000 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
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