Folker Hellmeyer | 20.10.2014 16:45
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2755 (07.47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2737 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.30. In der Folge notiert EUR/JPY bei 136.85. EUR/CHF oszilliert bei 1.2075.
Bei der Durchsicht der Nachrichten seit letztem Freitag ergibt sich ein immer klarer werdendes Bild.
Die Zinsveränderungserwartungen in den USA und UK sind deutlich moderater als zuletzt erwartet und an den Finanzmärkten diskontiert. Anders ausgedrückt bleibt es bei Vollkaskoversicherungen seitens der Zentralbanken der USA und des UK. Hintergrund sind unausgeprägte selbsttragende Kräfte der jeweiligen Konjunkturen.
Gekoppelt mit den Maßnahmen der EZB, die jetzt zum Tragen kommen werden, bleiben die Finanzmärkte auf absehbare Zeit durch extreme Niedrigzinspolitik als auch höhere Liquidität alimentiert.
Das Thema Inflation ist auf absehbare Zeit entkernt! Das hat derzeit maßgeblich mit Basiseffekten bezüglich der Rohstoffpreise, allen voran der Energiepreise, zu tun.
Deutschlands Eliten haben sich im laufenden Jahr in der Wahrnehmung der Konjunkturrisiken massiv verschätzt.
Die aktuellen Einlassungen seitens der deutschen Politik implizieren, dass die Lernkurve daraus unausgeprägt ist.
Die Unwilligkeit den Zusammenhang insbesondere zu der Ukrainekrise zu erkennen und die notwendigen Schlüsse und Maßnahmen daraus abzuleiten, impliziert, dass weiterer Wohlstand Deutschlands diesem außenpolitischen Kurs zum Opfer fallen wird.
Mehr noch wird damit die Erholung der Eurozone gefährdet. Die veränderten statistischen Erfassungsmethoden (siehe Rubrik „Letzte Nachrichten“) liefern diesbezüglich keine Lösung …
Das Krisenrisiko nimmt derzeit zu. Dagegen kann auch die EZB nichts bewirken. Nachdem die EZB mehr Verantwortung in der Krisenlösung von der Politik der Eurozone durch sensible Reformpolitik, durch angemessene Fiskalpolitik und investive Wirtschaftspolitik einforderte und erwartete, ist die Außenpolitik der EU nicht wirklich das richtige Mittel, um bei der Krisenlösung die notwendige Traktion zu entwickeln.
Bezüglich der Hintergründe der Ukrainekrise (Nuland, Brezsinski, Aktion/Reaktion) verweisen wir auf die Forex Reports seit März dieses Jahres.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die hier eingenommene Haltung in bilateralen Gesprächen auf nachhaltige Zustimmung bei nicht unwesentlichen Entscheidungsträgern trifft. Intern diskutieren wir den Begriff und die Malaise der „Politischen Korrektheit“.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die am Freitag veröffentlichten Wirtschaftsdaten:
Die öffentliche Haushaltslage Russlands spottet jeder Absenkung der Bonität. Der Überschuss stellte sich per August auf 17.143 Mrd. Rubel. Einnahmen legten im Jahresvergleich um 10,8% zu, während Ausgaben um 6,9% zunahmen. Von derartigen Haushaltslagen träumt man im Westen und stuft durch den Westen Russland herab. „Chapeau!“
Ja, auch in Spanien kommt die Abkühlung der Konjunktur an. Per August brachen die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr um 3,8% nach zuvor +2,3% ein. Mancmal sind Bilder eine Warnung …
Nein, in den USA ist die Traktion der US-Geopolitik an den Wirtschaftsdaten des letzten Freitags weit weniger oder gar nicht erkennbar.
Beubaubeginne legten per September von 957.000 auf 1.017.000 in der annualisierten (auf das Gesamtjahr hochgerechnet) Fassung zu. Baugenehmigungen verzeichneten einen Anstieg von 1.003.000 auf 1.018.000.
Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan legte per Oktober von 84,6 auf 86,4 Punkte zu und markierte den höchsten Wert seit 2007!
Manches macht sehr nachdenklich … und auch betrübt.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das in der Parität EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert. Erst ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2650 – 1.3000 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
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