Folker Hellmeyer | 20.03.2015 13:48
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0695 (07.31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0614 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.68. In der Folge notiert EURJPY bei 129.05. EURCHF oszilliert bei 1.0573.
Der Ausflug des Euros gegenüber dem USD über die Marke von 1,10 wirkt in der Rückbetrachtung wie eine Eskapade, in der einige „kluge“ Marktteilnehmer sich freundlich an den „Stop-Loss Orders“ des Marktes gütlich taten. So etwas ist natürlich nur dann möglich, wenn die Orders auf wenige Institute und deren Handelssysteme verteilt sind, da nur dann das Wissen über die Volumina und die Niveaus vorliegen. Ist das der Fall? Oligopole sind schon klasse … Die Analysten am Finanzmarkt bedienen sich des Dauerbrenners Griechenland, um den erneuten Vertrauensverlust in den Euro zu begründen. Das hat oberflächlich Charme. Wer jedoch tiefer gräbt, muss zu der Erkenntnis kommen, dass die Lage durchaus differenzierter zu betrachten ist. Während vor zwei Jahren noch das Thema „Grexit“ die gesamte Ökonomie der Eurozone lähmte, ergibt sich im jetzigen Umfeld ein völlig anderes Bild.
Trotz der Möglichkeit des griechischen Austritts liefert die Eurozone überwiegend positive Überraschungen bei den Konjunkturdaten. Die Situation ist damit eine völlig andere als in der Vergangenheit. Das hat auch etwas mit der Rolle der EZB zu tun. Fakt ist, dass die Ansteckungsrisiken durch veränderte Strukturen innerhalb der Eurozone weitest gehend eliminiert sind. Nur deswegen kann sich das Konjunkturbild der Eurozone so entwickeln, wie es derzeit ist.
Wenn der IWF und OECD in diesem Umfeld Wachstumsprognosen der Eurozone und der erfolgreichen Reformländer nach oben korrigieren und der Devisenmarkt den Euro gleichzeitig nach unten schleust, entspricht das nicht einer sachlichen Diskontierung der Realitäten. Das gilt um so mehr, wenn gleichzeitig die US-Konjunkturdaten latent enttäuschen und die Sachlichkeit und damit die Glaubwürdigkeit des Offenmarktausschusses der Federal Reserve implizit in Frage gestellt wird. Die Reaktionsmuster des Devisenmarktes entsprechen dem Muster der Vergangenheit. Ergo sind wir mit einer Inkongruenz zwischen Ökonomie und Devisenmarkt konfrontiert, die sich in eine Richtung lösen muss. Da ein schwacher Euro eher konjunkturell positiv auf die Wirtschaft der Eurozone wirkt, ist die Wahrscheinlichkeit nicht unerheblich, dass der Devisenmarkt Reaktionspotential entwickeln muss.
Wenden wir uns den US-Fakten zu:
Gestern enttäuschte der viel beachtete Philadelphia Business Index per Berichtsmonat März. Der Index sank unerwartet von 5,2 auf 5,0 Punkte. Die Prognose lag bei 7,4 Zählern. Der Index markierte damit den tiefsten Stand seit circa 12 Monaten. Die entscheidenden Subindices waren von deutlicherer Schwäche im Monatsvergleich geprägt. Der Auftragsindex sank von 5,4 auf 3,9 Punkte. Der Beschäftgungsindex ging von 3,9 auf 3,5 Zähler zurück. Die Entwicklung der Preisindices impliziert einen drastisch zunehmenden Margendruck (= geringere Profitabilität). Der Blick auf den Chart unterstreicht die relative Schwäche im Zeitverlauf der letzten fünf Jahre.
Die Arbeitslosenerstanträge waren in der Berichtswoche per 14. März mit 291.000 nach zuvor 290.000 wenig verändert. Das Niveau ist unprekär.
Die Leistungsbilanz der USA enttäuschte per 4. Quartal 2014. Das Defizit legte im Quartalsvergleich von zuvor -98,9 auf -113,5 Mrd. USD zu. Die Prognose war bei -103,6 Mrd. USD angesiedelt. Damit stellte sich das höchste Defizit seit dem 2. Quartal 2012 ein.
Die Frühindikatoren nach Lesart des „Confernce Board“ warfen und werfen massive Fragen bezüglich der Aussagekraft auf. Während die US-Wirtschaft in eine markante Schwächephase eintrat (siehe Fed Atlanta GDPnow) erreichen die Frühindikatoren die höchsten Marken seit 2007. Gemäß Konsensusprognose nahm der Index um 0,2% zu. In den letzten sechs Monaten legte der Index um 5% zu, während das BIP im vierten Quartal 2014 mit 2,2% annualisiertem Wachstum enttäuschte und das GDPnow der Fed Atlanta eine massive Abkühlung auf aktuell 0,3% in der annualisierten Fassung per 1. Quartal impliziert. Wo liegt die Aussagekraft dieses Frühindikators? Wir haben vor einigen Jahren hier im Forex Report auf nivellierende Anpassungen in dieser Statistik hingewiesen. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 – 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.
Viel Erfolg!
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