Rückfall der Weltwirtschaft in die Krise?

 | 18.11.2014 12:24

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2471 (07.58 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2442 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 116.66. In der Folge notiert EUR/JPY bei 145.50. EUR/CHF oszilliert bei 1.2014.

Russland, Deutschland und Polen zwingen sich gegenseitig zu Rotationen im diplomatischen Korps. Kanzlerin Merkel warnt vor einem Zerfall der EU-Front in der Auseinandersetzung mit Russland. Im Westen redet man jetzt von einer geopolitischen Auseinandersetzung und weniger von Demokratie und Freiheit der Ukraine.
Poroschenko bemüht sich um Verbalakrobatik des letzten Jahrhunderts (totaler Krieg). Einige Medien fokussieren sich darauf, das Putin-Interview des NDR klein zu schreiben. Trotz der großen Unsicherheiten im Ukrainekonflikt sind erste belastbare Entwicklungen seitens der EU erkennbar. Losgelöst von oben erwähnten Entwicklungen stehen weitere Wirtschaftssanktionen der EU nicht zur Disposition. Mehr noch will man den Dialog mit Russland verstärken. Darüber sind wir erfreut. Diese in der Tendenz rationale und deeskalierende Entwicklung unterstützt leichten Optimismus für Konjunktur und Märkte.

Die Tendenz mag auch mit den Einlassungen Camerons zu tun haben. Premierminister Cameron warnt vor einem Rückfall der Weltwirtschaft in die Krise. Grund seien die geopolitischen Risiken, das unbefriedigende Konjunkturbild der Eurozone sowie Wachstumsschwäche in den Schwellenländern, schrieb Cameron in einem Beitrag für die britische Zeitung "Guardian". Vielleicht gab es auch einige Warnungen seitens nichtwestlicher Länder bezüglich der Geopolitik des Westens auf dem G-20 Treffen?

Diese Warnung Camerons als auch die Bereitschaft der EU zu einem verstärkten Dialog mit Russland lassen Rückschlüsse auf das G-20 Treffen, aber auch auf die vorgelagerte APEC-Konferenz zu. Die in den westlichen Medien zur Schau gestellte Machtfülle des Westens überzeugt nicht nachhaltig. Die Grenzen des westlichen Machtapparats werden offensichtlich erkennbarer. Plakativ mag das Foto des APEC-Gipfels mit Obama am Rand und Putin und Xi im Zentrum dafür stehen. Die EU war gar nicht anwesend (…)!

Inhaltlich steht das Scheitern der USA mit ihrem Angebot eines Freihandelsabkommens unter Ausschluss Chinas für das Thema Machtverschiebung (das war seitens der USA übrigens ein sportlicher Affront gegenüber China). Das Selbstbewusstsein der Shanghai Corporation nimmt aus guten Gründen zu. Dort liegt ein höherer Wachstumspfad vor und geringere Strukturprobleme als im Westen belasten. Die jetzt in Angriff genommene weitere infrastrukturelle Erschließung Eurasiens stellt einen gewichtigen Plan mit langfristig erhöhtem Wachstumspotential dar. Dort kombinieren sich Rohstoffressourcen mit Nachfragepotential. Werden diese Realitäten jetzt politisch im Westen angemessen und ohne Hybris diskontiert?

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Werfen wir einen Blick auf weitere Entwicklungen, die Ausdruck dieser Tendenzen sind:

Die Bundesbank erwägt hinsichtlich der bedeutenderen globalen Rolle des Renminbi Devisenreserven in der chinesischen Währung aufzubauen. "Die Wahrscheinlichkeit wird steigen, dass der Renminbi ein Teil der Devisenreserven der Deutschen Bundesbank wird", sagte Vorstand Joachim Nagel.

China und Australien unterzeichneten nach langwierigen Verhandlungen ein weitreichendes Freihandelsabkommen. Australische Landwirte und Dienstleister erhalten einen besseren Zugang zum chinesischen Markt. China kann im Gegenzug im rohstoffreichen Australien leichter investieren. "Beide Seiten haben entschieden, ihre bilateralen Beziehungen zu einer umfassenden strategischen Partnerschaft zu erheben", sagte der chinesische Präsident Xi Jinping.

Nüchterne Analysen bieten die Grundlagen für sachliche Gespräche, um Interessenausgleiche zu forcieren. Ansätze dafür sind jetzt erkennbar.

Die Handelsbilanz der Eurozone überzeugte mit einem Überschuss in Höhe von 18,5 Mrd. Euro nach zuvor 8,6 Mrd. Euro. Exporte legten im Jahresvergleich um 8,5% zu. Importe verzeichneten einen Anstieg in Höhe von 3,9%. Beide Werte implizieren eine stärkere wirtschaftliche Aktivität. Der beigefügte Chart unterstreicht die wiedergewonnene Konkurrenzfähigkeit der Reformländer der Eurozone. Strukturreformen zahlen sich aus!