Folker Hellmeyer | 17.08.2017 09:42
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1783 (07.35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1681 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.1365.
Im Nordkoreakonflikt ergeben sich derzeit Determinanten, die entspannendes Momentum entwickeln. So lobte der US-Präsident Nordkoreas Staatschef Kim für den Rückzieher bei den geplanten Provokationen bezüglich Guam. Mehr noch vereinbarten die Regierungen der USA und Südkoreas, dass die USA vor einer Aktion gegen Nordkorea die Zustimmung Südkoreas suchen würden.
Fazit:
Die „Kuh“ ist nicht vom Eis, das Eis, auf dem die „Kuh“ steht ist aber dicker. Das goutiert der Finanzmarkt mit einer leicht zunehmenden Risikofreude.
Laut britischen Nachrichtensender SKY-News könnte sich die nächste Brexit Runde in den Dezember verschieben, weil gemäß britischen Insidern nicht genügend Fortschritte erzielt würden. Dem stimmen wir nach dem letzten britischen „Paper“ zu. Auch dieses „Paper“ war Ausdruck von Rosinenpickerei, die am Ende von dem Rest der EU zu bezahlen wäre.
Eine weitere Verzögerung wäre für den Prozess der Verhandlungen bezüglich des verbleibenden Zeitfensters bedauerlich, insbesondere für das UK. Dort wird der Schaden für die Menschen durch diese Taktik im Zweifelsfall deutlich erhöht.
In Teilen der britischen Regierung setzt man auf eine CDU/FDP Koalition bei den Neuwahlen mit der Erwartung, dass eine derartige Koalition gegenüber dem UK nachgiebiger wäre.
Nun, diese Vorstellung muss unter rationalen Gesichtspunkten als grotesk bezeichnet werden, da eine deutsche Regierung die Interessen Deutschlands und der EU ex UK zu vertreten hat, nicht die des UK.
Vor dem Hintergrund dieser Meldung, sofern sie denn wahr ist, ensteht ein Bild, das einem Pokerspiel Londons in wesentlichen Konturen entspricht. Es sind in dem gesamten Komplex seit der Abstimmung zu Gunsten des Brexits seitens der britsichen Politik Ansätze der Spieltheorie erkennbar, um Druckszenarien zu entwickeln.
Die Kunst dieser Form der britischen Diplomatie den Weg zu versperren liegt darin, dieses Spiel im Rahmen der Spieltheorie nicht anzunehmen. Das gilt auch für eine denkbare neue Bundesregierung in der Konstellation CDU/CSU/FDP.
Vor diesem Hintergrund machen die jüngsten Einlassungen Sabine Lautenschlägers Sinn.
EZB-Direktorin Lautenschläger: „Ich habe eine sehr klare Botschaft für sowohl kleine als auch große Banken: Die Uhr tickt!“ Zur Sicherheit sollten sich die Banken auf einen harten Brexit einstellen (= Ausstieg des UK ohne Handelsabkommen und Übergangsphase).
Das Protokoll der Federal Reserve lieferte belastbare Erkenntnisse, dass der Einstieg in die Bilanzverkürzung im Herbst dieses Jahres beginnt.
Hinsichtlich des Pfads weiterer Zinserhöhungen ergab sich ein gemischtes Bild. Das aus Sicht der US-Zentralbank nach wie vor mäßige Inflationsklima eröffnet Spielräume für eine weniger stark ausgeprägte Dynamik im Erhöhungszyklus.
Wer sich mit der Schuldenpyramide in den USA (Aggregate Konsum, Staat und Unternehmen auf historischen Höchstmarken) auseinandersetzt, wer gleichzeitig für US-Wachstumsprognosen von mehr als 2% steht, der sollte keinen allzu sportlichen Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve unterstellen …
Die erste Schätzung des BIP der Eurozone für das 2. Quartal 2017 überzeugte mit einem Wachstum im Quartalsvergleich um 0,6% nach zuvor 0,6% im 1. Quartal und 2,2% nach zuvor 2,1% Im Jahresvergleich.
Damit kam es zum höchsten Anstieg im Jahresvergleich seit 1. Quartal 2011! Es gab übrigens nur zwei Quartale seit 2007, in dem das Wachstum höher als 2,2% lag.
Aus den USA erreichten uns schwache Konjunkturdaten.
Die Anzahl der Neubaubeginne sank in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung per Berichtsmonat Juli von 1.213.000 auf 1.155.000 Objekte (Prognose 1.220.000). Die Baugenehmigungen fielen von 1.275.000 auf 1.223.000 (Prognose 1.250.000).
Die Neubaubeginne bewegen sich damit weiter auf dem Erholungsplateau mit leicht negativen Vorzeichen. Dieses Plateau ist im historischen Kontext und insbesondere bezüglich des Bevölkerungswachstums als unterproportional zu klassifizieren. Damit ist es auch Ausdruck der gelebten Ungleichheit in den USA als Folge des neokonservativen Geschäftsmodells, das immer noch vorherrscht.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung bezüglich EUR-USD favorisiert. Eine neue Bandbreite ist etabliert. 1.10 – 1.12 stellt eine solide Unterstützungszone dar, während das Niveau 1.18 – 1.20 eine (noch) markante Widerstandszone liefert. „Buy the Euro-Dip“ Strategien sind in der Bandbreite favorisiert.
Viel Erfolg!
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