HSH Nordbank | 16.08.2012 11:01
Der Euro eröffnet heute (07.37 Uhr) bei 1.2285, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2262 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.35 In der Folge notiert EUR-JPY bei 97.45, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.
Deutschland ist schon spitze. Wir wachsen stärker als die anderen europäischen Länder. Unsere fiskalische Situation ist dank der konjunkturellen Expansion stabil. Okay, seit 2004 ist das Wort Reform ein Fremdwort, aber davor wurde nachhaltig restrukturiert und mehr noch haben unsere Firmen sich latent den Herausforderungen gestellt und die Begriffe Innovation und Kostenmanagement groß geschrieben und Tarifparteien haben sensibel reagiert.
Man fühlt sich derzeit in Deutschland erhaben und erkennt nur unzureichend die konjunkturelle Interdependenz, der Deutschland ausgesetzt ist. Zumindest ist das der Eindruck, den ich von meinen Vortragsreisen, Gesprächen und auch aus Teilen des medialen Sektors mitnehme. So ein
erhabenes Verhalten ist riskant und hat Deutschland in den letzten mehr als 100 Jahren immer nur geschadet. Hoch sitzende Reiter können tief fallen.
Fakt ist, dass Deutschland in der Krise 2008 – 2010 stärkere Konjunktureinbrüche als andere europäischen Länder verbuchen musste. Das ist Beleg unserer Anfälligkeit, konjunkturell aber auchfiskalisch. Nur aggressive konsumtive Wachstumspolitiken und die global verabreichten
Konjunkturspritzen haben stärkeres Chaos für die Exportnation Deutschland verhindert. Dafür haben wir uns übrigens noch nie bedankt.
Noch brummt unsere Konjunktur. Die Arbeitsmärkte laufen auf höchstem Niveau und liefern die besten Daten seit 22 Jahren. Diese gute Performance wurde gestern auch für die deutsche Industrie bestätigt. Trotz zuletzt sinkender Aufträge, dank eines soliden Auftragspolsters, beschäftigt die deutsche Industrie so viele Mitarbeiter wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Das Verarbeitende Gewerbe zählte im Juni etwas mehr als 5,2 Millionen Beschäftigte oder circa 128.000 (+2,5 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Das ist der höchste Stand seit Dezember 2008, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.
Das freut uns sehr, das wollen wir gerne perpetuiert sehen. Die negativ geprägte Stimmungslage (Rolle des Boulevard) in Deutschland gegenüber der Eurozone und der zum Erhalt der Integrität notwendigen Solidarität stehen dem jedoch diametral gegenüber.
Hat sich der „durchschnittliche“ deutsche Arbeitnehmer schon einmal gefragt, was die Folgen eines Zusammenbruchs der Eurozone bedeuten würde? Eine Entwicklung, wogegen die Lehmanpleite als minor eingeschätzt werden müsste.
Fragen über Fragen, die auf Antworten warten ….
Genießen wir die kommoden Umstände, solange sie anhalten, solange es die Eurozone gibt. Das deutsche „Konjunktureis“ könnte bei mangelnder kontinentaleuropäischer Solidarität dünner sein, als es der Durchschnittsbürger und manch ein Politiker oder auch Professor derzeit glaubt. Fehler sind im weiteren Verlauf nicht mehr reversibel.
„Food for thought!“
Wenden wir uns den gestern veröffentlichten Konjunkturdaten zu:
Die US-Verbraucherpreise waren per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich unverändert. Analysten hatten eine Zunahme um 0,2% unterstellt. In der Folge ergab sich im Jahresvergleich ein Anstieg um 1,4% nach zuvor 1,7%. Die Prognose lag bei 1,6%.
Viel Erfolg !
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