Bank of England forciert GBP-Stärke

 | 15.09.2017 09:38

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1912 (07.38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1837 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.55. EUR-CHF oszilliert bei 1.1477.

Die Nachrichtensendungen fokussieren sich heute erneut auf Nordkoreas Raketen. Damit wurde ich heute früh um fünf Uhr von Bremen 1 geweckt.
Die internationale Empörung ist diesbezüglich ausgeprägt. Die Vereinten Nationen werden das Thema heute noch aufnehmen. Die Reaktion an den Märkten war sehr übersichtlich. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen bewegt sich Japans Aktienmarkt, die Rakete flog über Japan hinweg, mit gut 0,5% im Plus.
Die Marktreaktionen zuvor sahen vollständig anders aus. Damit suggeriert der Markt, dass diese Aktionen Nordkoreas als das verstanden werden, was sie voraussichtlich sind, Provokationen. Wie reagiert man auf Provokationen? Wenn man sie ignoriert, wenden sie sich häufig gegen denjenigen, der provozieren will, da seine Ziele nicht erreicht werden …

Gestern lieferte die Sitzung des MPC der Bank of England überraschende Neuigkeiten. Erwartungsgemäß wurde an der Zins- und Geldpolitik der Bank of England keine Veränderung vorgenommen (Leitzins 0,25%, WP-Käufe 435 Mrd. GBP).
Die britische Notenbank signalisierte aber trotz der mit dem Brexit verbundenen Konjunkturrisiken, dass bei weiter steigendem Preisdruck eine Zinserhöhung in den kommenden Monaten wahrscheinlich sei.
In der Folge dieser sich potentiell verändernden Zinslandschaft legte das GBP an den Devisenmärkten sportlich zu und markierte gegenüber dem Euro die höchsten Niveaus seit Juli 2017, potentielle britische Konjunkturlage hin oder her.
Lehnen wir uns einen Moment zurück. Der deutliche Anstieg der Preisinflation (CPI zuletzt bei 2,9%) ist korreliert mit dem Verfall des Pfundes. Nun wird dem Markt die „Karotte“ Zinserhöhung in naher Zukunft offeriert, was das Pfund stärkt und damit den Preisauftrieb dämpft. Damit entfällt dann wieder das Argument für die Zinserhöhung, die für die hoch verschuldeten privaten Haushalte im UK neben den erlittenen Kaufkraft- und damit Wohlstandsverlusten äußerst schmerzhaft wären. So sieht smarte Zentralbankpolitik aus. Der Markt schafft möglicherweise dank dieser Verbalakrobatik der BoE von sich aus die Grundlage durch Neupositionierung zu Gunsten des Pfundes, dass das Ereignis, auf das der Markt spekuliert, am Ende voraussichtlich gar nicht eintreten wird. Das hängt natürlich von der Nachhaltigkeit der jetzt einsetzenden Bewegung ab. Sollten wird in Bereich von 0,82 – 0,85 zurückfallen, wäre das Ziel der BoE wohl erreicht.

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Wir hören aus dem „Finanzbusch“, dass Jens Weidmann, unser Präsident der Bundesbank, eine zweite Amtszeit ins Auge gefasst hat. Davon gehen wir hier aus und freuen uns sehr darüber.
Die jüngsten Einlassungen Weidmanns belegen Weitsicht und Professionalität. Jens Weidmann mahnte, dass der EZB-Rat den richtigen Zeitpunkt für eine geldpolitische Normalisierung nicht verpasse. Er verwies darauf, dass davon losgelöst die monetären Bedingungen noch lange Zeit konjunkturstützend wirken werden. Es stelle sich die Frage, wieviel Wasser unter dem Kiel der Geldpolitik bleibt, wenn es zum nächsten Abschwung kommt. Weidmann liegt mit diesen Einlassungen richtig!

Aus Kontinentaleuropa erreichen uns gute Nachrichten:
Laut Angaben des portugiesischen Statistikamtes steht Portugal ein weiteres Rekordjahr im Sektor Tourismus ins Haus. Der Umsatz legte seit Jahresbeginn im Jahresvergleich um 17% zu (BIP Prognose 2017 2,0% nach 1,4% per 2016).

Die wirtschaftliche Erholung Griechenlands wirkt sich zunehmend auf dem Arbeitsmarkt (nachlaufender Indikator) aus. Im zweiten Quartal kam es zu einem Rückgang der Quote von zuvor 23,3% auf 21,1%.

Aus den USA erreichten uns Daten von der Preisfront:
Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat August im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,1% zu. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 1,9% (Prognose 1,8%) nach zuvor 1,7%).
Die Kernrate nahm im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%) zu. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,7% nach zuvor 1,7% ein.
Der Markt war ganz heftig aufgeregt wegen der Verfehlung der Prognose um 0,1% und wollte daraus das Szenario einer möglichen erhöhten Wahrscheinlichkeit einer potentiell schnelleren Zinswende organisieren. Das schlug nach circa 10 Minuten nach der Veröffentlichung aus sehr guten Gründen fehl (strukturell!).
Wir bieten Ihnen gerne einen Blick auf die Entwicklung der Kernrate im historischen Verlauf: