Folker Hellmeyer | 12.10.2015 10:00
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1370 (07.45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1274 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.65 EUR-CHF oszilliert bei 1.0930.
Das jüngste IWF und Weltbank Treffen in Lima liefert neue Erkenntnisse, die veränderte Konjunkturzyklen auf globaler Ebene im Verlauf der nächsten 12 – 15 Monate implizieren.
Russlands Wirtschaft hat die durch die Sanktionspolitik erzwungenen Stresszustände bisher besser überstanden als gemeinhin erwartet wurde. Auch der IWF teilt diese Meinung. Die Neuausrichtung bei den Zulieferern verlief unproblematischer als prognostiziert. Die politische Isolierung wurde schlussendlich nur von den Kernstaaten des Westens gelebt und mittlerweile partiell in Frage gestellt. In der Folge der Sanktionspolitik sind neue, vor allen Dingen zuverlässige Versorgungswege für Russland etabliert. Als Konsequenz dieser für Russland positiven Entwicklung wurde jetzt die Prognose des erwarteten Haushaltsdefizits per 2015 von 3,7% auf 3% des BIP angepasst. Mit der Umsetzung des Aufbaus der eurasischen Infrastruktur, statistisch erfassbar ab Mitte 2016, ergibt sich eine deutlich aufgehellte Tendenz für die weitere Entwicklung des russischen BIP und der Haushalte.
Die Notenbank Chinas hat die Anleger auf ein Ende der Marktschwäche eingestimmt. Die Korrektur am Aktienmarkt sei fast vorüber, sagte Vizechef Yi Gang nach bei einem Treffen des IWF in Peru. Die direkten Auswirkungen der Kursschwäche auf die Konjunktur Chinas seien begrenzt. Der Staat habe mit diversen Maßnahmen reagiert, um Systemrisiken auszuschließen. Auch hier ist eine Stabilisierung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds messbar. Der Aufbau der Infrastruktur Eurasiens wird nachhaltig positive Impulse für Chinas Konjunktur setzen. So haben chinesische Unternehmen die Position von Siemens (DE:SIEGn) (Hochgeschwindigkeitsstrecke Moskau/Kasan) und Alstholm (Moskau/Peking) eingenommen, um zwei Projekte als „pars pro toto“ anzuführen.
Die Eurozone wartet mit einer stabilen ökonomischen Performance auf. Gleichwohl sind die mittel- und langfristigen Folgen der „Regime Change“ Politik dritter Kräfte nicht voll absehbar. Neben dem positiven, aber kreditfinanzierten (Qualität des Impulses?) Wachstumseffekt zunehmenden Konsums basierend auf dem erheblichen Flüchtlingszustrom, stellen sich vor diesem Hintergrund Fragen der innenpolitischen Stabilität in den Ländern als auch bezüglich des inneren Konsenses in der EU und des Umgangs in der EU miteinander. Die desintegrative Kraft dieses Problems ist erheblich.
Die US-Konjunkturschwäche wird mehrheitlich als transitorisches Phänomen behandelt. Wir haben an dieser Stelle immer wieder die strukturellen Defizite der US-Wirtschaft thematisiert, die den Begriff transitorisch (vorübergehend) ausschließen. Vor diesem Hintergrund nehmen wir die Aussagen des Chefs der Federal Reserve Chicago Evans ernster als die Einlassungen der Herren Fisher und Dudley (siehe Rubrik „Letzte Nachrichten“).
Am Freitag lieferten die US-Großhandelsdaten nicht ansatzweise eine Unterfütterung der Position der Herren Fisher und Dudley. Ganz im Gegenteil liefern diese Daten einmal mehr Implikationen für eine zukünftige Abschwächung im Sektor Produktion und Verarbeitung, der von gut bezahlten Jobs geprägt ist.
Per Berichtsmonat August legten die Lagerbestände im Monatsvergleich um 0,1% zu. Nachfolgender Chart belegt das historisch hohe Niveau der Lagerbestände.
Der Absatz sank im Großhandel per Berichtsmonat August dagegen sportlich um 1,0% im Monatsvergleich. Das Niveau des Absatzes nimmt unter Schwankungen seit Juli 2014 ab und stellt sich derzeit auf das Niveau 2013.
In der Folge nahm das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz von 1,30 auf 1,31 Monatsumsätze zu.
Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass derartige Niveaus in der Vergangenheit mit Rezessionen der US-Wirtschaft einhergingen.
Der Blick auf die Veränderungsraten im Jahresvergleich bei Lagerbeständen (rot) und Absatz (blau) verdeutlicht die kritische Konstellation.
Entweder müssen die Absätze dynamisch steigen oder die Lager abverkauft werden bei rückläufiger Produktion (kontraktive Wirkung auf BIP).
Ob man das in der Federal Reserve und an den Finanzmärkten versteht?
„Food for thought!“
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0980 – 1.1010 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
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