Bremer Landesbank | 12.09.2014 13:20
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2924 (07.48 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2912 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.2093.
Auch heute steht die Politik wieder oben auf der Agenda. Wenig erbaulich sind die neuen Sanktionen gegen Russland, die die Eskalationsspirale weiter drehen werden. Die nun in Kraft getretenen Sanktionen richten sich gegen die Rüstungs-, Finanz-, und Energiewirtschaft des Landes sowie gegen Einzelpersonen, die Wirtschaftsbeziehungen zum Westen unterhalten.
Dabei sind die Anzeichen von Entspannung in dieser unüberschaubaren Lage in der Ostukraine relativ klar. Die vereinbarte Waffenruhe hält und Russland hat laut Medienberichten bereits den Großteil seiner Truppen abgezogen. Die Fortschritte bei der Umsetzung des ausgehandelten Friedensplans sind erkennbar, verhindern aber gleichzeitig nicht den Einsatz neuer Sanktionen.
Vordergründig werden die neuen Sanktionen, die maßgeblich von der Bundesregierung in Bewegung gebracht wurden, durch das fehlende Vertrauen in Putin gerechtfertigt. Die Bundesregierung stellt die Umsetzung der Sanktionen klar vor die wirtschaftliche Entwicklung der heimischen Unternehmen, die schon jetzt deutlich unter den Sanktionen leiden und deren Auswirkungen noch deutlichere Spuren hinterlassen werden als die Politik derzeit vermuten mag.
Damit scheint die Bundesregierung stärker als zuletzt von ihrem Kurs einer diplomatischen Lösung abzuweichen, wobei die Verlautbarungen aus dem Kanzleramt die Notwendigkeit zu Gesprächen mit Moskau und Kiew in den letzten Tagen besonders deutlich hervorhoben.
Diese Taktik aus Härte und Diplomatie ist vielleicht ein politisches aber in jedem Fall ein wirtschaftliches Wagnis der Regierung.
In den vergangenen Wochen haben wir viele Fragen über die Osterweiterung der EU sowie Fragen über unbelegbare Behauptungen (Maidan, Odessa, MH17 um nur die Spitze des Eisbergs zu nennen) des Westens gestellt.
Es gibt weiter keine belastbaren Beweise für die Schuldzuweisungen der westlichen Statten in diesem Konflikt, die den wesentlichen Nährboden für das Inkrafttreten der Sanktionen bilden. Die Beweislage ist weiterhin als unklar einzuwerten – ist es nicht angesichts dieser absolut nebulösen Anschuldigungen äußerst irritierend von fehlendem Vertrauen zu sprechen. Lernen wir nicht schon als Halbwüchsige nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, weil diese Form der Bloßstellung oft mit abschreckenden Gegenreaktionen beantwortet wird?
Derweil sorgt man sich in Europa um die Konjunktur. Angesichts der schwächelnden Wirtschaftslage fordert nun auch EZB-Primus Mario Draghi erneut die Staaten zu mehr Handlungen auf. Im Kern leidet Europa – und hier ist ausdrücklich Deutschland betroffen – unter zu schwachen Investitionen. Im Gegensatz zu den USA, die die Re-Industrialisierung nach dem großen Crash in 2008 vorantreiben liegen die Investitionen in Europa noch immer unter dem Vorkrisenniveau. Er sagte, dass stärkere Investitionen Bedingung dafür seien, dass Europa eine nachhaltige Erholung erlebt. Strukturreformen, die richtige Finanz- und Geldpolitik könnten nur „Hand in Hand“ mit Investitionen die Probleme in der Eurozone lösen.
Die EZB habe mit ihrer lockeren Geldpolitik ihren möglichen Beitrag geleistet, so Draghi. Nun sei die Politik an der Reihe strukturelle Dinge zu ändern.
Dem ist nicht viel hinzu zu fügen – und stellt gleichzeitig die Politik der EZB in Frage. Hat man nicht die Zinsschraube bereits „über-„ dreht“? Denn trotz der letzten Zinsrunden blieb der erhoffte Effekt auf die Kreditvergabe in Euroland aus. Die rekordniedirigen Zinsen erreichen nicht die Realwirtschaft – der Instrumentenkasten ist besonders nach dem vergangenen Donnerstag sehr leicht geworden. Die noch denkbaren Maßnahmen in Richtung QE, also der Kauf von ABS oder Anleihetiteln gelten als Schwergewichte und würden bei Einsatz wohl deutliche Nebenwirkungen zeigen, die mittel- und langfristig Schaden anrichten könnten. Schon jetzt sind die Renditen für Staatsanleihen auf Rekordniveaus angelangt, zusätzliche Käufe würden die Renditen weiter drücken. Den Regierungen würde die Schuldenaufnahme noch einfacher fallen..
Die aktuelle Datenlage ist als unspektakulär einzustufen. Spannender sollte es in der kommenden Woche werden, wo besonders der Mittwoch mit der FED-Zinsentscheidung im Fokus steht. Am Mittwoch und Donnerstag erwarten uns diverse Konjunkturzahlen aus Europa und USA.
Daten von Gestern:
Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der vergangenen Woche waren in den USA aufgrund des Labor Days verzerrt. Der Anstieg auf 315.000 Erstanträge nach 302.000 in der Vorwoche ist daher als unkritisch zu sehen.
Das Haushaltsdefizit der USA (federal Budget) stellte sich im August auf -129 Mrd. USD. Damit liegt es 13 Prozent unter dem Vergleichsmonat im Vorjahr, wie das Finanzministerium gestern Abend unserer Zeit mitteilte. Die Zahl lag im Rahmen der Markterwartungen (Konsens 130 Mrd. USD). Der Saldo von -589 Mrd. USD im aufgelaufenen Fiskaljahr ist der niedrigste Wert seit dem Crash in 2008.
Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche aufgrund der niedrigen Preisentwicklung erneut an der Zinsschraube gedreht hat, zeigt sich die Preisentwicklung in Deutschland im August auf einem Vier-Jahres-Tief von 0,8 Prozent. Zuletzt lag die Teuerungsrate im Februar 2010 auf einem niedrigeren Level. Im Berichtsmonat waren besonders Energiepreise wie Heizöl, Benzin und Kraftstoffe stark um 5,0 Prozent gesunken.
Vor diesem Hintergrund ist nicht damit zu rechnen, dass die Inflationsrate länger auf diesem sehr niedrigen Niveau verbleiben wird. Im kommenden Jahr sollte die Marke deutlich über 1,5 Prozent liegen.
Auch die deutschen Großhandelspreise zeigen wenig Dynamik. Der Index der Großhandelspreise lag im August um 0,6 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.3120-50 dreht den Bias auf „Neutral“.
Viel Erfolg!
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