Forex Report per 11. Juli 2016

 | 11.07.2016 13:43

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1048 (07.54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1002 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.44. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.07. EUR-CHF oszilliert bei 1.0861.

Bevor Konjunkturdaten der USA an dieser Stelle verarbeitet werden, bedarf das globale Umfeld einiger Kommentierungen.

Man könnte das Thema Handel mit den aufstrebenden Ländern im Kontext zum Verhältnis zu Russland, das elementar für die Teilnahme an den Großprojekten der Seidenstraße (One Road, One Belt) und partiell existentiell für die europäische Agrarwirtschaft ist, bezüglich des jüngsten Nato-Gipfels thematisieren.
Man könnte auch die Beschlußlage des Nato-Gipfels als auch die Expansion der Nato in den letzten 25 Jahren unter Wortbruch der versprochenen Nichtexpansion kritisch hinterfragen.
Ebenso könnte die Frage gestellt werden, ob die seitens der Nato unterstellten Aggressionen Russlands vor diesem Hintergrund der Verschiebung der Nato-Grenzen nicht vollständig anders interpretierbar sind.
Man könnte, man muss nicht. Nein, das steht an dieser Stelle nicht an.

Man könnte auch über die Einlassungen des Chefvolkswirts der Deutschen Bank (DE:DBKGn) diskutieren, der eine Rekapitalisierung der Banken Europas in einem Volumen von 150 Mrd. Euro fordert, um damit die volkswirtschaftlichen Funktionen der Banken so auszurichten, dass aus der anhaltenden Bankenkrise nicht weiter gesamtwirtschaftlicher Schaden angerichtet wird.
Man könnte Folkerts-Landau in dem Punkt zustimmen, dass das Krisenmanagement in den USA mit der Zwangsrekapitalisierung in der Tat erfolgreicher war als der Versuch, Banken abzustrafen und widerwillig mit Fremdkapital zu versorgen.
Nein, auch das wollen wir heute Morgen nicht.

Man könnte auch über die Wachstumsprognose des IWF für die Eurozone reden. Der IWF hat die BIP-Prognose der Eurozone per 2016 von 1,6% auf 1,4% wegen des Brexit-Votums reduziert.
Es ist schon bemerkenswert, wie schnell man bei dem IWF am Abzug bei Negativanpassungen in der Prognostik der Eurozone ist. wenn das auch nur für andere untersuchte Wirtschaftsräume so wäre …
Die positiven Folgen für die Eurozone mit einer Verlagerung von Produktionskapazitäten, die viel wesentlicher als kurzfristige Zyklikeinbußen sein könnten (), wurden hier wohl ausgeblendet.
Nein, das wollen wir heute an einem Montagmorgen auch nicht.

Reden wir über den Arbeitsmarkt der USA, der eine sensationelle Wendung genommen hat.
Am Freitag fühlte man sich an Helene Fischers Lied „Atemlos“ ob der notwendigen intellektuellen Verarbeitung dieser nahezu historischen Wendung erinnert.

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Mein Gott, wie machen die das in den USA nur. Wie von Zauberhand entstehen Jobs, als ob sich die US-Wirtschaft in einem Boom befände. Das ist aber nicht der Fall.
Wir sind mit dem schwächsten Expansionsbild der US-Wirtschaft seit 2012 konfrontiert.
Wir sind mit der größten Gewinnrezession bei US-Unternehmen seit 2009 konfrontiert.
Wir sind mit der Tatsache konfrontiert, dass die Einzelhandelsumsätze das schwächste nominelle Wachstum seit 2011 ausweisen und ganze US-Warenhausketten scheiterten oder ihre Filialnetze einkürzten, während der produzierende Sektor längst in einer Rezession steckt (Auftragseingänge auf dem Niveau von 2012) und der Immobilienmarkt und die Baubranche nur mit aggressiver Hypothekenvergabe auf der Qualitätsbasis 2007 am Leben erhalten werden.
Deswegen hat JP Morgan jetzt betont, dass die Risiken für eine US-Rezession im Laufe der kommenden 12 Monate mit 37% auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Erholung sind. Die Deutsche Bank ist bei einem vergleichbaren Indikator übrigens bei einer Wahrscheinlichkeit von 60%. Wir verweisen auf den Jahresausblick 2016: USA – Flirt mit Rezession … Diese Prognose hatte nichts mit Kristallkugeln, sondern mit Strukturen zu tun …

Damit sind wir dann bei dem Lied von Katja Ebstein: „Wunder gibt es immer wieder“

Wir nehmen vor diesem Hintergrund folgende Daten zur Kenntnis:
Die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors nahm per Juni um 287.000 Jobs zu. Die Prognose lag bei 175.000. Der Vormonatswert wurde von 38.000 auf 11.000 revidiert.
Im Dienstleistungssektor wurden 278.000 Jobs geschaffen.
Ein Hintergrund: Wegen des Niedriglohns werden Festangestellte zum Teil gekündigt und gegen Teilzeitkräfte ausgetauscht = Mehr Quantität bei geringerer Lohnsumme, die volkswirtschaftlich relevant ist!
Die durchschnittlichen Stundenlöhne verfehlten mit +0,1% die bei +0,2% angesiedelte Prognose.
Die durchschnittliche Arbeitszeit verharrte bei 34,4 Stunden.
Die Partizipationsrate legte leicht von 62,6% auf 62,7% zu.
Die Arbeitslosenquote nahm von zuvor 4,7% auf 4,9% zu.

Als Grafik bieten wir heute die Partizipationsrate und den Chart der Menschen, die aus der Statistik entfernt worden sind. „Food for thought!“