Folker Hellmeyer | 08.09.2015 10:42
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1205 (07.57 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1122 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.159. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.50. EUR-CHF oszilliert bei 1.0881.
Der Chart von Reuters verdeutlicht das hohe Überschussniveau, dass derzeit kreiert wird.
Eine endogene Schwäche im Sinne von Finanzierungsabhängigkeit ist hier auf Basis der Außenhandelsposition nicht in zartesten Ansätzen zu erkennen!
Es stellt sich die Frage, in wie weit manche Sorgen um das Abschmelzen der Devisenreserven Chinas (Verkauf von 94 Mrd. USD US-Treasuries per August ) zur Verteidigung des Yuan den Kern treffen und als Ausdruck von Schwäche Chinas interpretiert werden dürfen?
Das ist in den westlichen Medien und professionellen Analysezentren derzeit „en vogue“, obwohl China mit circa 3.600 Mrd. USD den höchsten Devisenreservesaldo der Welt vorhält
(USA inklusive Gold 220 Mrd. USD …).
Werden diese Treasuries nicht auch deswegen verkauft, weil China das Eigenkapital der AIIB und der New Development Bank dotieren muss?
Hängt das unter Umständen damit zusammen, dass China mit Pakistan, Indien und Brasilien
Verträge über Infrastrukturmaßnahmen in diesen Ländern in einem Volumen von circa 150 Mrd. USD abgeschlossen hat?
Könnte diese Abverkaufspolitik nicht auch ein „Warnung Short“ in Richtung Washington sein?
Chinas außenwirtschaftliche Aktivität hat im August im Jahresvergleich ohne „wenn und aber“
auf Basis der USD-Bewertung abgenommen.
Die Exporte sanken im Jahresvergleich um 5,5%. Der Rückgang der Importe belief sich auf 13,8%.
So weit, so gut.
Reicht diese Analyse aus, um ein sachgerechtes nach vorne schauendes Urteil zu fällen?
Werfen wir einen Blick auf den Monatsvergleich:
Die Exporte stiegen per August auf einen USD-Wert von 196,9 Mrd. USD nach zuvor 195,1 Mrd. USD.
Damit markierten die Exporte den höchsten Wert seit Januar 2015! Das ist doch gar nicht so ernüchternd, oder?
Die Importe sanken im Monatsvergleich von zuvor 152,1 Mrd. USD auf 136,6 Mrd. USD und um 13,8% im Jahresvergleich.
Dahinter steht zu einem großen Teil der Preisverfall an den Rohstoffmärkten:
Der Ölpreis stand im August 2014 noch bei circa 100 USD, jetzt oszilliert er bei 45 USD. Der Kupferpreis sank binnen Jahresfrist von 6.961 USD pro Tonne auf 5.148 USD pro Tonne.
Damit sind Preiseffekte und weniger Mengeneffekte für den Rückgang verantwortlich.
Ergo ist die Frage zu stellen, ob die Diskontierung durch Finanzmedien auf Basis des Jahresvergleichs volkswirtschaftlich sachlich angemessen ist, die Baisse an den Märkten in China zu forcieren?
Oder geht es auch hier um Geopolitik der USA in der Auseinandersetzung mit den aufstrebenden Ländern, die sich durch eigene Strukturen von dem „Westen“ (USA) (aus guten Gründen – Wortbrüchigkeiten „en gros“ …) emanzipieren?
In Großbritannien wackelt der Einzelhandel:
Die Einzelhandelsumsätze sanken in Großbritannien im Jahresvergleich per Berichtsmonat August um 1,0% nach zuvor +1,2%.
Die Stimmung der Finanzmarktteilnehmer erhält in der Eurozone einen Dämpfer:
Der viel beachtete Sentix-Index der Eurozone sank per Berichtsmonat September unerwartet stark von zuvor 18,4 auf nur noch 13,6 Punkte. Die Prognose war bei 16,1 Zählern angesiedelt.
Der Index markierte damit den niedrigsten Wert seit Februar 2015. Dennoch ist das Niveau nicht als prekär zu klassifizieren.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1000 – 1.1400 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
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