Folker Hellmeyer | 06.10.2016 10:35
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1200 (07.27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1190 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.53. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.0923.
Der IWF hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die globale Gesamtverschuldung auf einem prekären Weg ist.
Laut IWF stellt sich das weltweite Schuldenniveau auf 152 Billionen USD. Das entspricht 225% des Welt-BIP. Im Jahre 2002 lag dieser Wert noch bei 200%.
Bezüglich der öffentlichen Verschuldung in den USA ergibt sich ein markanter Beleg.
Im laufenden Kalenderjahr legte die gesamte öffentliche Verschuldung (Public Debt laut US-Treasury) von 18.922 Mrd. USD um 737 Mrd. USD auf 19.659 Mrd. USD bis zum 4. Oktober 2016 zu.
Auf das Jahr hochgerechnet entspräche das einer Neuverschuldung in Höhe von 5,2% des BIP. Damit bewegen sich die USA auf dem Niveau Japans!
Die Frage der öffentlichen Defizite spielt bei der Qualitätsbetrachtung der wirtschaftlichen Expansion eine elementare Rolle.
Laut IWF sollen die USA dieses Jahr mit 1,6% wachsen. Der Input via öffentliche Defizite liegt bei voraussichtlich mehr als 5% des BIP. Bedenkt man dazu den Anstieg der privaten Konsumverschuldung im laufenden Jahr, werfen diese Fakten massive Qualitätsfragen bezüglich des US-Wachstums und der Nachhaltigkeit des Wachstums auf.
Um es deutlich zu machen: Die Eurozone wächst laut IWF dieses Jahr mit 1,7% bei einem öffentlichen Defizit in Höhe von 1,9% und ohne nennenswerten Anschub durch private Kreditvergabe.
Der Qualitätsunterschied zwischen einkommensgetriebenen Wachstum der Eurozone gegenüber kreditgetriebenem Wachstum der USA springt ernst zu nehmende Analysten, Ökonomen, Politiker als auch ernst zu nehmende Wirtschafts- und Finanzmedien förmlich
an.
Das gilt umso mehr, als dass die Kreditvergabestandards in den USA mindestens so liederlich wie 2007 sind. Vor einer Woche haben gerade Fannie Mae & Co. die Kreditvergabestandards am Immobilienmarkt erneut nivelliert. Damit basiert das USWirtschaftsequilibrium auf schwächsten Kreditvergabestandards …
Übrigens sind wir recht angetan, dass unsere US-Wachstumsprognose 2016, die Ende 2015 ein vollständiges Alleinstellungsmerkmal am Analysehorizont war, jetzt im Oktober 2016 vom IWF geteilt wird.
Damit kommen wir zum Wirtschaftswunderland USA:
Der ISM-Dienstleistungsindex vermochte es, alles in den Schatten zu stellen, was uns in diesem Jahr von der US-Datenfront zugemutet wurde.
In einem Umfeld, in dem die US-Steuereinnahmen zurückgehen (Ausdruck wirtschaftlicher Schwäche), in dem selbst der IWF sich veranlasst sieht, US-Wachstumsprognosen förmlich einzudampfen (von 2,2% auf 1,6%), vermag es der ISM-Dienstleistungsindex in der akuten Vorwahlperiode, in der das US-Establishment mehr als nervös ist, von 51,4 auf 57,1 Punkte förmlich zu explodieren.
Damit kam es zum größten Anstieg in der Geschichte dieses Index. Gestern wurde USWirtschaftsgeschichte geschrieben! Markieren Sie es in Ihrem Kalender – Historie!
Daneben markierte der Index auch noch das höchste Niveau seit Oktober 2015, nachdem es im Vormonat das tiefste Niveau seit 2010 erreicht hatte.
Nicht nur das Institute for Supply Management (ISM), sondern auch Markit ermittelt die Stimmungslage der US-Dienstleistungsindustrie. Der Markit-Index legte per September von 51,0 auf 52,3 Punkte zu und bewegt sich weiter auf historisch niedrigem Niveau.
Auch der Vergleich der Beschäftigungsindices wirft Fragen auf. Während der Beschäftigungsindex bei Markit den tiefsten Wert der letzten 3 ½ Jahre markierte, ergab sich bei dem Pendant des ISM ein nahezu unfasslicher Anstieg von 50,7 auf 57,2 Zähler.
Wie sagte Bertolt Brecht so treffend:
„Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“
Wir sagen, dass kreative Statistik nichts mit Recht zu tun hat, sondern in der Tendenz eher bei dem Begriff „Unrecht“ angesiedelt ist, da gutgläubige und willfährige Protagonisten möglicherweise verleitet werden, falsche Entscheidungen auf Basis kreativer Statistik zu treffen …
Sehen Sie diesen Kommentar als intellektuellen und analytischen Widerstand an.
Manche Fakten passen nicht in die ISM-Welt:
Der ADP-Beschäftigungsreport enttäuschte per Berichtsmonat September. Es wurden lediglich 154.000 neue Jobs geschaffen. Die Prognose lag bei 166.000. der Vormonatswert wurde von 177.000 auf 175.000 revidiert. Nachfolgender Chart belegt die Schwächetendenz im laufenden Jahr.
Das US-Handelsbilanzdefizit stellte sich per August auf 40,7 Mrd. USD nach zuvor -39,5 Mrd. USD. Die Prognose lag bei -39,3 Mrd. USD. Was für ein Unterschied zu den Aktivsalden der Eurozone, die bei monatlich circa 25 -30 Mrd. Euro liegen. Die Aktivsalden sind durchaus nennenswert, da in der Eurozone vor der Krise noch Defizite in der Größenordnung von 5 – 10 Mrd. Euro anzutreffen waren.
Die US-Auftragseingänge legten per August im Monatsvergleich um 0,2% zu. Die Prognose lag bei -0,1%. Die Revision des Vormonatswerts von +1,9% auf +1,4% nahm dieser positiven Überraschung jedoch nicht nur allen Glanz, sondern lieferte in der Zweimonatsbetrachtung eine Verfehlung der Prognose um 0,2%.
Der Jahresvergleich fällt noch prekärer aus. Es kam den 22. Monat in Folge zu einem Rückgang auf Jahresvergleichsbasis. Per August lag er bei -1,6%.
So etwas gab es nur in Rezessionen in der US-Wirtschaft …. Produktion ist auch korreliert mit dem Dienstleistungssektor. Hat man das bei dem ISM ausgeblendet?
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 – 1.0970 dreht den Bias.
Viel Erfolg!
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