Forex Report 29. Mai 2015‏

 | 29.05.2015 13:41

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0947 (07.30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0868 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.50. EUR-CHF oszilliert bei 1.0315.

Nicht dass es drohte langweilig zu werden in der täglichen Berichterstattung, aber nun wird es noch interessanter. Statt wie bisher hautpsächlich im Hintergrund die Fäden zu ziehen, tritt US-Finanzminister Lew an die Öffentlichkeit und warnt vor den Folgen eines Grexit. Es werde ein Erdbeben und unabsehbare Ansteckungseffekte an den weltweiten Finanzmärkten auslösen – nicht nur in Europa. Die USA versuchen massiv Einfluss auf die Verhandlungsparteien zu nehmen.

Bisher galt ein Übergreifen auf die Peripherieländer (Portugal, Spanien und Italien) als größte Gefahr. Nun wird auch ein Übergreifen auf die sich gerade stabilisierenden US-Märkte befürchtet. Dass Vertrauen in die griechische Regierung ist weiter rückläufig, wie im folgenden Absatz zu lesen. Auch die Mittelabflüsse von Banken haben wieder Fahrt aufgenommen. Im April verliessen 5 Mrd. Euro das Land nach „nur“ 1,5 Mrd. Euro im März.

Trotzdem gibt es leichte Entpannungstendenzen, denn das bisher als Deadline definierte Datum 05. Juni wird vom Internationalen Währungsfonds bis zum Ende des Monats ausgedehnt. Es bleibt also noch deutlich mehr Zeit, um tragfähige Lösungen im Schuldenstreit zu finden.

Die heutigen Zahlen sollten den stabilen Euro der letzten zwei Tage auch zum Wochenausklang stützen. Nicht nur die Geldmenge und private Kreditvergabe in Europa sollten die Genesungszeichen der vergangenen Wochen bestätigen. Vielmehr droht eine deutliche Abwärtsrevision der US-Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt des ersten Quartals.

Das Wachstum war mit nur 0,2 Prozent deutlich schwächer ausgefallen, als im Vorfeld erwartet wurde (bis zu 3,0%). Jetzt, einen Monat nach der Erstveröffentlichung, wird ein nochmals deutlich reduzierter Wert von bis zu -1 Prozent lanciert. Und was war da noch mit den Unsicherheiten in Europa? Möchte man in einen wackeligen Heimatmarkt mit niedriger Inflation und einem politisch gespaltenen Europa die Zinsen anheben. Wir bleiben dabei – es wird nicht möglich sein! Ok, vielleicht sehen wir ein bis zwei maßvolle Anhebungen (je 0,25%), aber von einem Zinserhöhungszyklus sind die USA meilenweit entfernt.

Im Vorfeld stellt sich der Euro gestärkt auf, ein Angriff auf 1,10 erscheint trotz des geringen Überraschungspotenzials durchaus möglich. Schließlich wird damit eine sich zaghaft abzeichnende Erholung im zweiten Quartal deutlich schwieriger. Auch FED Notenbanker Kocherlakota warnt seine Kollegen davor, die Zinsen wieder anzuheben.

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Nur deshalb, weil der Vormonat herauf revidiert wurde, blieb das Wirtschaftsvertrauen in der Eurozone konstant. Ansonsten hätte es eine leichte Zunahme zu vermelden gegeben. So verharrt der Wert bei 103,8 Punkten. Das Bild bleibt gespalten, die Stimmungslage verbesserte sich im Einzelhandel und Industrie sowie bei den Dienstleistern und in der Baubranche. Auf der anderen Seite stehen die Verbraucher, bei denen sich die Stimmung eintrübte.

Unter dem Strich hat sich der Index in den letzten drei Monaten konstant gezeigt. Seinen langfristigen Durchschnitt von 100 Zählern aber hinter sich gelassen.

Der Subindex Griechenland zeigt dagegen deutliche Einbußen. Aufgrund der sehr angespannten politischen Lage ist das Wirtschaftsvertrauen wenig überraschend seit Ende letzten Jahres deutlich von 102,8 Punkte auf nur noch 91,4 Punkte abgebröckelt.