Folker Hellmeyer | 20.07.2016 13:36
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1013 (08.15 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0997 im asiatischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.21. In der Folge notiert EUR/JPY bei 116.98. EUR/CHF oszilliert bei 1.0887.
Wie schon im gestrigen Report (globale Instabilitäten…) erwähnt, ist die Großwetterlage aktuell wolkig, mit Tendenz zur weiteren Verdunkelung. Neben Negtaiventwicklungen von Stimmungsindikatoren wie dem ZEW-Index zeigte auch eine Prognoseanpassung des Internationalen Währungsfonds Zweifel an der globalen wirtschaftlichen Entwicklung, besonders aber am Wirtschaftswachstum in Europa nach der Pro-Brexit Entscheidung.
In zwei Jahren sollen sich die Wachstumseinbußen auf ein knappes Prozent summieren, besonders im kommenden Jahr sollen die Auswirkungen mit -0,7 Prozent Bremsspuren im Vereinigten Königreich zeigen. Die globalen Auswirkungen bleiben nach der Prognose aber überschaubar.
Die Prognosen für 2016/2017 wurden lediglich um 0,1 Prozent revidiert.
Die viel beachteten ZEW-Stimmungsindizes gaben deutlicher nach als im Vorfeld erwartet wurde. Der Stimmungsindikator wurde nachhaltig durch den Brexit negativ beeinflusst.
ZEW-Sentiment Index fiel deutlich auf -6,8 Punkte nach 19,2 Zähler - erwartet wurde ein Absinken auf 9,0 Punkte. Damit liegt der Wert auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2012.
Auch der ZEW Lageindex sank auf aktuell 49,8 nach 54,5. Auch hier wurde ein geringerer Rückgang auf 51,8 vorhergesagt.
Das US-Redbook für den Einzelhandel (9000 Geschäfte) fiel schwächer aus als erwartet. Der Monatswert fiel um 0,5 Prozent, während der Jahresvergleich mit +0,4 Prozent zwar positiv aus, aber deutlich unter den prognostizierten 0,8 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze sind die letzten drei Monate in Folge gestiegen, während die Redbookzahlen rückläufig waren.
US-Neubaubeginne +1.189 (erw. 1.170) und Baugenehmigungen 1.153 (erw. 1.150) fielen erwartungsgemäß positiv aus. Die Plateaubildung setzt sich fort.
Nachdem die Bank of England keine Zinssenkung vorgenommen hat und auch die EZB nicht erneut die Zinsen senken sollte, liegt am Donnerstag bei der nächsten turnusmäßigen Ratssitzung der Fokus stark auf der Anpassung der Bedingungen für das Wertpapierkaufprogramm. Hierbei wird mehrheitlich erwartet, dass die Notenbanker einen Ausweg aus dem Knappheitsproblem in Bundesanleihen und anderen Kernländeranleihen formulieren werden. Ein Aufstocken des Kaufvolumens auf über 80 Mrd. Euro scheint zu diesem Zeitpunkt nicht opportun, da vorher die Verteilungsproblematik beseitigt werden sollte und Entwicklungen abgewartet werden sollten.
Wahrscheinlicher als eine Ausweitung des Kaufvolumens pro Monat ist die Ausdehnung über das bisher definierte Laufzeitende im März 2017 hinaus. So würde die Notenbank in die Lage versetzt, weitere Lockerungssignale an die Märkte zu senden, ohne die Geschwindigkeit (und das damit verbundene Knappheitsproblem) drosseln zu müssen.
Die Sitzung bietet Kurspotenzial, denn die Teuerungsrate verharrt weiter deutlich unterhalb der Zielmarke von 2,0 Prozent und bietet der EZB hierdurch Spielräume für weitere Lockerungsmaßnahmen. Daran können auch die langsam wieder steigenden Produzentenpreise nichts ändern, die zuletzt über den Erwartungen lagen (+0,2% mm -2,2% yoy).
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 – 1.0970 dreht den Bias.
Viel Erfolg!
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