Folker Hellmeyer | 17.10.2017 11:05
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1794 (07.54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden
bei 1.1777 heute im frühen europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.17. In der
Folge notiert EUR-JPY bei 132.10. EUR-CHF oszilliert bei 1.1515.
Global läuft es. In Japan ermutigen Zeichen der großen Industrieunternehmen, deren Geschäftsklima auf dem höchsten Stand
seit einer Dekade angekommen ist! In dem vorliegenden TANKAN-Bericht fielen die Wachstumserwartungen mit 31 Punkten
so stark aus wie seit Juni 2007 nicht mehr. Seit August 2016 ist der Index stetig und deutlich angestiegen.
Nachdem gestern China von einem erhöhten Wachstumsclip im zweiten Halbjahr ausgeht, ist von der Seite Asiens
Unterstützung für den Welthandel zu erwarten. Einiges Kopfzerbrechen bereitet die Lage in Nordamerika, wo sich interessante
Konstellationen auftun.
Der NY Fed Manufacturing Index, der die konjunkturelle Entwicklung der verarbeitenden Industrie im US-Bundesstaat New York abbildet,
überrasche mit einem deutlichen Anstieg auf 30.2 Zähler. Erwartet wurde ein Rückgang (!) um 3.7 Punkte auf 20.7 Zähler. Dieser neu
ermittelte Wert stellt das höchste Niveau seit 3 Jahren dar. Besonders die Exporte beflügelten den Index, aber auch sämtliche anderen
Parameter zogen dramatisch an.
Mit offenem Mund beobachten wir diese ausgesprochen ungewöhnliche Entwicklung. Die Abweichung zwischen erwartetem
Rückgang und eingetroffenem Ergebnis liegt bei 5 Standardabweichungen. Wer kann dieser Statistik noch den Glauben
schenken, den man gerne würde?
Es zeigt sich einmal mehr, dass in der trumpschen Legislaturperiode eine Anomalie an Bedeutung gewonnen hat. Während die
soften Daten (wie oben der NY Empire Fed Index) laufend neue Höchstmarken markieren, können die „harten“ Daten nicht
schritthalten – Im Gegenteil, denn das Delta markiert neue Höchststände.
An der Börse werden bisher aber nur nahezu die soften Daten diskontiert, was die Rally an den größten US-Börsen erklärt.
Gleichzeitig ist der positive Kursverlauf extrem linear ohne relevante Rücksetzer verlaufen, was interessant zu beobachten ist,
wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Möglichkeit einer Korrektur von den (professionellen) Marktteilnehmern nahezu
ignoriert wird.
In Europa werden dagegen harte Daten in Reihe geliefert, die überwiegend überzeugen können.
Wie gewohnt fiel die Handelsbilanz der Euro Zone aktiv aus. Der Überschuss stellte sich allerdings auf niedrigere 16,1 Mrd.
Euro nach 23,2 Mrd. Euro im Vormonat Juli. Die Prognosen lagen bei 20 Mrd. Euro im August. Da die Importe schneller
steigen (+8,6%) als die Ausfuhren (+6,8%), gab es im Jahresvergleich einen geringeren Handelsbilanzüberschuss zu
vermelden, im August 2016 lag der Überschuss noch bei 17,5 Mrd. Euro.
Dieser schwächere Datensatz liefert dem Markt kaum keinen Grund für kurzfristige Reaktionen – die wirtschaftliche
Entwicklung der Euro Zone setzt sich beständig fort und hat selbst durch den erstarkten Euro in den vergangenen Monaten, in
denen die Gemeinschaftswährung seit Jahresbeginn um knapp +12 % aufwertete, keine Bremsspuren bekommen.
Es zeigt sich allerdings, dass die fortwährenden Spannungen in Spanien um die Provinz Katalonien negative Auswirkungen auf
die Konjunktur haben werden. Nachdem das Wachstum Spaniens in diesem Jahr voraussichtlich über 3,0% liegen wird,
erwartet die Regierung im kommenden Jahr nur noch einen Wachstumsclip von 2,3% statt bisher erwarteter 2,6%. Es ist eine
vorsichtige Prognose, die weiteren Druck auf die Provinzregierung ausüben soll. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang die
Entwicklung des Haushaltsdefizits, das in 2017 noch bei 3,1% liegen soll und in 2018 nur noch bei 2,3%. In 2011 – auf den
Höhepunkt der Krise – lag das Defizit noch bei 8,9%. Bis Donnerstag um 10.00 Uhr gilt die letzte Frist, bis zu der sich die
Provinzregierung erklären soll. Hat sie die Unabhängigkeit festgelegt oder nicht? Es ist nicht damit zu rechnen, dass es eine
Reaktion aus Barcelona auf dieses Ultimatum geben wird. Dann wäre Rajoys Zentralregierung wieder am Zug.
Auch in diesem Kontext wird es für die Europäische Zentralbank in einigen Ländern (hierzu gehört Spanien nicht) Europas
schwerer als bisher, sich bei einem möglichen fortgesetzten Wertpapier-Kaufprogramm über Dezember 2017 hinaus an die
selbst auferlegte 33%-Regel (Anteil der EZB an der Gesamtemission) zu halten. Im Durchschnitt soll das Haushaltsdefizit der
Euro-Länder um 20% in 2018 absinken.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des USD favorisiert. Erst ein Überwinden
der Widerstandszone bei 1.1880 - 00 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
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