Folker Hellmeyer | 15.06.2017 13:43
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1220 (08.08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1193 im amerikanischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.65. In der Folge notiert EUR/JPY bei 123.00. EUR/CHF oszilliert bei 1.0892.
Es wurde geliefert wie bestellt. Der Markt preiste die nächste Zinserhöhung nach dem März Termin bereits voll ein, weshalb die Lieferung um maßvolle 0,25% auch keine Überraschung darstellte. Es war schon vorab klar, dass vielmehr auf die Ausführungen der Fed-Chefin Yellen geachtet würde, denn die Fed hat in der Vergangenheit gerne und häufig gezaudert und den von ihr angekündigten Zinserhöhungspfad dann doch nicht beschritten. Dieses Manko, was sich in den vergangenen Jahren häufiger zeigte setzt die Fed heute unter Druck. Denn ein weiteres Hinhalten würde der Markt nicht mehr tolerieren. Abverkäufe im US-Dollar und sinkende Kurse der Treasuries wären die finale Quittung, die durch zerstörtes Vertrauen drohen. So weit wird es aber in absehbarer Zeit mit Sicherheit nicht kommen. Die Notenbank signalisierte darüber hinaus, dass sie damit beginnen wird, die aufgeblähte Bilanz (4,5 Bill. USD) in diesem Jahr langsam abzuschmelzen.
Nach einer Erhöhung auf der März Sitzung und der nun erfolgten im Juni ist in diesem Jahr eine weitere zu erwarten. Hier herrscht Konsens. Die „dot plots“ genannten Projektionen der US-Notenbanker sehen darüber hinaus drei Erhöhungen in 2018. Hier herrscht Dissens, denn neben dem Arbeitsmarkt, der nach offiziellen Daten mit 4,3% nahezu Vollbeschäftigung signalisiert, muss sich die Fed auch noch um ein angemessenes Wachstum der Wirtschaft kümmern und die Inflation im Zielbereich um 2% halten.
Hier gibt es berechtigte Zweifel, ob die weiteren Entwicklungen der Fed nicht den Spielraum für weitere Erhöhungen nehmen. Sowohl die Preise für Verbraucher, die die Fed in den Fokus rückt, sind mit 1,5% in einem Bereich in dem andere Notenbanken (EZB) keinen Bedarf für Erhöhungen sehen. Dazu kommt die schwierige BIP-Entwicklung. Im ersten Quartal lag dieses bei nur 1,2%, nach unserer Lesart bei nur 0,3% - gerade die Hälfte des Wachstums der Euro-Zone. Das Budgetdefizit, das dieses Wachtum finanziert nicht beachtet, stellt sich die Frage, wie die Wirtschaft mit den steigenden Zinsen klarkommt. Zuletzt sendete der Automarkt deutliche Schwächesignale und auch der Immobilienmarkt wächst nicht weiter, obwohl die Parameter voll auf Wachstum ausgerichtet sind. Wer Ähnlichkeiten zu 2007 sieht, sieht keine Fata Morgana.
Aber gut, sowohl die niedrige Inflation und auch die schwächelnde Wirtschaft sieht die Fed als temporäres Phänomen und hält daher „weitere graduelle Zinserhöhungen in den nächsten Jahren für angemessen“.
Unserer Meinung nach ist die Situation in den USA nicht nur temporär von Schwäche gekennzeichnet, sondern geprägt durch wenig engogene Stärke. Hauptsächlich kreditfinanziertes Wachstum hat in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass wir uns aktuell in einem Zinserhöhungsszenario befinden. Allerdings fehlt diesem der Boden, denn die offiziellen Daten vom Arbeitsmarkt verbergen, dass die Qualität der Jobs und Einkommen nicht die Qualität haben wie in der Vergangenheit und auch Inflation und Wachstum der Volkswirtschaft nicht Phantasien für einen nachhaltigen Zinserhöhungszyklus liefern.
Die gestern veröffentlichten Daten aus dem Einzelhandelsbereich untermauern dieses Bild. Die Umsätze in diesem für die US-Ökonomie wichtigen Bereich brachen überraschend im Mai um 0,3% ein. Im April lag das Plus noch bei 0,4%. Elektronik mit -2,8% und Benzinverkäufe (-2,4%) zogen den gesamten Index nach unten, fast nur online-Händler mit +0,8% lagen auf Normalniveau. Im Jahresvergleich fiel das Wachtum mit 3,8% so niedrig aus wie seit einem halben Jahr nicht mehr.
Lagerbestände sanken wie erwartet um 0,2% im Berichtsmonat April. Im Jahresvergleich liegt der Lageraufbau bei 2,3%. Die stabil hohe Sales-to-inventory-Ratio bei 1,37 zeigt, dass der Konsum eine Trägheit ausgebildet hat.
Im Gegensatz dazu konnte die Euro-Zone solide abliefern:
Eine starke Vorstellung lieferte der Wert zur Industrieproduktion in der Euro-Zone im April. Mit einer Zunahme von 0,5% wurden die Erwartungen voll umfänglich erfüllt. So stark fiel das Wachstum zuletzt im November 2016 aus. Eine kleine Überraschung war die Revision des Vormonatswertes, der von -0,1% auf +0,2% heraufgesetzt wurde. Maßgeblicher Treiber war der Sektor Versorger (Strom), der den größten Zuwachs vermeldet. Im Jahresvergleich stellt sich die Zunahme der Produktion auf 1,4%.
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Euro-Zone setzt seit längerer Zeit deutlich positive Akzente. Im aktuellen Jahresvergleich liegt die Zunahme neuer Stellen bei 1,5%, auch im Quartalsvergleich sieht es gut aus. Hier zeigt sich mit 0,4% ein so deutlicher Stellenaufbau wie seit vor der Krise in Mitte 2007 nicht mehr. In der Euro-Zone sind nach Angaben von der Statistikbehörde 154.8 Mililonen Menschen in Beschäftigungsverhältnissen., so viele wie noch nie. Das letzte Quartal 2016 wurde darüber hinaus deutlich positiv angepasst, was die Zunahme der Arbeitsverhältnisse betrifft (im Quartal +0,4%/Jahresvergleich +1,4%).
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0970-1.1000 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
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