Folker Hellmeyer | 09.12.2016 11:38
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0615 (08.11Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0589 im asiatischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.48 EUR-CHF oszilliert bei 1.0792.
Wie wir bereits in der gestrigen Ausgabe des Forex Report vermutet hatten, bleibt die Europäische Zentralbank auf dem Gaspedal der Geldpolitik. Soweit war die Sitzung keine Überraschung.
Das im März 2017 auslaufende Kaufprogramm für Wertpapiere hat sie verlängert. Nunmehr werden bis einschließlich Dezember 2017 Papiere im Umfang von 60 Mrd. Euro pro Monat gekauft. Fälligkeiten werden in neue Papiere investiert, ohne dass dies mit in das Kaufvolumen eingerechnet wird.
Die bisherige Laufzeituntergrenze von 2 Jahren wurde aufgehoben. Die Notenbanker können nun auch Titel mit kürzerer (Rest-)laufzeit aufkaufen.
Eine weitere wichtige Änderung, die besonders für die deutschen Bundesanleihen wichtig ist, stellt die Aufhebung der Renditeuntergrenze von de facto -0,40% (akt. Einlagesatz) dar.
Die EZB konzentriert sich stark auf Wachstumsstimuli und fordert dies von Kollegen anderer Notenbanken – eine vollständige Beendigung des Kaufprogramms wurde laut Draghi nicht besprochen.
Um die drohende Knappheitsproblematik von z.B. Bundesanleihen und niederländischen Titeln zu umgehen (die EZB darf max. 1/3 der Titel aufkaufen) wurde die „gestreckte“ Variante (9 Monate / 60 Mrd. Euro) der Banker gewählt – eine Verlängerung um 6 Monate mit unverändertem Kaufvolumen von 80 Mrd. Euro wurde nicht gewählt, was unter dem Strich eine Differenz zu Gunsten des aktuellen Programms um 60 Mrd. darstellt. In Summe bedeutet die Verlängerung des Programms exakt 540 Mrd. Euro neues Geld im Markt.
Laut der EZB haben sich die wirtschaftlichen Risiken nicht geändert, sie sind weiter abwärtsgerichtet – diese Begründung kennen wir schon! Sie wissen was wir davon halten.
Der Inflationsausblick bleibt weiter eher zurückhaltend, so dass die Prognose für 2019 von einer Inflationsrate von nur 1,7 Prozent ausgeht. Diesen Wert sieht die EZB nicht wirklich als zielgerecht „nahe zwei Prozent“ an. In den Jahren davor soll der Preisauftrieb noch niedriger ausfallen…
Es zeigte sich wieder einmal, dass die EZB expansiv bleibt. Es gab aber gute Gründe die bisherige Politik nicht fortzuführen.
Die erste Marktreaktion um 13:45 Uhr fiel deutlich aus, so deutlich dass unser Chart nach oben gespregt wurde …der EUR/USD Kurs wurde mit Verkündigung, dass das Kaufprogramm bis Dez. 2017 oder drüber hinaus fortgesetzt werden, von 1,08 auf 1,0872 in der Spitze katapultiert.
Doch ebenso fulminant war dann die Gegenreaktion, die sich ab 14:30 Uhr mit Beginn der Pressekonferenz noch ein mal verstärkte und später bis unter die 1,06-Marke auf 1,0589 fiel. Nun ist allen klar: die vorsichtigen Hoffnungen, dass ein baldiges Ende der lockeren Geldpolitik bevorstehen könnte, sind jäh enntäuscht worden. Der EZB-Rat trägt diese Entscheidung mit großer Mehrheit, wie Draghi verkündete. Durch die neuen Regeln wird es ihr leichter fallen, das nun noch größere Volumen am Markt unterzubringen. Sie beachtet dabei nicht die Spätfolgen und Preisverzerrungen, die besonders im Anleihebereich die Pensionskassen und Lebensversicherer vor große Probleme stellt. Auch Banken abseits Südeuropas haben ein Problem mit den niedrigen Zinsen, denn die klassischen Geschäftsmodelle werden durch die EZB-Politik untergraben. Über 2,2 Billionen Euro werden nach der letzten Maßnahme im Wertpapiermarkt durch die EZB stecken. Ein Ausstieg aus diesen quantitativen Maßnahmen wird mit jeder neuen Runde schwieriger – eine gute Chance hat die EZB heute verpasst entsprechende Signale zu senden.
Speziell für Deutschland ist die Zinslandschaft natürlich alles andere als passend. Draghi war es wichtig darauf hinzuweisen, dass die Aktion kein Tapering – im Notenbankerjargon die Beschreibung für ein Zurückfahren der lockeren Geldpolitik – ist. Die Notenbanker der meisten Notenbanken stehen geschlossen hinter diesem Kurs wurde der Öffentlichkeit vermittelt. Für Bundesbankpräsident Weidmann ist es eine schwierige Situation, denn in Deutschland herrscht nur wenig Verständnis für den EZB-Kurs, den viele als lebensrettende Maßnahme für südeuropäische Banken und als Staatsfinanzierung empfinden. Im Inland werden nach dieser Entscheidung, die perspektivisch gesehen große Tragweite hat, die Immobilienpreise weiter klettern und Banken und Versicherungen kreativ werden. Die herbeigeführte Versteilerung der Zinskurve wird da nicht viel helfen – eine Normalisierung wird sich erst dann einstellen, wenn die Marktteilnehmer von einer Rückkehr zur Normalität erwarten. Momentan bemüht sich die EZB jedenfalls das Niedrigzinsumfeld zu unserer neuen Nomalität zu machen, kann man den Eindruck gewinnen.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Ausbruch über das Widerstandsniveau bei 1.0820-1.0850 eröffnet neue Opportunitäten und dreht den Bias wieder ins Positive.
Viel Erfolg!
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