Folker Hellmeyer | 03.02.2017 12:06
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0756 (08.10 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0746 im asiatischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.66. EUR-CHF oszilliert bei 1.0685.
Zuletzt wurden eine ganze Reihe US-Daten präsentiert. Diese waren geprägt von Konsolidierung auf erhöhtem Niveau (Sentimentindizes) und schwächeren Tendenzen (Konjunkturdaten). Die deutliche Abwärtsrevision des letzten Quartals des BIP spricht nicht gerade für die endogene Stärke der derzeitigen US-Konjunkturlandschaft. Hochrechnungen der geschätzten Fed of Atlanta, die einen deutlich höheren Wachstumsclip von derzeit 3,4% im ersten Quartal antizipieren erscheinen in der aktuellen Gemengelage sehr sportlich.
Trotz eines schwächeren US-Dollars, dessen Indexwert verdeutlicht, dass die ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten für Irritationen sorgen, schafft es der Euro nicht, die Barriere bei 1,0820 nachhaltig zu überschreiten. Ein sehr positiver ADP-Arbeitsmarktbericht, der bereits am Mittwoch mit einer Zunahme von 246.000 Jobs deutlich über Konsensmeinungen veröffentlicht wurde und als Vorlaufindikator für den heute Nachmittag anstehenden großen Arbeitsmarktbericht gilt, hilft dem Dollar.
Im offiziellen Arbeitsmarktbericht werden heute 156.000 neu geschaffene Stellen erwartet. Es ist wahrscheinlich, dass diese Zahl nach den starken ADP-Vorgaben getoppt wird. In den vergangenen Monaten waren die neu geschaffenen Jobs hauptsächlich im Servicebereich mit niedrigen Vergütungen angesiedelt. Inzwischen ist in den Vereinigten Staaten die Anzahl die Olförderstellen wieder auf dem höchsten Stand seit Ende 2015 angelangt, dort werden wieder gut bezahlte Jobs geschaffen. In der restlichen Ökonomie zeigt sich dagegen der Strukturwandel, der durch Online-Shops immer mehr Stellen abbauen muss.
Angekündigte Massenentlassungen im Challenger Report fielen mit knapp 46.000 Stellen so hoch aus wie lange nicht mehr. Gegenüber dem Vormonat bedeutet die veröffentlichte Zahl eine Zunahme von 37% mehr Entlassungen. Hart getroffen vom Strukturwandel ist in den USA der Einzelhandel, der in den letzten Monaten die meisten Massenentlassungen zu verantworten hatte (Sears, Wal-Mart (NYSE:WMT), radio-shack, best buy etc.).
Ein gutes Stück über den Erwartungen lag die Erstschätzung der Produktivität im vierten Quartal, die mit 1,3% statt 1,0% nicht zu stark nach dem ausgesprochen starken dritten Quartal mit 3,5% Wachstum abfiel. Stückkosten stiegen im selben Zeitraum dagegen deutlich stärker (1,7 statt 0,2%).
Einen Rückgang hatte der ISM New York Business Conditions Index mit einem Rückgang von 63,8 auf 57,7 Punkte zu verzeichnen. Das hohe Niveau mit dem zweithöchsten Monatswert im zurückliegenden Halbjahr lässt diesen Rückgang aber in anderem Licht erscheinen. Grundsätzlich bleibt das Geschäftsklima im Raum New York deutlich von Optimismus geprägt.
Weiter im Trend der letzten Monate bleiben die Erzeugerpreise auch im Dezember 2016. Nach nur geringem Preisauftrieb im November mit 0,1%, zogen die Preise im Dezember mit 1,6% deutlich an. So stark waren die Erzeugerpreise zuletzt im Januar 2013 angezogen. Auch die Erwartungen, die von einer Zunahme ausgingen, wurden von den veröffentlichten Werten getoppt. Besonders die Energiepreise, die zuvor 46 Monate in Folge fielen, zogen mit 3,9% wieder stärker an.
Der “inoffizielle” chinesische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel mit 51,0 Punkten zum Jahresstart zwar in den Bereich der Expansion, was Werte über 50 Punkten signalisieren. Nach dem Aufwärtstrend im letzten Quartal des Vorjahres fiel der Index nun wieder deutlicher zurück Richtung Wachstumsschwelle. Im Vormonat hatte der Wert noch mit 51,9 Zählern ein 47-Monats-Hoch markiert. Vor diesem Hintergrund ist der Rückgang nicht als kritisch zu werten, auch wenn die nächsten Daten keine Trendwende implizieren sollten.
Neben den weiter quantitativ stark erwarteten Arbeitsmarktzahlen zeigt sich die Weltkonjunktur weiter im Aufwind, bei leicht abnehmender Tendenz. Dies veranlasst auch die Bank of England zu einer optimistischeren Prognose. Für das laufende Jahr sagt sie ein stabiles BIP-Wachstum von 2,0% voraus, während die letzten Prognosen im November noch von nur 1,4% Wachstum ausgingen. Chinas kriselnder Industriesektor sendet weiter Wachstumszeichen, nachdem die Branche die überwiegende Zeit in 2016 Kontraktion signalisierte. Das Thema Preisauftrieb, das uns die höchsten Erzeugerpreise seit Anfang 2013 bescherte, wird in der Eurozone die Kontroverse um die expansive EZB-Politik anfeuern, aber auch global wird das Preisphänomen immer mehr Thema werden. Dem Euro hilft diese Diskussion dagegen nicht. Ein Ausbruch aus der Bandbreite der letzten Tage wird trotz gut unterfütterter Daten nicht wahrscheinlicher, da die EZB verbal immer wieder interveniert. Im UK wird inzwischen, auch begünstigt durch den Wechselkursverfall des Pfundes, bereits von der Bank of England für das kommende Jahr eine Teuerung von 2,8% prognostiziert. Auch hier ist das Thema Zinserhöhung passend zur Jahreszeit vorübergehend „auf Eis“ gelegt.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0350-1.0320 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
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