FOMC-Sitzung im Fokus - US-Haushaltsdaten - USA: Quo vadis?

 | 10.06.2020 10:37

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1344 (06:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1240 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,08. EUR-CHF oszilliert bei 1,0784.


FOMC-Sitzung im Fokus

Heute steht die Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve im Fokus der Märkte. Die Lage der USA ist hinsichtlich der Arbeitsmarktsituation und der Haushaltslagen kritischer als im Rest der Welt. Das könnte weitere Zinsmaßnahmen erlauben, die Präsident Trump ohnehin einfordert (Negativzinsen). Die hohe Verschuldungslage und die extrem dynamische Neuverschuldungslage der öffentlichen Haushalte der USA erfordern perspektivisch zur Finanzierung ein dauerhaftes Niedrig- oder Negativzinsszenario.

Die relative Stille der ansonst gut vernehmbaren Fed-Gouverneure im Vorwege dieser Sitzung, die in der Vergangenheit Tendenzen der Entscheidungen andeuteten, lässt faktisch alle Optionen offen. Die Markterwartung ist bezüglich weiterer Zinsmaßnahmen bei der heutigen Sitzung verhalten. Wahrscheinlich ist eine Politik der ruhigen Hand, um zunächst abzuwarten, wie die vom FOMC bisher verfügten Maßnahmen wirken und wie sich die US-Wirtschaft, aber auch die Covid-Infektionslage entwickeln. 

Bezüglich des Zeithorizonts und der Amplitude verdienen sich die verfügten Maßnahmen der US-Notenbank die Einwertung "historisch einmalig". Aktionismus, also Extremmaßnahmen in zu schneller Abfolge, werden nicht immer von Märkten positiv diskontiert.

US-Haushaltslage: Historisch prekär!

Heute steht die Veröffentlichung des Federal Budget der USA, das eine Teilmenge der Verschuldung abbildet, zur Veröffentlichung an. Per Mai soll die Neuverschuldung um 625 Mrd. USD zugenommen haben. Das ist möglich. Die gesamt öffentliche Neuverschuldung stieg per Mai laut US-Treasury um 772 Mrd. USD oder 3,5% des BIP der USA. Seit dem 31. Dezember 2019 nahm die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand um 13% des BIP oder 2.760 Mrd. USD zu. Kein anderes bedeutendes Land ist mit einer solchen Schuldendramatik derzeit konfrontiert. Für perspektivische US-Handlungsfähigkeit ist ein Niedrig- oder ein Negativzinsszenario erforderlich.

USA: Quo vadis? - Moskau und Peking mit klarer Ansage

Russland und China treten dem Anspruch der US-Regierung unmissverständlich entgegen, dass die USA trotz ihres Austritts aus dem Atomabkommen mit dem Iran den darin verankerten Mechanismus zur Wiederinkraftsetzung der Sanktionen gegen den Iran auslösen können. Derartige Drohungen der USA seien nicht nur lächerlich, sondern auch verantwortungslos, erklärte der russische Außenminister Lawrow in einem Schreiben an den UN-Sicherheitsrat und UN-Generalsekretär Antonio Guterres.

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O-Ton: "Das ist absolut inakzeptabel und erinnert lediglich an das berühmte englische Sprichwort von dem Kuchen, den man gleichzeitig haben und essen will."

Chinas Außenminister Wang Yi schrieb, die USA hätten dem Atomabkommen mit dem Iran den Rücken gekehrt und damit kein Recht mehr, beim Sicherheitsrat eine Wiedereinsetzung der Sanktionen zu fordern. 

Der russische Außenminister Lawrow berief sich auf eine Stellungnahme des Internationalen Gerichtshofes aus dem Jahr 1971. Danach ist es ein Grundprinzip internationaler Beziehungen, dass eine Partei, die sich von ihren eigenen Verpflichtungen lossagt oder sie nicht erfüllt, sich nicht auf die Rechte berufen kann, die sie nach eigener Behauptung aus diesen Beziehungen ableitet.

Das Selbstverständnis der USA wirft immer mehr Fragen auf. Fragen, die die Souveränität von Staaten betreffen, Fragen über die Wirksamkeit internationaler Verträge und Fragen bezüglich internationaler Strukturen. Die Gesamtheit der Fragen zwingt zu der Überlegung, in wieweit der Kontext USA und Verlässlichkeit, als Folge auch der Kontext Zukunftsfähigkeit der Beziehungen zu den USA, belastbar sind.

Wichtig ist es auch, zu erkennen, dass diese Entwicklungen nicht mit Präsident Trump begannen, sondern schon seit der Jahrtausendwende erkennbar waren. Dazu der französische Präsident Macron am 27. August 2019 vor den versammelten Diplomaten in Paris: "Wir sind wahrscheinlich dabei, das Ende der westlichen Hegemonie über die Welt zu erleben. … Die Dinge ändern sich. Und sie sind zutiefst betroffen von den Fehlern, die der Westen in bestimmten Krisen gemacht hat, von den amerikanischen Entscheidungen der letzten Jahre, die nicht mit dieser Regierung begonnen haben."

Merci Monsieur Macron. Wir haben an dieser Stelle Emanzipation Kontinentaleuropas seit Jahren eingefordert. USA Quo vadis?

Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:

Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der Johns-Hopkins-Universität lediglich eine Annäherung an die reale Lage liefert. Die Datenqualität ist erodiert. Grundaussagen lassen sich dennoch grob ableiten. 

Das Thema der Exit-Strategien aus den Extremmaßnahmen bestimmt das Bild. Das gilt vor allen für die Länder, in denen sich Entspannungen ergeben. Es gilt aber auch für Länder, die noch von Verspannung geprägt sind. Zwischen den Zeilen wird daran deutlich, dass das Risikopotential von Covid-19 seitens der Politik als weniger dramatisch eingestuft wird.

In Asien setzt sich die Entspannung (und die wirtschaftliche Erholung) fort. In China liegen 109 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 1.015. In Japan liegt sie bei 1.050. In Singapur sind es 12.612.

In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf die Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 7.641. Österreich liegt bei 432 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 354. In Italien sind es noch 32.872. Irritierend sind die Genesungszahlen aus den Niederlanden (181!), Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden (0!).

Die Problemländer sind weiter die USA (1.342.989), das UK (248.356), Brasilien (304.360) und Russland (236.579).  

Datenpotpourri der letzten 72 Handelsstunden:

Die international verfügbaren Daten implizieren in ihrer Gesamtheit und Komplexität, dass der Tiefpunkt der administrierten Rezession im April markiert wurde.

Eurozone: Resilienter als erwartet

Im 1. Quartal sank die Beschäftigung im Quartalsvergleich um 0,2% (Prognose -0,2%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,4% (Prognose 0,3%). Die Zahl der Beschäftigten stellte sich auf 160.370.700 (Vorquartal 160.691.400 Allzeithoch). Das BIP sank per 1. Quartal laut Revision im Quartalsvergleich um 3,6% (Prognose 3,8%, vorläufiger Wert -3,8%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,1% (Prognose 3,2%, vorläufiger Wert 3,2%).

USA: Licht und Schatten

Der NFIB Business Optimism Index (kleinere US-Unternehmen werden befragt) stieg per Mai von 90,90 (Tiefstwert seit März 2013) auf 94,40 Punkte. Laut Redbook (ältester US-Indikator für Umsätze in Ladenketten) sanken die Einzelhandelsumsätze per Berichtswoche 6. Juni im Monatsvergleich um 3,2% nach zuvor -1,4%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 9,7% nach zuvor -7,2%. Die Lagerbestände im US-Großhandel nahmen per April im Monatsvergleich um 0,3% zu (Prognose 0,4%). Der Absatz im Großhandel kollabierte um 16,9% (Prognose -4,0%) nach zuvor -5,1% (revidiert von -5,2%).

Japan: Negativer Preisdruck, April Tiefpunkt in Konjunktur

Die Erzeugerpreise sanken per Mai im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose -0,3%, Vormonat -1,6%). Im Jahresvergleich kam es per Mai zu einem Rückgang um 2,7% (Prognose -2,4%) nach zuvor -2,4% (revidiert von -2,3%). Die "Machinery Orders" verzeichneten per April im Monatsvergleich einen Einbruch um 12,0% (Prognose -8,6%) nach zuvor -0,4%. Im Jahresvergleich ergab sich eine Rückgang um 17,7% (Prognose -14,0%) nach zuvor -0,7%.

China: Negativer Preisdruck

Die Erzeugerpreise sanken per Berichtsmonat Mai im Jahresvergleich um 3,7% (Prognose -3,3%) nach zuvor -3,1%. Die Verbraucherpreise gingen per Mai im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose -0,5%) nach zuvor -0,9% zurück. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,4% (Prognose 2,7%) nach zuvor 3,3%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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