FOMC und schottisches Votum beeinflussen den EUR-Handel, CHF entspannt

 | 15.09.2014 14:00

Rund um den Globus erwartet uns eine ereignisreiche Woche. Das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit (18. Sept.) und die Wahlen in Neuseeland (20. Sept.) sind die wichtigsten politischen Ereignisse in dieser Woche, die das GBP und den NZD unter Druck halten. Darüber hinaus liegt ein weiterer Fokus auf der FOMC-Sitzung am 17. September. Die Auflösungen von Carry-Strategien aufgrund von Erwartungen an eine restriktivere Fed führen zu guten Geboten beim EUR, während sich der EUR/CHF vor der SNB-Sitzung (18. Sept.) seinem gleitenden 50-Tagesdurchschnitt nähert. Trotz einiger Besorgnisse an eine zurückhaltende EZB wird die SNB wohl weitgehend bei ihrem Status quo bleiben, da die Marktspannungen unter Kontrolle bleiben.

Die SNB sollte ihren Negativ-Zins-Joker nicht aus der Hand geben

Die SNB wird sich am 18. September treffen und wird wohl bei ihrem Status quo bleiben. Die Lockerungsmassnahmen der EZB haben klar die Spekulationen um eine mögliche SNB-Reaktion wiederbelebt, vor allem da der EUR/CHF am 4. September seinem Floor bei 1,2000 gefährlich nahe gekommen ist, als die EZB bekannt gegeben hatte, dass sie über ABS und Covered Bonds den Kauf von privaten Schulden einführen wird, um der Eurozone eine Liquiditätsspritze zu verabreichen. Seit diesem Tag haben sich die Spannungen an den Schweizer Märkten ziemlich schnell wieder abgekühlt, was erneut bestätigt, dass die Glaubwürdigkeit der SNB nicht verloren gegangen ist.

Derzeit ist der Wunsch nach einer SNB-Maßnahme ziemlich begrenzt und die SNB ist sich dieser heiklen Stimmung durchaus bewusst. Die SNB-Politik nähert sich bereits ihrer unteren Grenze; mit einem 3-Monatsliborziel bei 0,00%-0,25% sollte die Einführung von negativen Sichteinlagen den Strick um den Hals der SNB weiter zuziehen. Es ist offensichtlich, dass das Land eng von den Entscheidungen der EZB abhängt, da die Länder der Eurozone mehr als 50% des Gesamthandels der Schweiz repräsentieren und eine Überbewertung des Schweizer Franken die Schweizer Handelsbilanz schädigt. Wir glauben dennoch, dass die SNB neutral bleiben wird, bevor sie Zinsmaßnahmen ergreift , denn der Spielraum ist begrenzt, und die EZB hat noch nicht alle ihre Karten ausgespielt. In den kommenden Monaten könnte uns eine neue Welle an EZB-Anreizen bevorstehen, wobei die EZB-Politiker die Möglichkeit eines potentiellen QE nicht ausschließen, um sicherzustellen, dass die 18-Nationenzone nicht in einer deflationären Spirale gefangen wird. Die SNB sollte besser ihren negativen Zinssatz beibehalten. Es gibt Gerüchte, dass die SNB eher vorher in den Devisenhandel eingreifen würde als Zinsmaßnahmen zu ergreifen. Eines ist sicher, der Ton in Bezug auf den EUR/CHF-Floor wird solide bleiben; die SNB wird höchstwahrscheinlich an ihre alte Verpflichtung anknüpfen, den EUR/CHF-Floor bei 1,2000 zu belassen.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Carry-Auflösungen stützen EUR

Aufgrund der negativen EUR-Zinssätze war der EUR ein interessantes Finanzierungsvehikel für Carry-Strategien, doch die Carry-Auflösungen der letzten Woche vor dem Hintergrund von Spekulationen an eine restriktive Fed haben den EUR gut unterstützt. Der EUR wird wahrscheinlich noch mehr Unterstützung aus weiteren Anpassungen erhalten, da die Carry-Strategen sich lieber neutral positionieren werden, um das FOMC-Risiko vor dessen Statement (am 17. September) zu vermeiden. Auch wenn die Märkte deutlich restriktiv positioniert sind, so führt das Risiko einer Enttäuschung dennoch dazu, dass es ein Risiko für den EUR/USD in beide Richtungen gibt. Die Studie der Fed San Francisco der letzten Woche (die aussagte, dass die Anleger für einen längeren Zeitraum mit niedrigen Zinssätzen rechnen als die Fed selbst) hat unsere mittelfristigen Erwartungen an die Politik nicht verändert. Wir glauben weiterhin, dass die Fed ihre erste Zinssatzerhöhung nicht vor dem 2. Quartal 2015 durchführen wird. Dies liegt im Einklang mit dem, was wir aus der USD OIS Forward-Kurve ablesen. Das Risiko im aktuell überhitzten Marktumfeld besteht in einer abrupten Berichtigung der USD-Positionen und den US-Renditen. Wir glauben, dass die Fed ihren ausgeglichenen Ton bei ihrer Sitzung in dieser Woche beibehalten und wohl keine deutliche Änderung für ihre Forward Guidance ankündigen wird; sie wird höchstwahrscheinlich wiederholen, dass die Flaute am Arbeitsmarkt und bei den Löhnen noch nicht die Zielwerte erreicht hat. Sofern dieses Szenario Realität werden sollte, wird der USD seine aktuellen Gewinne teilweise wieder einbüßen. Auf der anderen Seite bringt das schottische Referendum (18. September) eine dritte Dimension ins Spiel. Die Händler sollten sich bewusst sein, dass sich die Besorgnisse aus dem Schottenvotum auf das GBP auswirken und wahrscheinlich eher den USD als den EUR begünstigen werden (da eine mögliche schottische Unabhängigkeit zu Diskussionen um die Zukunft des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union führen wird, was für den EUR klar negativ wäre). Dies würde bedeuten dass selbst eine Enttäuschung durch die Fed die EUR-Bullen hinter ihren G10-Pendants halten würde. Langfristig glauben wir, dass Aufwärtskorrekturen im EUR/USD begrenzt bleiben sollten (wir gehen von niedrigeren Hochs aus), vor allem vor dem Hintergrund abweichender konkreter Prognosen von EZB/Fed. Wir halten unsere langfristige Einschätzung einer Abwärtstendenz für den EUR/USD aufrecht, bleiben jedoch in Bezug auf kurzfristige Volatilitäten aufmerksam.