FOMC reagiert wie erwartet - EZB und BoE im Fokus - Exkurs Taiwan - Exkurs KI

 | 02.02.2023 11:20

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1017 (05:21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0867 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 128,45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,54. EUR-CHF oszilliert bei 0,9995.

Finanzmärkte: Stabile bis freundliche Verfassung

An den Finanzmärkten dominierte eine freundliche bis stabile Verfassung. Aktienmärkte schlossen in den USA und Europa freundlich. Der USD kam an den Devisen- und Edelmetallmärkten unter Druck. Renditen am Rentenmarkt standen unter leichtem Druck. 10 jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,28%, 10 jährige US-Staatstitel mit 3,42%. Federal Reserve: Offenmarktausschuss reagiert wie erwartet

Gestern entsprach der Offenmarktausschuss den Markterwartungen mit einer Zinserhöhung der Fed Funds Rate um 0,25% auf eine neue Zielbandbreite bei 4,50% - 4,75%. Der Anlagezins wurde von 4,40% auf 4,65% gesetzt. Die begleitende Verbalakrobatik interpretierte der Finanzmarkt als milde. In der Folge schwächte sich der USD ab, Aktienmärkte gewannen an Boden.

Kommentar: Die Federal Reserve liegt bei ihrem Zinserhöhungsmodus immer noch vor der EZB bezüglich des Beginns als auch der Amplitude der Zinserhöhungen. Dabei ist das Inflationsbild in den USA deutlich entspannter als beispielsweise in der Eurozone. Die negativen konjunkturellen Folgen dieser Politik sind in wesentlichen Teilen der Wirtschaft deutlich erkennbar, darunter der Immobilienmarkt und der industrielle Sektor. Gestern ergab sich darüber hinaus bei dem ADP-Beschäftigungsreport Ernüchterung. Entsprechend ist die Anpassung der Zinsschritte auf jetzt 0,25% sachlich nachvollziehbar.

EZB und Bank of England im Fokus

Heuet stehen die Sitzungen des EZB-Rats und des Monetary Policy Committee im Fokus. Die Märkte unterstellen, dass beide Zentralbanken die Leitzinsen um 0,50% erhöhen werden. Vor dem Inflationshintergrund, der deutlich kritischer als in den USA ist (Eurozone CPI 8,5%, UK-CPI 10,5%) besteht fraglos ein anderer Handlungsdruck in Frankfurt und in London als in Washington. Im UK ist die Situation auch deswegen kritischer, weil man bei chronischen Leistungsbilanzdefiziten auf Kapitalimporte angewiesen ist. Zudem belasten die Folgen des Brexit.

Exkurs Taiwan: Industrieproduktion prekär, demnächst prekärer?

Heute wenden wir uns Taiwan zu. Warum Taiwan? Nun, die Industriepolitik der USA zielt mit unzulässigen Subventionen (WTO-Regeln, IRA) auf eine Industriearbitrage zu Gunsten der USA und zu Lasten der EU und Taiwans insbesondere.

Hintergrund: Taiwan ist entscheidend verantwortlich für die globale Halbleiterproduktion. Taiwan stellte zuletzt circa 63% des globalen Halbleiterangebots zur Verfügung. Damit war und ist Taiwan von höchster wirtschaftsstrategischer (und "noch" geopolitischer) Bedeutung. Die US-Politik als "Freund" Taiwans zielt darauf ab, die größte Stärke der Industrie Taiwans, die Halbleiterindustrie (ETR:SEC0), zu kastrieren.

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Bereits ohne den Transfer großer Teile dieser Industrie in die USA ergibt sich im Widerspruch zu der ansonsten positiven Tendenz im Sektor des Verarbeitenden Gewerbes auf internationaler Ebene eine negative Entwicklung in Taiwan ganz im Gegensatz beispielsweise zu China.

So stellt sich der Einkaufsmanagerindex Taiwans per Januar auf 44,3 Punkte und sank im letzten Berichtsmonat. Diese Sentiment-Daten werden flankiert von harten negativen Wirtschaftsfakten. Per Berichtsmonat Dezember sank die Industrieproduktion Taiwans um 7,93% nach zuvor -4,93%. Es war der größte Rückgang seit März 2019. Nun ist das zunächst eine konjunkturelle Größe, die etwas über Quantität aussagt. Der Blick auf nachfolgenden Chart verdeutlicht jedoch, dass es sich um eine klare und seit Juni 2021 andauernde Tendenz handelt. Damit steht hinter der quantitativen Aussage auch eine qualitative Botschaft.

Hinsichtlich der aktuell umgesetzten US/Taiwan Politik, die die Wirtschaftsstrukturen Taiwans schleift, um die Struktur der USA zu beleben, ergeben sich für Taiwan bezüglich des industriellen Sektors Abgründe.