HSH Nordbank | 24.01.2012 08:42
■ Eurogruppen-Finanzminister lehnen das IIF-Angebot ab, fordern niedrigeren Kupon für Umtauschanleihen Griechenlands; ESM-Start zur Jahresmitte beschlossen, Fiskalpakt bereits fast beschlussreif
■ Bundesregierung erwägt Fortbestehen des EFSF statt dessen Aufgehen im ESM
■ Erwartete Tagestendenz für den Bund-Future: gut behauptet
Markttechnik
Nach den deutlichen Kursverlusten der letzten drei Handelstage ist heute ist ein Pullback an die Abwärtstrendlinie (137,80) drin.
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator fällt seit dem Verkaufssignal aus der Vorwoche.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI liegt noch in der neutralen Zone, fällt aber weiterhin.
Marktkommentar
Die Erwartungen einer baldigen Einigung Griechenlands mit den Vertretern der privaten Gläubiger auf die Restrukturierung seiner Staatsschulden war auch gestern der Haupteinflussfaktor für die Staatsanleihemärkte beiderseits des Atlantiks. Treasuries und Bunds als die klassischen safe haven-Anlagen mussten weitere Kursabschläge hinnehmen, während italienische und spanische Govies die Outperformer des Tages waren. Wirklich neue Nachrichten gab es hierzu allerdings erst nach Handelsschluss vom Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel. Mit der Forderung, die durchschnittliche Verzinsung der im Rahmen der Schuldenrestrukturierung angebotenen Umtauschanleihen auf höchstens 3,5% zu verhandeln, stärkten sie der griechischen Regierung demonstrativ den Rücken. Der IIF hatte zuletzt einen
Durchschnittskupon von 4% als „letztes Angebot“ gefordert. Damit, so war gestern Abend zu hören, würde Griechenland das vorgegebene Ziel, bis 2020 auf eine Verschuldung von 120% des BIP zu kommen, um etwa 5 Prozentpunkte verfehlen. Eine Reaktion des IIF steht noch aus, die Verhandlungen dürften heute weiter gehen, denn angesichts der im März anstehenden 14,5 Mrd. EUR schweren Anleiherückzahlung drängt die Zeit. Aus Griechenland war zu hören, dass der freiwillige Anleiheumtausch am 13. Februar beginnen soll. Während die Hängepartie an dieser Front andauert, sind die EU-Finanzminister bei den Verhandlungen über den neuen Fiskalpakt offenbar auf der Zielgeraden, so dass die Staats- und Regierungschefs schon kommende Woche hierüber entscheiden könnten. In deutschen Regierungskreisen wird mittlerweile laut darüber nachgedacht, im Gegenzug zur Verabschiedung des Fiskalpaktes die finanzielle Schlagkraft des ESM dadurch zu erhöhen, dass man den EFSF neben dem ESM fortbestehen lassen könnte. Bisher wird in Berlin noch die Linie vertreten, dass der ESM die vom EFSF gewährten Hilfskredite an Portugal und Griechenland auf den ESM überträgt, wodurch dessen finanzielle Leistungsfähigkeit z.T. für die „Altlasten“ gebunden würde. Beschlossen wurde gestern bereits das Vorziehen des ESM um ein Jahr auf Mitte 2012. Unterm Strich dürften die Ergebnisse des gestrigen Finanzministertreffens die Anleger an den Anleihemärkten in ihrer von zunehmendem Optimismus bzgl. einer Überwindung der europäischen Staatsschuldenkrise geprägten Erwartungshaltung bestätigen, so dass Bunds & Treasuries heute nur wenig verändert in den Handelstag starten sollten. Der latente Abgabedruck
bleibt aber bestehen. Die Aufmerksamkeit der Akteure wird weiterhin primär den Schuldenrestrukturierungsverhandlungen Griechenlands gelten, denn ein Scheitern der Gespräche würde Europa mit voller Wucht die Krise zurückreißen. Vorsicht ist daher weiter angesagt. Mit Spannung warten wir jetzt auf die (voraussichtlich mehr oder weniger deutlich ablehnende) Reaktion der Gläubiger. Sofern die Verhandlungen nicht gleich abgebrochen
werden, dürfte sich der Bund-Future hiervon nur wenig beeindrucken lassen. Konjunkturdatenseitig stehen heute lediglich die PMI-Indizes für die Eurozone auf dem Kalender. Sie sollten abermals zeigen, dass die Lage in Deutschland besser ist als in den meisten anderen EUStaaten ist.
Am Primärmarkt zeigt sich heute das niederländische Schatzamt mit Aufstockungen von 2- und 30jährigen DSLs im Gesamtvolumen von 1,5 bis 2,5 Mrd. EUR. Morgen folgt die Bundesfinanzagentur mit einer 3 Mrd. EUR großen Aufstockung der 30jährigen Bund. In den USA hat das Schatzamt heute neue 2jährige T-Notes über 35 Mrd. USD zu platzieren, hier dürften im Vorfeld ein paar Preiszugeständnisse zu beobachten sein. Daneben rückt die heute beginnende, zweitägige FOMC-Sitzung in den Fokus, für die eine deutliche Ausweitung der Finanzmarktkommunikation angekündigt ist.
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