HSH Nordbank | 18.01.2012 09:57
■ Heute werden die Umschuldungsgespräche zwischen Griechenland und IIF wieder aufgenommen
■ Portugal wird heute 11-Monatspapiere anbieten
■ Jahreswirtschaftsbericht: Deutschland wird im kommenden Jahr um 1,6% wachsen
■ Die Hebelung des EFSF ist nach Medienberichten aufgrund der Ratingherabstufung nicht mehr möglich
Markttechnik
Der Bund Future ist nach dem Ausbruch vom Vortag wieder in die Bollingerrange zurückgefallen. Eine größere Unterstützungslinie ist weiterhin bei 139.02 anzusiedeln. Die 140er Marke bleibt auch nach ihrem kurzzeitigen Durchbrechen eine Magische und ist insofern als der nächste Widerstand anzusehen.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI bewegt sich im oberen Bereich des neutralen Bereich.
Marktkommentar
In den USA haben sich die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen gestern eher richtungslos gezeigt. Nachhaltige Orientierungshilfen gab es auch nicht wirklich. Für kurzzeitigen Optimismus sorgte der Empire State Index, der eine Beschleunigung des Wachstums im Verarbeitenden
Gewerbe im Staat New York signalisierte. Der Ankauf von langfristigen Staatsanleihen durch die Notenbank im Rahmen der Operation Twist mag dazu beigetragen haben, dass die Renditen im zehnjährigen Bereich wieder unter Abwärtsdruck gerieten. Heute könnte es angesichts einer ganzen Reihe von Konjunkturdaten etwas lebhafter zugehen. So dürfte der NAHB-Index (eine Art ISM-Index für den Bausektor) das vierte Mal in Folge gestiegen sein und die Hoffnung stützen, dass in diesem Sektor das Allerschlimmste vorbei ist. Nach dem Rückgang der Industrieproduktion im November wird heute vermutlich deutlich werden, dass es sich dabei um einen Ausreißer handelte. Zumindest suggeriert der Anstieg des
ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe, dass die Industrieproduktion solides Wachstum aufgewiesen hat. Die Großhandelspreisentwicklung sollte bestätigen, dass sich der Disinflationstrend der vergangenen Monate fortgesetzt hat. Mit 5,7% Jahresinflation liegt man derzeit jedoch immer noch auf einem relativ hohem Niveau. Insgesamt dürften die Daten eine Fortsetzung des stabilen, aber langsamen Wachstums der US-Volkswirtschaft bestätigen. Dies sollte ausreichen, um die Risikoaversion leicht zurückgehen zu lassen, so dass die Renditen der T-Notes steigen würden.
Das war problemlos: Der EFSF konnte seine 6-Monatspapiere mit einer Rendite von 0,27% problemlos platzieren. Spanien (Laufzeit: 1 Jahr) und Griechenland (13 Wochen) haben ebenfalls Geldmarktpapiere emittiert und Belgien hat eine zehnjährige Anleihe an den Markt gebracht. Letzteres ist durchaus bemerkenswert, weil das Land angesichts seiner hohen Verschuldung und der politischen Unsicherheit (mittlerweile gibt es eine Regierung) zeitweise in die Kategorie der Krisenländer abzurutschen drohte. Heute wird Portugal sein Glück versuchen und den Investoren 11-Monatspapiere anbieten. Die zehnjährigen Risikoaufschläge für Portugal hatten sich im Zusammenhang mit den schwierigen Umschuldungsverhandlungen sowie der Ratingherabstufung durch S&P auf spekulatives Niveau um rund 200 bp ausgeweitet. Derweil wird gemeldet, dass die Hebelung des EFSF aufgrund der Ratingherabstufung
„gestorben“ ist. Die Hebelung war damals auf dem EU-Gipfel vom 27. Oktober als ein Kernstück der Ergebnisse präsentiert worden. Die Grundidee, bei Primärmarktemissionen einen bestimmten Betrag zu versichern, machte durchaus Sinn, erfreute sich offensichtlich aber
auch in Italien und Spanien keiner großen Zustimmung. Die Hoffnung bei einigen Politikernist jetzt möglicherweise, dass unter der neuen technokratischen Regierung von Mario Monti in Italien der Ernstfall nicht eintritt. Diese Hoffnung ist nicht unberechtigt, aber es ist sicherlich
nicht beruhigend, wenn ein Plan B für den Fall, dass die Investoren sich von Italien abwenden, vollkommen fehlt. In diesem Zusammenhang wird ja stets nach der Big Bazooka der EZB gerufen. Diese stellt derzeit nach Angaben des Ratsmitglieds Nowotny aber gerade Überlegungen an, welche Alternativen es zum bestehenden Ankaufprogramm von Staatsanleihen
gibt. Konkreter wurde Nowotny allerdings nicht. Weidmann, der heute spricht, wird vermutlich nicht konkreter werden, sondern lediglich erneut betonen, dass der Spielball im Feld der Politik liegt. Damit hat er recht, ohne dass man ignorieren kann, dass sowohl mehr Geld (zur Stützung von Staaten) als auch weniger Geld (im Sinne neuer Sparprogramme) politisch auf immer größeren Widerstand stoßen. Insgesamt erwarten wir heute von den USA leicht optimistische Impulse, die zu einem Anstieg der Bund-Renditen führen sollten.
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