HSH Nordbank | 07.02.2012 08:28
■ Ministerpräsident Papademos hat Treffen der Parteiführer auf heute verschoben, Lage wird kritischer
■ Merkel und Sarkozy unterstreichen in gemeinsamen Interview die Rolle der beiden Länder als Motor für Europa und präsentieren die Idee eines Sperrkontos für Griechenland
■ Nur vier der 16 Bundesländer haben im vergangenen Jahr einen Budgetüberschuss erwirtschaftet (Sachsen, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern)
Markttechnik
Der Stochastik-Indikator des Bund-Futures ist im Übergekauft-Bereich und signalisiert jetzt, dass der Bund-Future verkauft werden soll. Unterstützung ist spätestens bei 137,95 Punkte zu erwarten, der 76,4% Fibonacci-Linie.
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator ist leicht unterhalb der Signallinie.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI bewegt sich im neutralen Bereich.
Marktkommentar
Was für ein Dream-Team: Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy ließen sich gestern im Fernsehen gemeinsam interviewen. Auch wenn dieses Interview als wahlkampfunterstützende Maßnahme für Sarkozy gedeutet werden kann, hat die dort demonstrierte Einigkeit einen Symbolcharakter: Seht her, der europäische Motor funktioniert nicht nur, nein, er läuft
besser denn je. Das ist eine Botschaft, die durchaus in der Lage ist, einen Teil der Griechenland-Probleme zu überlagern, weswegen die Märkte auf die Verschiebung des kritischen Treffens der wichtigsten griechischen Parteiführer noch relativ gelassen reagierten. Was die ungelösten Probleme in Griechenland angeht, setzen die Parteiführer offensichtlich alles daran,
den Rest der Welt in Atem zu halten. Es scheint so, dass einige Politiker aus Athen nicht mehr willens sind, weitere Sparpläne zu unterzeichnen. Auf eine Entlassung von 15.000 Angestellten des öffentlichen Dienstes noch in diesem Jahr (und 150.000 bis 2015) hat man sich wohl geeinigt. Bei weiteren Lohnkürzungen, die nach Gewerkschaftsangaben zu Gehaltseinbußen
von bis zu 25% bedeuten können, tut man sich anscheinend schwerer. Was sind die Alternativen? Erstens, die Troika könnte sich großzügig zeigen und auf einige geforderte Maßnahmen verzichten, wozu es bislang keine Anzeichen gibt. Als Abwandlung davon wäre auch eine Fristverlängerung denkbar, so dass die nächste größere Tilgungsrate am 20. März noch gezahlt werden kann. Unwahrscheinlich. Zweitens, Griechenland könnte sich weigern, die entsprechenden Reformen und Sparmaßnahmen umzusetzen, mit der Konsequenz eines Defaults, da die Troika dann das neue Rettungspaket nicht genehmigen würde. Dieser Default würde ungeordnet verlaufen und es gäbe zwei weitere Möglichkeiten: Die Lage kann
politisch so weit kontrolliert werden, dass das Land trotz des ungeordneten Defaults im Euroverbund bleibt. Dies wäre ein weitaus besserer Weg, als wenn Griechenland seine eigene Währung wieder einführen würde und im Gefolge die Wirtschaft vollkommen kollabiert (da dann auch der Privatsektor im großen Stil zahlungsunfähig würde). Portugal wäre unweigerlich
der nächste Kandidat, auf dessen Austritt spekuliert würde. Kurz: In den nächsten Tagen geht es um „Make it or break it“. Insgesamt ist das Potenzial für eine hohe Volatilität sehr groß. Wir bleiben optimistisch, aber in Sicherheit kann sich niemand wiegen.
Auf einem anderen Blatt stehen die Auftragseingänge der deutschen Industrie. Nach dem Einbruch im November hat sich die Lage im Dezember freundlicher entwickelt (+1,7%), was in erster Linie mit dem 12,3%igen Zuwachs durch Länder außerhalb der Eurozone zu erklären ist. Die Rezession in der Eurozone machte sich dagegen deutlich bemerkbar: -6,8%. Heute sollten die Industrieproduktionszahlen ähnlich wie die Auftragseingänge ein moderat freundliches Bild zeichnen. Bekannt wurde außerdem, dass die EZB weiterhin nur in einem geringen Maße am Markt für Staatsanleihen aktiv war und in den fünf Handelstagen bis Mittwoch Anleihen
im Nominalwert von 124 Mio. EUR auf die Bücher genommen hat. Der gesamte Bestand der EZB liegt derzeit bei 219 Mrd. EUR. Wir gehen davon aus, dass die Forderungen nach mehr direkten Käufen von Staatsanleihen am Donnerstag Thema sein werden, aber angesichts der positiven Wirkung des Dreijahrestenders nicht allzu viel Raum einnehmen wird
In den USA war gestern der Datenkalender leer gefegt. Heute begibt das Schatzamt dreijährige Anleihen, deren Absatz unproblematisch sein sollte. Die entsprechenden Titel am Sekundärmarkt rentierten derzeit zwar nur bei 32 Basispunkten, aber die Alternativen sind rar gesät, während es gleichzeitig reichlich Liquidität gibt.
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