HSH Nordbank | 03.02.2012 10:22
■ Fed-Chef Bernanke verteidigt Nullzinspolitik vor dem Kongress.
■ Endspurt für Griechenland bei den Verhandlungen für weitere Finanzhilfen.
■ USA: Wichtiger Arbeitsmarktbericht für Januar.
Markttechnik
Auch gestern hat sich gezeigt: Für die Marke von 140,00 reicht es derzeit für den Bund-Future nicht. Möglicherweise gibt es heute einen erneuten Anlauf.
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator steht kurz vor der Nulllinie.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI ist wieder gesunken und liegt nun in der Mitte der neutralen Zone.
Marktkommentar
Gestern hat US-Notenbankchef Bernanke dem House Budget Committee des Kongresses Rede und Antwort zur derzeitigen Geldpolitik stehen müssen. Er hat die ultralockere Ausrichtung der Fed verteidigt – gegen die Angriffe von Seiten der Republikaner, die darin einen Risikofaktor für steigende Inflationsraten sehen und die den zu großen Schwerpunkt der Fed auf den Arbeitsmarkt kritisieren. Nach Aussage von Bernanke bedroht die EUR-Schuldenkrise weiterhin die konjunkturelle Belebung in den USA, und die Notenbank wird alles daran setzen, die Wirtschaft vor Schäden zu schützen. Allerdings gibt es laut Bernanke Anzeichen dafür, dass dieses Risiko geringer wird. Die Hauptgründe für die Nullzinspolitik der Fed sind
niedrige Teuerungsraten, der langsame Wachstumspfad sowie die Safe Haven-Funktion des USD. Die skeptische Einschätzung der weiteren Konjunkturentwicklung von Bernanke und sein Wille, für weitere Erleichterungen zu sorgen, lässt eine erneute geldpolitische Lockerung
auf Sicht der nächsten Monate erwarten – insbesondere auf den Immobilienmarkt könnten Maßnahmen abzielen. Zum Wochenende sollten sich die Blicke der Anleger weiter auf die USA richten. Denn es wird der wichtige offizielle Arbeitsmarktbericht für Januar veröffentlicht.
Dabei rechnet der Konsens mit einer spürbaren Verlangsamung des Stellenaufbaus im Vergleich zum Vormonat. Nach einem Zuwachs von 200 Tsd. erwarten die Marktteilnehmer nun ein Plus in Höhe von rund 150 Tsd. Wir halten dies für durchaus realistisch – für eine stärkere Dynamik ist bislang wohl noch kein Raum. Das ist aber noch nicht alles an Konjunkturindikatoren. Auch der ISM-Index für Dienstleistungen sollte durchaus Beachtung finden. Die Frage ist, ob er seinem Pendant aus dem verarbeitenden Gewerbe folgen und weiter aufwärts tendieren kann.
Eine Fortsetzung des Stimmmungstests gibt es auch in der Eurozone. Die endgültigen Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor stehen auf der Agenda und sollten die Rückkehr des Gesamtindexes auf Expansionskurs bestätigen. Damit nimmt das Risiko einer tieferen Konjunkturdelle für die Eurozone ab – die Wirtschaft sollte sich aber nur ganz allmählich erholen können. Außerdem werden heute die Einzelhandelsumsätze für die Eurozone veröffentlicht. Positive Nachrichten sind aber von dieser Front nicht zu erwarten. Die Einzelhandelsumsätze
stehen unverändert unter Druck. Spanien und Frankreich konnten gestern
problemlos Geld am Kapitalmarkt aufnehmen – zu niedrigeren Kosten als bei vorherigen Auktionen. Es zeigt sich weiterhin, dass die langfristige Bereitstellung von Liquidität durch die EZB zu Entspannung bei den Auktionen der Peripherie führt. Für die Banken ist es mit diesen Geschäften attraktiv, sich stärker bei diesen Auktionen zu engagieren. Für Griechenland
heißt es zum Wochenende: Endspurt. Am kommenden Montag wollen die EURFinanzminister erneut zusammenkommen, um endgültige Beschlüsse zum zweiten Rettungspaket für das Land zu treffen. Bis dahin müssen Vereinbarungen über eine mögliche Aufstockung der bisher angedachten Finanzhilfen, über die Beteiligung der privaten Gläubiger und weitere Reformen in Griechenland vorliegen. Doch der Widerstand der griechischen
Politik gegenüber neuen Sparmaßnahmen ist hoch – insbesondere vor dem Hintergrund, dass im April die nächsten Wahlen anstehen. Ministerpräsident Papademos muss bei den unterschiedlichen Parteien um Unterstützung für weitere Maßnahmen werben, denn die Alternative zu den Bedingungen für Finanzhilfen der Troika ist ein ungeordneter Default Griechenlands, wenn das Land im März seine Fälligkeiten nicht bezahlen kann.
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