Finanzmärkte freundlich – Demokraten ziehen zurück – Dividendenverbot – DZ-Studie

 | 26.10.2022 09:38

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9959 (05:47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9849 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 147,62. EUR-CHF oszilliert bei 0,9900.

Finanzmärkte: Freundlich

Die Aktienmärkte zeigten sich in den letzten 24 Stunden freundlich. Sowohl im Westen als auch in Fernost legten die Märkte zu. Dabei belasteten insbesondere schwache US-Konjunkturdaten (siehe Datenpotpourri), aber auch Unternehmensdaten (Microsoft (NASDAQ:MSFT), Alphabet (NASDAQ:GOOGL)), die aber an der Zinsfront zu Entspannung führten. Letzteres unterstützte neben positiver Markttechnik. Am Kapitalmarkt ergab sich eine entspannte Lage. 10 jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,18%, US-Staatsanleihen bringen 4,09%.

Der USD verlor gegenüber dem Euro an Boden. Gegenüber dem JPY ergibt sich nach den Interventionen Stabilität um die Marke von 148 JPY pro USD. Gold und Silber konnten geringfügig zulegen. Der Aufwärtsbewegung fehlt es an Dynamik.

USA: 30 Demokraten ziehen Brief zurück

Der "Congressional Progressive Caucus" zieht den Brief an den US-Präsidenten, in dem verstärkte Diplomatie im Ukraine Konflikt eingefordert wurde, zurück. Der Brief wäre vor Monaten verfasst worden und nun irrtümlich ohne Abstimmung veröffentlicht worden, heißt es als Begründung.

Kommentar: Rein theoretisch ist es möglich, dass vor Monaten ein derartiger Brief verfasst wurde und nun irrtümlich versandt wurde, rein theoretisch. Praktisch ist es wohl wahrscheinlicher, dass es massiven politischen Druck seitens der bestimmenden Eliten gegeben hat, die an Diplomatie derzeit wenig Interesse hegen. Als Fazit lässt sich ziehen, dass sich die Kollateralschäden der Ukrainekrise ohne Diplomatie uneingeschränkt fortsetzen werden.

Die Kosten an Menschenleben im direkten Konflikt, bei wirtschaftlichen Strukturen primär in der Ukraine, aber auch sekundär als Funktion in europäischen Ländern und in der westlichen Finanzsubstanz (allen voran in Europa) werden weiter steigen. Dazu passt die Einlassung des IWF, dass die Ukraine pro Monat einen Finanzierungsbedarf von 5 Mrd. USD hat. Europa wird dazu substanziell beitragen. Entspannung ist in dem Konflikt nicht erkennbar, die Schäden auf allen europäischen Seiten aber sehr wohl.

Deutschland: Boni- und Dividendenverbot?

Hintergrund: Das aktuell in der Diskussion stehende Boni- und Dividendenverbot soll für alle Staatshilfen gelten, die aus dem 200 Mrd. EUR Programm gegen die Energiekrise gewährt werden. In diesem 200 Mrd. EUR Programm sollen Unternehmenshilfen finanziert, die in Schieflage geratenen Gas-Importeure stabilisiert werden und es sollen damit zusätzlich die Mittel für die Strom- und Gaspreisbremse geschaffen werden.

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Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die Regierung aufgefordert, Boni, Sonderzahlungen und Dividenden zu verbieten, wenn Firmen staatliche Hilfen in Anspruch nehmen. Fakt ist, dass mit der Strom- und Gaspreisbremse alle Unternehmen Hilfen des Staates in Anspruch nehmen würden. Einzelfallregelungen sollen ausdrücklich gemäß Ampel-Haushaltspolitikern von SPD, Grünen und FDP nicht zugelassen werden.

Die deutsche Wirtschaft fürchtet laut BDI im Zuge der geplanten Preisbremsen auf Strom und Gas zu starke staatliche Eingriffe. Das Boni- und Dividendenverbot gehe laut BDI zu weit. So seien Dividenden in vielen Familienunternehmen Hauptbestandteil des Familieneinkommens und erfüllen dort die Funktion wie das Gehalt der Beschäftigten im Unternehmen. Boni seien in Unternehmen keine Zulagen, sondern variable Teile des regulären Einkommens.

Kommentar: Durch aktive Regierungspolitik wurde das Energieproblem Deutschlands generiert. Weder die Unternehmen, noch die privaten Haushalte tragen auch nur ansatzweise Verantwortung. Der Ansatz mit den Mitteln (200 Mrd. EUR), die perspektivisch in der Zukunft von Unternehmen und Bürgern zurückgezahlt werden (Anleihe an sich selbst), zunächst Zeit zu gewinnen, um die Strukturen zu schützen, ist richtig.

Den Unternehmen in dem Zuge jedoch Steuerungselemente zu nehmen, die wesentlich sind, gutes Personal zu halten oder zu gewinnen, die wesentlich sind, Attraktivität am Kapitalmarkt (nationalen, internationale Konkurrenzsituation, Kapitalmarktfähigkeit) zu erhalten oder zu generieren, ist hinsichtlich der Verantwortung seitens der Politik für die aktuelle Krise des "Guten" deutlich zu viel.

Aktionistische Politik mit vermeintlicher Symbolwirkung (Klientelpolitik) sollte nicht verfolgt werden, sondern eine intellektuell hochwertige Abwägungspolitik, die den nationalen und internationalen Komplexitäten der Ökonomie als Grundlage aller Einkommen Rechnung trägt. Das verdient dieses Land, das verdienen die zukünftigen Generationen!

Deutschland: Vermögensreduktion

Gemäß einer Studie der DZ-Bank wird die Preisinflation das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte um voraussichtlich 395 Mrd. EUR (derzeit 7,7 Billionen EUR) schmälern.

Kommentar: Das ist eine Hausnummer. Derartige Hausnummern müssen in ein Verhältnis gesetzt werden, um sie umfänglich geistig verarbeiten zu können. Vergleichen wir es mit dem deutschen Staatshaushalt. Der liegt per 2022 bei 496 Mrd. EUR. Ergo entspricht der Inflationsverlust knapp 80% des deutschen Staatshaushalts.

Da die aktuelle Inflationsproblematik kausal mit der Ukrainekrise korreliert ist, könnte man auch das BIP der Ukraine als Grundlage heranziehen. Das belief sich im Jahr 2021 auf 200 Mrd. USD. Ergo ist die reale Vermögensreduktion ohne Betrachtung aller anderen Aufwendungen im Rahmen der Krise bei knapp 200% des BIP der Ukraine.

Fazit: Das Thema fortgesetzter Vermögensreduktion, der Schleifung des europäischen Wirtschaftsstandorts und der damit notwendigen Subvention (200 Mrd. EUR-Programm), des Verarmungsprozesses (Verlust der Kaufkraft von Einkommen) und des Verlusts gesellschaftspolitischer und ultimativ politischer Stabilität ist korreliert mit der Ukrainekrise. Wäre es nicht einer Abwägung wert, der Diplomatie mehr Augenmerk zuzuwenden?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: IFO-Index besser als erwartet

Deutschland: Der IFO Geschäftsklimaindex sank per Oktober insignifikant von zuvor 84,4 (revidiert von 84,3) auf 84,3 Punkte (Prognose 83,3). Der Lageindex verlor von 94,5 auf 94,1 Zähler (Prognose 92,4), während der Erwartungsindex von 75,3 (revidiert von 75,2) auf 75,6 Punkte zulegte (Prognose 75,0).

UK: Geschäftsklima bricht ein

Der vom CBI ermittelte Auftragsindex sank per Oktober von -2 auf -4 Punkte (Prognose -12). Der CBI Geschäftsklimaindex brach von -21 auf -48 Punkte ein.