Finanzmarkt "bewölkter" - Zinserwartungen und Geopolitik belasten

 | 27.02.2023 12:59

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0545 (05:07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0537 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,28. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,73. EUR-CHF oszilliert bei 0,9926.

Finanzmärkte: "Bewölkter" - US-Daten und Geopolitik belasten

Zum Wochenschluss nahm Risikoaversion an den Finanzmärkten zu. Besser als erwartete US-Konjunkturdaten und mehr noch kritischere US-Inflationsdaten (siehe Datenpotpourri) befeuerten Zinsängste, die sich an Aktienmärkten belastend auswirkten.

Zusätzlich zeichnet sich ein Bild analog zum März 2022 ab. Seinerzeit scheiterte der von der Türkei initiierte und begleitete Vermittlungsversuch in der Ukraine-Krise, der weit gediehen war, durch Intervention aus Washington und London (Besuch Boris Johnsons in Kiew). Der aktuelle Versuch Chinas, die Kontrahenten an den Vermittlungstisch zu bringen, stößt auf Widerstand und Skepsis in westlichen Ländern (u.a. Steinmeier). Das G-20 Treffen endete ohne Kommuniqué.

Sanktionen werden seitens der EU und den USA weiter gegen Moskau verschärft. Die Sanktionen fragmentieren die Weltwirtschaft und weisen insbesondere für Europa in Richtung einer Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Investitionen und Wachstum. Gleichzeitig wird die Finanzierung Kiews durch Weltbank, IWF und die westlichen Staaten sichergestellt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Bild, das die Wahrscheinlichkeit einer weiteren militärischen Eskalation wahrscheinlich erscheinen lässt. So zeigte sich London offen für Flugzeuglieferungen an Kiew. In der Folge dieser Entwicklungen kamen die europäischen und amerikanischen Märkte unter Druck. Auch Asiens Aktienmärkte verzeichnen heute früh leichte Verluste.

Am Rentenmarkt ergab sich eine Zinsversteifung. 10 jährige Bundesanleihen rentieren heute früh bei 2,53% (Vortag 2,47%) und 10 jährige US-Staatstitel werfen 3,94% ab (Vortag 3,87%). Der USD zeigt sich gegenüber dem EUR freundlich. Mit zutiefst 1,0537 markierte der EUR im US-Handel den schwächsten Stand seit dem 6. Januar 2023. In der Folge standen auch Gold und Silber gegenüber dem USD unter Druck.

Kommentar: Aktienmärkte verlieren, Rentenmärkte verlieren, Immobilienmärkte verlieren, Gold und Silber verlieren. So sieht Risikoaversion aus. Sie bedingt eine Liquiditätspräferenz. Wer gewinnt in diesem Kontext? Der USD gewinnt an Boden. Nervosität hat erkennbar zugenommen. Das Risiko, dass es zu einem verschärften Abverkauf von Risikoaktiva kommt, hat zugenommen.

Frankfurt: Bundesbankpräsident Nagel positioniert sich klar

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Der Preisdruck sei im Euroraum viel zu hoch. Nagel sieht die EZB-Politik noch nicht im restriktiven Bereich. Es wäre ein Kardinalfehler zu früh mit der Straffung nachzulassen. Das Erfordernis weiterer deutlicher Zinsschritte könnte nicht ausgeschlossen werden.

Kommentar: Sachlich ist nicht gegen die Positionen Nagels einzuwenden. Die Worte sind auch an den Devisenmarkt gerichtet, denn ein Verfall des Euros würde importierte Inflation forcieren und damit den Zielen der EZB entgegen wirken. Fazit: Höhere Zinsen = Risiko für Risikoaktiva.

Deutschland: Hochsteuerland

Im Vergleich werden Unternehmen in Deutschland durchschnittlich stärker mit Steuern belastet als in anderen großen Volkswirtschaften innerhalb Europas. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des ZEW in Mannheim, das regelmäßig für die EU-Kommission erstellt wird. O-Ton: "Deutschland hat gegenüber Frankreich, Italien und UK Hochsteuerlandcharakter für Investitionen." Der Grund seien seit 15 Jahren fehlende Reformen.