Michael Kramer | 26.11.2022 10:45
Jackson Hole war ein entscheidender Moment für die Märkte; als der Vorsitzende der Federal Reserve, Jay Powell, sagte, wie ernst es ihm sei, die Inflation zu drosseln und von einem langen, beschwerlichen Weg dahin sprach. Die Märkte haben die Botschaft klar und deutlich vernommen, was in den folgenden Wochen einen massiven Einbruch der Märkte auslöste.
Doch seit dem Oktobertief ist der S&P 500 mit nahezu 16 % stark gestiegen. Die massiven Zuwächse vom August, als der S&P um fast 19 % kletterte, wurden zwar noch nicht erreicht, dennoch sind die Gewinne immer noch enorm. Die deutlichen Erhöhungen haben zu einer beträchtlichen Lockerung der Finanzkonditionen geführt, was Powell dazu veranlassen dürfte, die Märkte am 30. November erneut mit seinen Ansichten zu konfrontieren.
Finanzkonditionen haben sich zu stark gelockert
Was die Veranstaltung am 30. November in der Brookings Institution umso interessanter macht, ist die Tatsache, dass sich die Finanzkonditionen wie im Vorfeld von Jackson Hole auf ein Niveau entspannt haben, das zuletzt im August zu beobachten war, und sogar teilweise noch extremer als damals.
Der Chicago Fed National Financial Conditions Index (NFCI) und der bereinigte NFCI zeigen, dass sich die Konditionen drastisch von „restriktiv“ auf „locker“ zurückentwickelt haben. Der bereinigte NFCI ist wieder auf seine Tiefststände vom August zurückgefallen, die traditionelle Messgröße ist jedoch unter ihre Tiefststände vom August gesunken.
Das ist ein Problem für die Fed und möglicherweise der Grund, warum Jay Powell den Märkten Ende November eine eindringlichere Botschaft übermitteln muss. Die Fed kommuniziert ihre Geldpolitik durch verbale Leitlinien und Zinserhöhungen und bewirkt damit eine Lockerung oder Verschärfung der Konditionen an den Finanzmärkten. Sie hat deutlich erklärt, dass ihre Geldpolitik restriktiv sein muss. Die Daten zeigten, dass die Politik Ende Oktober und Anfang November restriktiv geworden ist. Doch seit dem VPI-Bericht hat sich das alles geändert.
Der Bericht zum Verbraucherpreisindex für den Monat Oktober könnte falsche Hoffnungen geweckt haben
Der Bericht zum Verbraucherpreisindex (VPI) hat offensichtlich bei den Anlegern Fantasien darüber ausgelöst, dass die Inflation in den USA ihren Höhepunkt erreicht haben könnte, und das kann richtig sein oder auch nicht. Der VPI-Bericht für Oktober enthielt einen versteckten Faktor, den viele Anleger übersehen haben könnten, dieser betrifft eine Änderung der Krankenversicherungskosten aufgrund einer technischen Änderung bei ihrer Berechnung. Diese Änderung wird sich nicht in den persönlichen Konsumausgaben (PCE) und der PCE-Kernrate widerspiegeln, wenn diese Zahlen am 1. Dezember veröffentlicht werden. Derzeit gehen die Schätzungen für den PCE von einem Anstieg um 6 % gegenüber dem Vorjahr aus, während für den Kern-PCE ein Anstieg um 5,0 % gegenüber dem Vorjahr erwartet wird.
Jay Powell muss am 30. November erneut darauf hinweisen, dass die Fed die Zinsen anheben wird, um die Inflation durch straffere Finanzkonditionen in den Griff zu bekommen, und dass ein einziger optimistischerer Verbraucherpreisindex nicht Beweis genug dafür sein kann, dass die Arbeit der Fed getan ist.
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