Fed Watch: Die Rezession kommt

 | 10.05.2022 06:36

Einige der Äußerungen des Vorsitzenden der Federal Reserve Jerome Powell anlässlich seiner Pressekonferenz in der vergangenen Woche könnten den Verdacht erwecken, dass er in einem Paralleluniversum lebt.

Im Zuge seiner Ausführungen zur angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt lobte Powell die Stärke der Wirtschaft.

"Wir habe eine starke Wirtschaft, und nichts deutet darauf hin, dass sie kurz vor einer Rezession steht oder anfällig für eine solche Entwicklung ist.“

Wenn da nicht die Kleinigkeit eines Rückgang des US-amerikanischen BIP um 1,4 % im 1. Quartal das Bild stören würde. Ein zweiter derartiger Rückgang im 2. Quartal würde eine technische Rezession in diesem Jahr bedeuten und das, obwohl die Inflation eindeutig noch lange nicht unter Kontrolle ist.

Viele kluge Köpfe sind der Meinung, dass eine Rezession unvermeidlich ist, doch als Powell auf der Pressekonferenz von einem Journalisten zu diesem Punkt befragt wurde, blieb er dennoch bei seinem Standpunkt.

"Ich halte die Chancen für gut, dass wir Preisstabilität wiederherstellen können, ohne dass es zu einer Rezession, einem schweren Konjunkturabschwung oder einer deutlich höheren Arbeitslosigkeit kommt."

Powell hofft immer noch auf eine, wie er es nannte, "eher weiche" Landung der Wirtschaft, bei der sich die Aktivität zwar verlangsamt, ein längerer Abschwung jedoch vermieden wird.

Für einen kurzen Moment wirkte es so, als wolle Powell in die Geschichte als derjenige Notenbankchef eingehen, der die Punchbowle zurück an den Tisch brachte. Er erklärte ganz unverblümt, dass eine Zinserhöhung um mehr als einen halben Punkt nicht zur Debatte stehe, und wies eine Frage nach einer 75 Basispunkte-Anhebung als etwas zurück, das die politischen Entscheidungsträger "nicht aktiv in Erwägung ziehen".

Der Fed-Chef sagte, dass weitere Anhebungen um einen halben Prozentpunkt wahrscheinlich sind, deutete aber auch an, dass der Offenmarktausschuss zu den kleineren Erhöhungen um einen Viertelpunkt zurückkehren könnte, wenn die eingehenden Daten dies zulassen.

h2 Keine Frage des OB, sondern des WIE schlimm/h2

Die Märkte interpretierten seine Äußerungen zunächst als Signal, dass wieder bessere Zeiten anbrechen würden. Und die Anleger waren begeistert. Die Aktienkurse zogen an, die Renditen der Staatsanleihen gaben nach. Das ging so lange gut, bis jeder noch einmal nüchtern nachdachte und die Märkte wieder den Rückwärtsgang einlegten, was zu einem Absturz der Börsen und einem sprunghaften Anstieg der Anleiherenditen am nächsten Tag führte.

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Ehemalige Fed-Vertreter haben sich bereits kritisch zu Powells allzu optimistischer Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage geäußert. Das FOMC wird die Zinssätze viel stärker anheben müssen, als die Entscheidungsträger derzeit glauben, um mit der Inflation Schritt zu halten, was eine Rezession fast unvermeidlich macht.

Diese Meinung vertraten nicht nur die ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden Richard Clarida und Randal Quarles, sondern auch der ehemalige Präsident der New Yorker Fed, Bill Dudley. Und selbst der geldpolitisch eher zurückhaltende ehemalige Gouverneur Alan Blinder hält eine Rezession für realistisch.

Kritiker der Fed wie der Wirtschaftswissenschaftler Charles Calomiris sind der Meinung, dass es nicht mehr darum geht, ob es eine Rezession geben wird, sondern wie heftig der Abschwung ausfallen wird. Calomiris kommentierte letzte Woche:

"Die Fed hat ihre Chance verpasst, die Geldpolitik zu straffen, ohne eine Rezession in Gang zu bringen. Je länger sie zaudert und so tut, als hätte sie noch eine Chance, das zu erreichen, desto schlimmer wird es für uns alle.“

Ein Teil des Problems besteht darin, dass sich Powell und seine Fed-Kollegen in einer misslichen Lage befinden. Der Notenbankchef schob eine Straffung der Geldpolitik auf die lange Bank, weil er auf seine Re-Nominierung gewartet hatte.

Trotz seiner inzwischen aggressiven Rhetorik geht er bei der Straffung der Geldpolitik weiterhin recht behutsam vor, denn seine politischen Antennen sagen ihm, dass hohe Leitzinsen und eine Rezession bei den Zwischenwahlen nicht gut aussehen würden.

Eine Umfrage von CNBC unter Kleinunternehmern ergab letzte Woche, dass 8 von 10 Befragten in diesem Jahr mit einer Rezession rechnen. Damit sind sie pessimistischer als die Profis an der Wall Street, die am Mittwoch bei der Markterholung kurz erleichtert aufseufzen konnten.

Aufgrund der zunehmenden Kritik an ihrer Arbeit nehmen die politischen Entscheidungsträger der Fed mittlerweile eine Abwehrhaltung ein. Christopher Waller, ein Mitglied des Gouverneursrats, sagte letzte Woche, dass das FOMC nicht das einzige Gremium war, das im vergangenen Jahr mit seinen Inflationsprognosen falsch lag.

Aber es ist das einzige Gremium, auf das es ankommt, und es kann sich keinen Fehler leisten, ohne dass der Rest der Welt die Folgen zu spüren bekommt.

Als Entschuldigung merkte Waller, ein ehemaliger Chefökonom der St. Louis Fed, an, dass das FOMC eine vielfältige Gruppe von Entscheidungsträgern zusammenbringt, von denen jeder seine eigene Meinung darüber hat, wie das Doppelmandat der Fed - maximale Beschäftigung und Preisstabilität - am besten erreicht werden kann.

"Wir sind gezwungen, diese Perspektiven in Einklang zu bringen und einen Konsens zu finden, der die Wirtschaft in Richtung unseres Mandats bringt. Dieser Prozess kann zu eher allmählichen Änderungen der Geldpolitik führen, da die Mitglieder zur Erreichung einer Einigung Kompromisse eingehen müssen."

Sein ehemaliger Chef, der Chef der St. Louis Fed, James Bullard, steht an der Spitze derjenigen, die für ein aggressiveres Vorgehen der Fed plädieren.

Der Ökonom Robert Brusca kommentierte letzte Woche, die Fed habe den Zug verpasst und eine Rezession sei nun unvermeidlich.

"Wir sehen Rezessionen kommen, aber nicht rechtzeitig genug, um etwas zu unternehmen. Wie die Titanic, die den Eisberg sieht, aber ... da ist es bereits zu spät. Die Fed hat Modelle, viele Ideen und eine Menge Ökonomen, aber wohl nicht mehr die richtigen Optionen"

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