Fed hebt Zinsen an, SNB im Wartemodus

 | 15.12.2016 13:56

Lassen Sie sich nicht von den Prognosen täuschen (von Arnaud Masset)

Wie weitgehend erwartet hat das FOMC die Zinsen um 25 Basispunkte erhöht und so den Zielbereich für die Federal Funds Rate auf 0,50% bis 0,75% angehoben. Nachdem der US-Dollar vor der Entscheidung an Kraft verloren hatte, legte er danach gegenüber den meisten seiner Pendants zu, da Fed-Chefin Yellen eine restriktive Veränderung der „dot-plots“ (des künftigen Zinserhöhungspfads) enthüllte. In der Tat hatte der Markt viel Zeit, um die zweite Zinserhöhung im Zyklus einzupreisen, nämlich genau ein Jahr, nachdem die Fed den Normalisierungsprozess eingeleitet hatte. Der Markt hoffte jedoch auf nur zwei Zinserhöhungen für das Jahr 2017, doch die „dot-plots“ der Fed zeigten, dass der Ausschuss von einer dritten Zinserhöhung ausgeht.

Sieht man sich das Statement genauer an, hat der Ausschuss nur wenige Veränderungen vorgenommen, vor allem solche, die restriktiv waren, da er jüngste Verbesserungen bei den tastsächlichen und erwarteten Arbeitsmarktbedingungen und der Inflation sieht. Die Arbeitslosenquote ist im November auf 4,6% gefallen und erreichte das, was die Fed eine "strukturelle" Arbeitslosenquote bezeichnet. Zudem haben sich die Inflationsprognosen deutlich verbessert (selbst vor der Wahl von Donald Trump), wobei die Kernausgaben für den persönlichen Konsum weiter gestiegen sind (1,7% im Jahresvergleich im Oktober), während der Gesamtindikator durch die Erholung der Rohstoffpreise deutlich angestiegen ist.

Trotz dieser restriktiven Veränderung des erwarteten Pfads der Fed-Politik über die Jahre 2017-19 denken wir, dass es nützlich ist, in Erinnerung zu rufen, dass der politische Pfad genau wie in diesem Jahr datenabhängig sein wird. Und laut der historischen Daten war die Fed meistens recht ungenau bei der Vorhersage ihres eigenen geldpolitischen Pfads. Erinnern Sie sich, dass die Fed für dieses Jahr von vier Zinserhöhungen ausgegangen ist? Wir glauben daher, dass der Markt mal wieder voreilig ist, vor allem aufgrund der von Trump befeuerten Markterwartungen und seinem steuerlichen Anreizplan, zu dem keiner die Einzelheiten kennt und auch nicht weiß ob er durchsetzbar ist. Der Markt sieht die US-Prognosen wieder einmal übermäßig optimistisch, wo doch die Wirtschaftsdaten durchwachsen und die politischen Prognosen stark unsicher sind!

In der Tat waren die jüngsten Wirtschaftsdaten eher enttäuschend und konnten die guten Zahlen vom Oktober nicht bestätigen. Im November war die Verbesserung der Arbeitslosenquote überwiegend auf einen Rückgang der Beschäftigungsquote zurückzuführen, die bei 62,7% lag. Die durchschnittlichen Stundenlöhne gingen um 0,1% im Monatsvergleich zurück, während der Indikator auf Jahresbasis im Vormonat von 2,8% auf 2,5% zurückging. Der Einzelhandelsumsatz blieb deutlich hinter den Erwartungen des Konsenses zurück und stieg um 0,1% im Monatsvergleich ggü. erwarteten 0,3%, während die Kennziffer ohne Fahrzeuge und Kraftstoffe 0,2% im Monatsvergleich ggü. erwarteten 0,4% stieg. Schließlich ging die Industrieproduktion im November um 0,4% im Monatsvergleich zurück, was den Sechsmonatsdurchschnitt nahe an negatives Terrain heranbrachte. Dies weist doch auf eine substanzielle Flaute in dem Sektor hin.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

SNB wartet ab (von Peter Rosenstreich)

Die SNB hat ihren Zielbereich für den Dreimonats-LIBOR erwartungsgemäß unverändert bei -0,25 bis -1,25% belassen. Im Begleitkommentar zur Geldpolitik sprach die SNB davon, dass sie den CHF als überbewertet ansieht und dass sie weiter an den Devisenmärkten intervenieren wird. Sie führte in dem Statement außerdem an, dass ihr Eingreifen an den Devisenmärkten dazu dienen solle "die Anlagen im Schweizer Franken weniger attraktiv zu machen". Die Inflationsprognosen wurden gegenüber dem Bericht vom September geringfügig nach unten revidiert, doch sollten sie sich 2017 von nach unten revidierten 0,1% auf 0,2% erholen. Die SNB sprach auch die Beschleunigung der US-Wirtschaft an und sagte, dass sich die globale Wirtschaft weiter im Einklang mit den Prognosen erhole und dass sich die Auswirkungen durch den Brexit weniger stark gezeigt hätten als ursprünglich erwartet worden war. Soweit es das allgemein günstige externe Umfeld betrifft, prognostizierte die SNB ein BIP-Wachstum von "rund" 1,5% im Jahr 2017. Die unerwartete Änderung bei den "Dots" konnte den Druck nicht vom CHF nehmen, wobei die SNB besonders die EUR/CHF-Kurse im Auge hat. Ein deutlicher, fed-bedingter Abverkauf beim EUR/USD hat auch den EUR/CHF auf 1,07307 gedrückt. Aufgrund des Anstiegs bei der Inflation wird die SNB wohl eine geringe aber nur minimale Abwertung des EUR/CHF akzeptieren. Aufgrund der mittel- und langfristig steigenden Ereignisrisiken in Europa wird der CHF weiter gegenüber dem EUR zulegen und so ein deutliches Problem für die Schweizer Währungshüter darstellen. Da die offiziellen Devisenreserven mehr als 100% des BIPs betragen, ist eine deutliche Devisenintervention wahrscheinlich, aber da die negativen Zinsen bereits die Bankbilanzen belasten und auch an den Ersparnissen der Verbraucher zehren, sind noch negativere Zinsen keine gangbare Option.