Fed erwägt 3 Zinserhöhungen 2022 - was planen EZB und BoE?

 | 16.12.2021 06:56

Die Federal Reserve (Fed) hat gestern mit ihrer Ankündigung, das Tapering der Wertpapierkäufe auf monatlich 30 Milliarden Dollar zu verdoppeln, einen wichtigen Schritt in ihrem Kampf gegen die himmelhohe Inflation getan. Im November hatte sie die Käufe um 15 Milliarden Dollar pro Monat reduziert und diesen Betrag im Dezember auf 30 Milliarden Dollar erhöht. Außerdem hob sie ihre Inflationsprognosen für 2021 und 2022 an und senkte ihre Prognose für die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr. Während das BIP-Wachstum für 2022 nach oben revidiert wurde, senkte sie die diesjährige Rate. "Solide" Jobgewinne und ein "erhöhtes" Inflationsniveau ließen mehr Fed-Vertreter für Zinserhöhungen im nächsten Jahr plädieren. Tatsächlich sehen 12 von 18 Notenbankern drei Anhebungen im nächsten Jahr, was weitaus aggressiver ist als im September. Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen hätte den US-Dollar eigentlich nach oben und die Aktien nach unten treiben sollen, doch stattdessen zogen die Aktienkurse an und der Greenback gab seine Gewinne nach dem FOMC-Entscheid wieder ab.

Die US-amerikanischen Einzelhandelsumsätze waren deutlich schwächer als erwartet. Die Verbraucherausgaben stiegen im November nur um 0,3 % und somit um weniger als die Hälfte des prognostizierten Betrags. Ohne Autos und Benzin erhöhten sich die Ausgaben sogar nur um 0,2 %. Versorgungsengpässe und das hohe Preisniveau wirken sich allmählich auf die Nachfrage aus. USD-Händler reagierten im Vorfeld der FOMC-Sitzung recht gelassen auf den Bericht, zumal die Konsumausgaben im Jahresvergleich nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau rangieren und viele Einzelhändler den Preisanstieg an die Verbraucher weitergeben können. Die Empire State Index hat sich im Dezember weiter verbessert und spiegelt die anhaltende Stärke des verarbeitenden Gewerbes wider.

Das Augenmerk richtet sich nun auf die geldpolitischen Ankündigungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of England. Das Wachstum in Europa erreichte seinen Gipfel früher als in den USA, was sich in schwachen Daten für die Eurozone widerspiegelte. Die Einzelhandelsumsätze in Deutschland entwickelten sich im Oktober nicht wie von Ökonomen erhofft positiv, die Industrieaufträge gingen zurück und die Industrieproduktion in der Eurozone erfüllte nicht die Erwartungen. In Großbritannien lief es besser, aber die jüngsten Arbeitsmarktzahlen waren durchwachsen und die Einkaufsmanagerindizes wurden nach unten korrigiert. Viele Länder in Europa, darunter Deutschland und Großbritannien, haben wegen der steigenden COVID-19-Fälle strengere Restriktionen erlassen. Angesichts dieser unsicheren Aussichten wäre es für beide Zentralbanken eigentlich ratsam, auch im neuen Jahr einen vorsichtigen Ansatz zu verfolgen.

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Da die Inflation jedoch ein drängendes Problem für die EZB und die BoE darstellt, können sie es sich nicht mehr leisten zu warten. Erst gestern Morgen lief die Meldung über den Ticker, wonach die Verbraucherpreise in Großbritannien mit 5,1 % den höchsten Stand seit 10 Jahren erreicht haben. Und wenn man den Trends in den USA Glauben schenken darf, dann könnten die Verbraucherausgaben angesichts der stetig steigenden Lebenshaltungskosten einen deutlichen Rückschlag erleiden. Letzten Monat deuteten einige britische Notenbanker an, dass die Zinsen früher angehoben werden könnten, doch diese Stimmen verstummten, als Omikron sich zu einem immer größeren Problem entwickelte. Die Frage ist nun, ob sie über die kurzfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen hinaus auf das größere und dauerhaftere Problem einer möglichen Stagflation schauen werden. Wir glauben, dass die BoE die Omikron-Risiken zwar anerkennen, aber darauf hinweisen wird, dass es sich um ein vorübergehendes Problem handelt, und darauf pochen wird, dass eine beschleunigte Drosselung der akkommodierenden Geldpolitik weiterhin erforderlich ist. Die BoE-Sitzung dürfte die Märkte weniger stark beeinflussen als die EZB-Sitzung, immerhin werden keine neuen Wirtschaftsprognosen veröffentlicht.

Die Europäische Zentralbank steht vor ähnlichen Herausforderungen in Bezug auf die Inflation wie die BoE, doch wie sie diese interpretiert, lässt sich nicht so einfach sagen. Im Gegensatz zu ihren Kollegen hat sie sich weniger besorgt über den steigenden Inflationsdruck gezeigt und versichert, dass der Anstieg nur vorübergehend sei, obwohl der Verbraucherpreisindex im November im Jahresvergleich so schnell wie nie zuvor gestiegen ist. Die große Frage, die sich heute stellt, ist, ob sich diese Einschätzung geändert hat. Wird sie wie die Fed das Wort "vorübergehend" streichen? Wird sie die Wertpapierkäufe zurückfahren? Als die EZB im September ihre Anleihekäufe drosselte, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde: "Die Dame ist nicht am tapern".

Auch die Wirtschaftsprojektionen werden aktualisiert. Sollte sich die EZB in Vorsicht üben und ihren akkommodierenden Ausblick beibehalten, ihre vorübergehende Einschätzung der Inflation bekräftigen und sich auf die wirtschaftlichen Risiken von Omikron konzentrieren, könnte der Euro gegenüber dem US-Dollar neue 1,5-Jahrestiefs erreichen. Sollte die Notenbank wie ihre Peers stärker auf die Inflation reagieren, dürfte der stark überverkaufte EUR/USD schnell wieder an Wert gewinnen, da die Händler ihre Short-Positionen dann covern. Vor den Zinsentscheidungen stehen die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone und Großbritanniens zur Veröffentlichung an. Diese Berichte dürften im Vorfeld der Zinsentscheidungen der EZB und der BoE für etwas Volatilität sorgen.

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