EZB-Entscheid dominiert den Donnerstag: Was ist vom EUR/USD zu erwarten?

 | 09.09.2020 22:31

Die geldpolitische Ankündigung der Europäischen Zentralbank ist das wichtigste Ereignis, das diese Woche auf dem Terminplan steht. Aufgrund der anhaltenden Schwäche des Euro erwarten die Devisenhändler, dass die EZB dovish bleibt. Den Zinsmärkten zufolge preisen Eonias eine Zinssenkung um 10 Basispunkte im Jahr 2021 ein. Könnte die Zentralbank die Zinssätze im nächsten Jahr senken? Möglich, aber eine Zinssenkung in dieser Woche liegt sicher nicht auf dem Tisch. Nur im Falle einer umfassenden zweiten Corona-Welle und einer Rückkehr zu harten Lockdown-Maßnahmen sowie einem Absturz der Märkte um 20 bis 30 Prozent könnte die Zentralbank die Zinssätze in den kommenden drei bis sechs Monaten senken. Diese Szenarien sind durchaus denkbar, und einige Marktbeobachter würden ihr eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent einräumen, aber solange sie nicht eintreten, wird die EZB ihre Munition sparen.

Dennoch hat Präsidentin Lagarde allen Grund, dovish zu bleiben. Europa befindet sich inmitten einer zweiten Corona-Welle, die Brexit-Gespräche stehen kurz vor dem Scheitern und stellen eine Bedrohung für die gesamte EU dar, der Euro ist stark, das Wachstum schwächt sich ab und die Inflation ist niedrig. Für die Eurozone war das zweite Quartal ein ziemlich schwieriges, und obwohl das dritte Quartal aus fast allen Blickwinkeln (mit Ausnahme der Inflation) besser aussehen dürfte, kann man aufgrund der Gefahr einer Korrektur an den Märkten und der wachsenden Zahl der Viruserkrankungen, die die Wirtschaftstätigkeit ausbremsen, nur bedingt darauf hoffen, dass die Erholung der Einkaufsmanagerindizes per August nachhaltig ist.

Angesichts der jüngsten Änderung der Inflationsstrategie durch die US-Notenbank Fed werden die Anleger gespannt sein, ob die EZB ihre geldpolitische Orientierung anpasst. Niedrige Inflation ist in Europa ein größeres Problem als in den USA. In Deutschland stagniert der Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich, in der Eurozone ist die Inflation bereits negativ und die Kerninflation erreichte im August ein Rekordtief von 0,4% im Jahresvergleich. Der Inflationseinbruch dürfte die Zentralbank zwingen, ihre Inflationsprognosen zu senken, und suggeriert, dass das PEPP in Höhe von 1,35 Billionen Euro ein Ziel und keine Obergrenze darstellt. Der Euro erholte sich am Mittwoch aufgrund von Berichten, dass sich die Zentralbank optimistischer bezüglich ihrer Wirtschaftsaussichten äußern könnte. Nach der Anmerkung von EZB-Chefvolkswirt Lane, dass der Euro-Dollar-Wechselkurs eine wichtige Rolle spiele, erwarten wir, dass EZB-Präsidentin Lagarde sich genauso unzufrieden äußert. Sollten wir Recht haben und die EZB ihre Inflationsprognose senken und im Dezember weitere Maßnahmen ergreifen, könnte der EUR/USD auf 1,1650 fallen. Wenn jedoch keine größeren Anpassungen vorgenommen werden, könnte der EUR/USD sich über 1,1850 erholen.

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