EZB wird wohl abwarten, Schweizer Exporte fallen

 | 21.07.2016 13:50

Begrenzte Erwartungen an die EZB (von Peter Rosenstreich)

Wir haben begrenzte Erwartungen an die EZB-Sitzung und gehen von keinen Änderungen der geldpolitischen Maßnahmen aus. Da das wahre Ausmaß der Brexit-Auswirkungen weiter unklar ist und der Euro schwächelt (aufgrund erneut aufgekommener Zinserhöhungserwartungen im September durch die Fed) steht die Zentralbank unter keinem echten Handlungsdruck. Draghi wird daher sehr wahrscheinlich den Wartemodus einlegen. Wir gehen davon aus, dass die Sitzung und die Pressekonferenz Warnungen enthalten werden, dass die wirtschaftlichen Abwärtsrisiken zugenommen haben und dass die Bank zu weiteren geldpolitischen Lockerungen bereit ist, falls diese nötig werden sollten. Aufgrund der schwachen Wachstumsdaten und der zunehmenden Risiken für die Inflationsprognosen gehen wir jedoch davon aus, dass bei der Sitzung im September eine zeitliche Ausweitung der QE angekündigt werden wird. Der Verkaufsdruck auf den EUR/USD vor der heutigen Sitzung deutet darauf hin, dass ein weniger zurückhaltender Draghi das Paar wieder auf 1,1080 bringen könnte, doch weiteres Aufwärtspotential sollte begrenzt sein.

Herabstufung der Türkei lässt TRY fallen

Die Sorgen der Anleger in Bezug auf die jüngsten Ereignisse in der Türkei haben über Nacht zugenommen, da der türkische Präsident Erdogan nach dem gescheiterten Staatsputsch einen Ausnahmezustand für drei Monate ausgerufen hat. Dies folgt bereits veröffentlichten Meldungen, dass Erdogan eine Massenreinigung bei der Opposition im Land durchführt.
Aufgrund der politischen und sozialen Unruhen hat S&P das Länderrating der Türkei von BB+ Ausblick stabil auf BB Ausblick negativ herabgestuft. Zudem hat S&P das Rating der Lokalwährung von BBB- Ausblick stabil auf BB+ Ausblick negativ gesenkt. S&P begründete seine Herabstufungen mit Bedenken über nachlassende Kapitalzuflüsse, die das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnten. Die Herabstufung wird zur Folge haben, dass Staatsanleihen aus ausgewählten Anleihenindizes ausgeschlossen werden, was dann einen Verkaufsdruck auf die türkischen Anleihen auslösen wird. Allerdings ist festzuhalten, dass die Anleger den Ratings von Fitch und Moody's ein größeres Vertrauen entgegenbringen (Moody's hat die türkischen Staatsanleihen bei einer Überprüfung am 18. Juli mit negativ bewertet). Im Zuge der Entwicklungen erholte sich der USD/TRY um 1,4% auf 3,0973, wobei die zehnjährigen CDS 15 Bps zulegten. Wir bleiben aufgrund der zyklischen und belastenden Auswirkungen von Präsident Erdogans Maßnahmen auf die türkischen Wirtschaftsprognosen zum TRY deutlich bärisch. Die Tatsache, dass die CBT dem Ausmaß des Problems mit einer Zinssenkung von lediglich 25 Basispunkten nicht ausreichend begegnen konnte, verstärkt nur unsere Überzeugung, dass der USD/TRY deutliches Aufwärtspotential hat. Die Aussichten für die Türkei sind düster, da die bereits stark verschuldete Wirtschaft des Landes deutlich leiden wird, und die Anleger werden diesen instabilen EM-Trade meiden. Außerdem werden die Anleger schnell aus ihren hochriskanten EM-Trades aussteigen, wenn sich die Fed in der nächsten Woche auch nur leicht weniger zurückhaltend zeigen wird. Ein kurzfristiger Test des psychologischen Widerstands bei 3,100 scheint wahrscheinlich.

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Schweizer Exporte brechen ein (vom Yann Quelenn)

Die heute Morgen veröffentlichten Schweizer Exportdaten zeigen im Monatsvergleich einen Rückgang von 3,3% für Juni, der vierte Rückgang in Folge. Dies könnte durch die zunehmende Nachfrage nach dem CHF vor dem Brexit-Referendum erklärt werden. Der CHF ist in der Tat viel zu stark um wettbewerbsfähig zu sein, weshalb die SNB zum Eingreifen gezwungen war, um den Aufwärtsdruck für die Währung auszugleichen. Der Swissie bleibt aber weiter in hohem Maße überbewertet.

In weiteren heute veröffentlichten Handelsdaten ist auch die Handelsbilanz für Juni enthalten, die aufgrund von fallenden Importen von 3,79 Mrd. CHF auf 3,55 Mrd. CHF zurückgegangen ist. In der Tat zeigte sich die Produktion des verarbeitenden Gewerbes, vor allem der Luxusgüter, deutlich angeschlagen, wobei die Produktionshöhe fiel und der Materialeinsatz zurückging. Die Schweizer Uhrenexporte lagen zum Beispiel für Juni bei besorgniserregenden -16% im Jahresvergleich.

Die globale Verlangsamung wird sich zweifellos weiter stark auf den Schweizer Franken auswirken, und weitere SNB-Maßnahmen werden erforderlich werden. Es gibt leider keine Anzeichen auf eine Konjunkturerholung. Wir bleiben zum EUR/CHF bärisch. Aber eine mögliche überraschende Intervention der Schweizerischen Zentralbank sollte nicht unberücksichtigt bleiben.