EZB und Fed liefern keine Überraschungen

 | 05.05.2023 08:59

Die Notenbanken aus den USA und der Eurozone haben beschlossen – wie mehrheitlich erwartet – die Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte anzuheben. Dabei gab es interessante Unterschiede:h3 EZB: Änderung am APP/h3

So strich die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem schriftlichen Statement zum Zinsentscheid gestern alle Kommentare zu den jüngsten Bankenproblemen. Dennoch unternimmt sie, genau wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), nur einen kleinen Zinsschritt. Zugleich beschloss sie aber, die Reinvestitionen im Rahmen des „asset purchase programme“ (APP) ab Juli 2023 vollständig einzustellen, nachdem die Kürzung der Reinvestitionen bislang nur bei 15 Mrd. € pro Monat lag. Mit dieser Maßnahme wird quasi ein größerer Zinsschritt von 50 Basispunkten ersetzt. Das kann man als einen Kompromiss werten, den einige Marktteilnehmer vor dem Hintergrund der Probleme im Bankensektor in dieser Form auch auf dem Schirm hatten.

h3 Fed: Hinweis auf zukünftige Zinsschritte gestrichen/h3

Die Fed wies dagegen in ihrem Statement auf die Banken-Probleme erneut hin. Und daher strich sie wohl den Hinweis auf zukünftige Zinsanhebungen. Aus meiner Sicht ist damit eine weitere Zinsanhebung auf der nächsten Sitzung vom Tisch. Und dafür sehe ich, neben den Banken-Pleiten, zwei weitere Gründe:

Erstens hat die Fed ihr Zinsziel aus den Projektionen und „dot plots“ von im Mittel 5,1 % nun erreicht (siehe dazu auch „Fed läutete das Ende der Zinsanhebungen ein “). Sie kann daher jetzt erst einmal die Wirkung ihrer bisherigen Zinsanhebungen abwarten. Dies ist auch möglich, da durch die Pleite von inzwischen 3 US-Banken (und der Credit Suisse (SIX:CSGN)) die Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen gestrafft werden, weil nun andere Banken vorsichtiger agieren. Das könnte quasi einem weiteren Zinsschritt gleichkommen, wobei die genaue Wirkung der restriktiveren Kreditvergabe aktuell noch ungewiss ist.

Zweitens liegt der Leitzins der Fed mit einer aktuellen Spanne von 5,00 % bis 5,25 % nun oberhalb der jährlichen Inflationsrate der USA, die im März auf 5,0 % gesunken ist.