EZB plant Lockerung im Dezember: Wie tief kann der Euro fallen?

 | 30.10.2020 06:33

Die Europäische Zentralbank ließ die Geldpolitik gestern unverändert, aber der Euro wurde aggressiv abverkauft, nachdem Präsidentin Lagarde bestätigt hatte, dass eine weitere Lockerung vor der Tür steht. Nach Angaben der EZB-Chefin wollen sie bei ihrem nächsten geldpolitischen Treffen alle Instrumente neu kalibrieren. Wir schätzten die Chancen für einen proaktiven Schritt auf der heutigen Sitzung als gering ein, aber die Zentralbank wird die nächsten sechs Wochen nutzen, um den Umfang der erforderlichen Stimulierungsmaßnahmen, die Wirksamkeit der landesweiten Lockerungsmaßnahmen in Europa und den Ausgang der US-Wahlen zu bewerten. Hätten sie gestern bereits gelockert, wären die europäischen Märkte in die Höhe geschnellt, aber alle positiven Marktströme könnten am US-Wahltag wieder wegfallen. Um sicherzugehen, dass ihre Aktionen nachhaltige Auswirkungen auf die europäischen Vermögenswerte haben werden, ist es in der Tat gescheiter, auf einen Zeitpunkt zu warten, an dem ihre Wirksamkeit nicht durch andere Großereignisse überschattet wird.h2 Euro geht auf Talfahrt - EZB plant umfassende Neukalibrierung im Dezember/h2

EZB-Präsidentin Lagarde sagte, dass die BIP-Zahlen für das dritte Quartal am Freitag zwar besser ausfallen könnten, dass aber "der Anstieg der COVID-19-Fälle und die damit einhergehende Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen die Aktivitäten belasten und eine deutliche Verschlechterung der kurzfristigen Aussichten darstellen". Die Aussichten sind so düster, dass sie eine Kontraktion im vierten Quartal nicht ausschließen können.  Der Chef des französischen Finanzministeriums, Le Maire, prognostiziert einen Rückgang der französischen Wirtschaft um -15% als Folge der jüngsten Eindämmungsmaßnahmen. Es gibt "kaum Zweifel" daran, dass mehr Impulse erforderlich sind, da sie "alles in Betracht ziehen (neu kalibrieren) werden".  Bis Dezember verfügt die EZB über ausreichend Daten für die Aktualisierung ihrer Wirtschaftsprognosen, die bei der Entscheidung helfen werden, ob ein weiteres massives Stimulus-Paket erforderlich ist. Die Notenbanker müssen zumindest ihre Wertpapierankaufprogramme und das Pandemie-Notfallprogramm ausweiten. Außerdem werden sie die TLTRO-Konditionen anpassen müssen, aber was der Markt wirklich fordert, ist eine Zinssenkung. Die Zinssätze befinden sich jedoch bereits auf Rekordtiefs, und ein weiterer Rückgang dürfte kaum Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. 

Für FX-Trader stellt sich die große Frage, wie tief der Euro jetzt gehen kann. Nachdem das Großereignis nun hinter uns liegt und das BIP für das 3. Quartal später am Tag auf der Agenda steht, könnte sich der EUR/USD in den nächsten 24 Stunden erholen. Der gestrige Rückgang stoppte genau an der 100-Tage-Linie, die eine wichtige Unterstützung darstellt. Nächste Woche sollten wir am Montag und Dienstag eine etwas höhere Risikoaversion sehen, aber danach hängt der Devisenhandel vollständig vom Ausgang der Wahl ab. Ein klarer Sieg eines der beiden Kandidaten wäre weniger störend als ein ungewisser Ausgang.

h2 BIP löst USD-Erholung aus/h2

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Unterdessen hat eine stärker als erwartete Konjunkturerholung in den USA im dritten Quartal dazu beigetragen, den Dollar und die Aktienmärkte in die Höhe zu treiben. Präsident Trump versprach auch ein großes Konjunkturpaket nach der Wahl.  Unabhängig davon, wer auch immer gewinnt, weitere Impulse sind auf dem Weg. Während die europäischen Regierungen schnell handeln, um das Virus in ihren Ländern einzudämmen, erreichten die täglichen Neuinfektionen in den USA den dritthöchsten Stand aller Zeiten.  Das Fehlen von Eindämmungsmaßnahmen in den USA bedeutet, dass kein Ende der Krise in Sicht ist. Die derzeitige Regierung hofft auf einen Impfstoff und eine medizinische Lösung, doch bevor diese allgemein verfügbar sind, werden sich die Zahlen der überlasteten Krankenhaussysteme im ganzen Land noch verschärfen. Die persönlichen Einkommen und Ausgaben werden am Freitag bekannt gegeben - diese könnten zwar dem USD/JPY Auftrieb geben, aber die Gewinne dürften vor der Wahl begrenzt bleiben. Wir halten weiterhin an unserem De-Risiking-Szenario fest, was weitere Verluste bei EUR, AUD und Yen impliziert.

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