EZB muss vor dem Hintergrund von Energie- und italienischer Regierungskrise überzeugen

 | 19.07.2022 09:06

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag seine jüngste geldpolitische Entscheidung bekannt geben. Er hat angekündigt, dass die Zinsen um 25 Basispunkte steigen werden, und es wäre eine Überraschung, wenn er diese Prognose nicht einhalten würden. Die Inflationserwartungen sind nicht mehr nach unten verankert, und die Gesamtinflation ist nach wie vor hoch, so dass eine gewisse Normalisierung der Zinssätze gerechtfertigt ist.

Allerdings deutet die anhaltende Energiekrise mit Russland auf fragile Wirtschaftsaussichten hin. Dies spricht gegen einen übermäßigen Zinsschritt, insbesondere so früh im Zinserhöhungszyklus. Da es bei den Zinssätzen keine Überraschungen gibt, dürfte es bei dieser Sitzung vor allem um das Instrument des Anti-Fragmentierungs-Backstops gehen. Die Spreads italienischer Anleihen haben sich angesichts der sich ausbreitenden politischen Krise bisher recht verhalten entwickelt. Es besteht also das Risiko, dass die EZB nicht überzeugen kann und die Märkte enttäuscht sind. In diesem Fall würden wir mit einem weiteren Aufwärtsdruck auf die Renditen italienischer Staatsanleihen rechnen, der möglicherweise auch auf andere europäische Peripherieländer wie Spanien und Griechenland übergreifen könnte.

Schließlich wird erwartet, dass die geplante jährliche Wartung von Nord Stream 1 bis dahin abgeschlossen sein wird. In der Vergangenheit haben die Wartungszeiträume allerdings häufig einige Tage vor oder nach dem geplanten Abschluss geendet. In Anbetracht der angespannten Lage, in der sich die russischen Energielieferungen nach Europa verringern, würde eine solche Verzögerung jedoch wahrscheinlich die Nerven strapazieren. Ein völliger Lieferstopp könnte dazu führen, dass Deutschland seinen Notfallplan Gas auf die höchste Stufe 3 anhebt und damit eine Rationierung einleitet.

Am Mittwoch wird sich Ministerpräsident Mario Draghi wahrscheinlich einer Vertrauensabstimmung im italienischen Parlament stellen, wobei ein mögliches Szenario darin besteht, dass Italien früher als erwartet an die Urnen geht. Dies kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da die politische Unsicherheit einen Tag vor der erwarteten Bekanntgabe von Details zum Backstop-Instrument durch die Europäische Zentralbank zunimmt. Mit Draghis Ausstieg werden wahrscheinlich Fragen zum mittelfristigen Wachstumspotenzial Italiens wieder aufkommen – und damit zur Fähigkeit, seine Schulden zu bedienen. Die erhöhte Unsicherheit könnte dazu führen, dass die Anleger einen höheren Aufschlag für italienische Schuldtitel verlangen und eine größere Marktvolatilität im Euroraum auslösen.

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