EZB in bekannten Fahrwassern, aber …

 | 25.10.2019 11:33

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1103 (07:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1094 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.66. In der Folge notiert EUR-JPY bei 120.66. EUR-CHF oszilliert bei 1.1025.

Erwartungsgemäß hat der EZB-Rat auf der letzten Sitzung von Mario Draghi weder an den Zinsen noch an den anderen bisherigen Maßnahmen etwas verändert. Zu erwarten war gleichfalls, dass der EZB-Rat das verfügte Niedrigzinsregime nicht als kurzfristiges Szenario betrachtet.

Bullet-Points aus der Pressekonferenz:

  • Die EZB bescheinigt der Eurozone Wachstumsschwäche.
  • Die Industrie der Eurozone leide unter den Folgen der globalen Abkühlung auch als Resultat der US-Handelskonflikte.
  • Das Brexit-Chaos belaste darüber hinaus zusätzlich.
  • Mario Draghi hält einen ungeregelten Brexit aktuell für weniger wahrscheinlich.

Mario Draghi wollte seiner Nachfolgerin keine Ratschläge mit auf den Weg geben. O-Ton: Sie weiß sehr gut, was zu tun ist.

Mario Draghi verabschiedete sich mit den Worten: "Das ist Teil unseres Vermächtnisses: Niemals aufgeben!"

Aus den eigenen Erfahrungen im Dunstkreis des Zentralbanksektors in der Krisenzeit darf ich dazu sagen, dass dieses Statement den Kern trifft. Der persönliche Einsatz, der seinerzeit gefahren wurde, war mehr als nur bemerkenswert. Es wurde ob der Anfechtungen aus London und New York nicht aufgegeben. Die bei einem Scheitern der Eurozone erfolgte Unterordnung unter dritte Länder (primär USA), die ihre strukturellen Hausaufgaben (u.a. Haushalte) nicht gemacht haben, hätte für die dann gegebene Kleinstaaterei Kontinentaleuropas, aber insbesondere für Deutschland (60% der Exporte gehen in die EU) keine gute Zukunft gebracht.

Wir stünden nicht ansatzweise da, wo wir derzeit stehen, weder in der Konjunkturlage noch in der Prosperität und der politischen Stabilität (bei aller aktuell fraglos gegebenen, aber überschaubaren Instabilität).

Vor dem Amtsantritt von Frau Lagarde sind die Eckpunkte zunächst gesetzt. Es bleibt erst einmal bei dem aktuellen Negativzinsniveau und den verfügten Anleihekäufen. Aktionistische Umschwünge in Richtung einer konservativeren Ausrichtung sind nahezu ausgeschlossen.

Der Vollkakoansatz der EZB, der insbesondere dem Süden der Eurozone zumindest vermeintlich hilft (temporär, aber eben nicht strukturell), ist absehbar gewährleistet. Neben der Evaluierung der Politikansätze der EZB kommt auf Frau Lagarde auch die Aufgabe zu, den offenkundigen Dissens in der EZB zu neutralisieren. Ihre Aufgabe besteht darin, die Kraft des Faktischen ernster zu nehmen. Man kann mit Interventionen (faktisch Wirkung wie Kosmetik, aber irgendwann muss geschnitten werden!) und politischer Bepreisung des Produktionsfaktors Kapital keine strukturellen Probleme lösen. Man kann ja auch keinen Beinbruch mit Puder und Lippenstift heilen.

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Ergo gilt es, die Positionen des Nordgürtels der Eurozone nicht weiter den Interessen des Südgürtels unterzuordnen, denn der Südgürtel profitiert von der intrinsischen Stärke des Nordgürtels. Unbestechliche Kausalitäten auszublenden, hat übrigens noch nie zukunftsfähige Lösungen forciert, ganz im Gegenteil!


Handelskrieg Washington/Peking schwelt

Mit viel Interesse wurde gestern die Rede von US-Vizepräsident Mike Pence erwartet. Sollte er entspannende oder eher martialische Töne anschlagen. Die Wahrscheinlichkeit tendierte im Vorwege zu martialischen Tönen. Entsprechend fiel die Verbalakrobatik des US-Vizepräsidenten dann auch aus. Vizepräsident Pence warf China vor, nicht genug zur Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen zu den USA unternommen zu haben. Wir fragen, was machen die USA? Chinas militärisches Vorgehen in Asien sei in den vergangenen Monaten "zunehmend provokativ" gewesen. Er stellte sich hinter die Proteste in Hongkong.

Das neokonservative Establishment der USA, das entscheidend für die aggressive US-Gangart losgelöst vom internationalen Recht entscheidende Verantwortung trägt, durfte sich ob dieser Einlassungen freuen. Ob diese Einlassungen bezüglich der hier zuvor geäußerten Rahmenbedingungen des Handelskriegs (Hintergrund Belastung USA, Gegenmaßnahmen Chinas) Ziel führend für das Wohl und Wehe der Wirtschaft der USA ist, überlassen wir dem Urteil unserer Leser.

Die Antwort Chinas fiel sachlich aus. Um die von den USA gewünschten Agrarimporte im kommenden Jahr zu ermöglichen, müssten einige der bestehenden und geplanten US-Zölle zurückgenommen werden. Sachebenen haben ihre Attraktivität, martialische Attacken und Emotion auch, aber nur für die Show und die Medien!


Datenpotpourri:

Eurozone: Ein wenig Licht, aber auch Schatten

Markit Einkaufsmanagerindices, Erstschätzungen:

  • Der Index für das Verarbeitende Gewerbe verharrte per Oktober bei 45,7 Punkten (Prognose 46,0).
  • Der Dienstleistungsindex legte von 51,6 auf 51,8 Punkte zu (Prognose 51,9).
  • Der Composite Index stieg von 50,1 auf 50,2 Zähler (Prognose 50,3).

Spanien: die Arbeitslosenrate sank per 3. Quartal von 14,02% auf 13,92% und markierte den tiefsten Stand seit dem 4. Quartal 2008.

Der deutsche GfK-Konsumklimaindex stellte sich per Berichtsmonat November auf 9,6 nach zuvor 9,8 Punkten (Prognose 9,8) und markierte den tiefsten Wert seit April 2016.


USA: Mehr Schatten als Licht

Der Auftragseingang der langlebigen Wirtschaftsgüter sank unerwartet stark per September im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose -0,8%). Der Vormonatswert wurde von 0,2% auf 0,3% revidiert.

Markit Einkaufsmanagerindices, Erstschätzungen:

  • Der Index für die Produktion stieg von 51,1 auf 51,5 Punkte (Prognose 50,7).
  • Der Dienstleistungsindex nahm von 50,9 auf 51,0 Zähler zu (Prognose 51,0).
  • Der Composite Index legte von 51,0 auf 51,2 Punkte zu (Prognose 50,9).

Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich per September auf 701.000 nach 706.000 (revidiert von 713.000) in der annualisierten Darstellung (Prognose 701.000).

Der Kansas City Fed Composite Index sank per Oktober von zuvor -2 auf -3 Zähler.


Russland: Das sieht gut aus

Die Devisenreserven nahmen per Berichtswoche 18. Oktober von 535,4 auf 537,2 Mrd. USD zu und erreichten den höchsten Stand seit Januar 2013.

Ukraine: Wer Ansätze erkennen will …

Die Zentralbank senkte den Leitzins per Oktober von zuvor 16,50% auf 15,50%. Die Prognose lag bei 16,0%. Die Industrieproduktion sank per September im Jahresvergleich um 1,1% (Prognose -0,8%) nach zuvor -1,7%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1160 - 80 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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