EZB hat die Markterwartungen sogar leicht übererfüllt

 | 10.06.2022 07:59

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die mehrheitlichen Markterwartungen gestern erfüllt – eigentlich sogar übererfüllt. Wie in der vorgestrigen Börse-Intern gemutmaßt, werden die Nettoanleihekäufe des Asset Purchase Programme (APP) zum 1. Juli 2022 eingestellt. Und für das nächste geldpolitische Treffen am 21. Juli wurde eine erste Anhebung der Leitzinsen um 25 Prozentpunkte angekündigt.

Zudem erfüllte die EZB die Markterwartungen, wonach die Leitzinsen der EZB bis September um 75 Basispunkte angehoben werden, indem sie mitteilte, dass voraussichtlich im September erneut an der Zinsschraube gedreht wird. „Wenn die mittelfristigen Inflationsaussichten bestehen bleiben oder sich verschlechtern, wird bei der Sitzung im September eine größere Erhöhung angebracht sein“, hieß es dazu. Das heißt, dass dann ein größerer Zinsschritt um 50 Basispunkte angepeilt wird. Mit dem Zinsschritt im Juli käme man so auf die erwarteten +75 Basispunkte. Und für die Zeit danach sei „ein schrittweiser, aber nachhaltiger Kurs weiterer Zinserhöhungen angemessen“, so die EZB. Dieser sei allerdings datenabhängig.

h2 Angehobene Inflationsprognosen machen den Weg formell frei/h2

Begründet wurden die aktuellen Beschlüsse selbstverständlich mit der hohen Inflation, die laut der EZB „noch einige Zeit auf einem unerwünscht hohen Niveau bleiben wird“. Folglich wurden die Prognosen zur Inflation angehoben (siehe folgende Tabelle). Dass die EZB damit nun auch 2024 und somit am Ende ihres Projektionszeitraums eine Inflation oberhalb des EZB-Ziels von 2 % sieht (aktuelle Prognose: +2,1 %), ermöglicht ihr formell die Straffung der Geldpolitik. Überraschend finde ich dabei, dass sie für die Kerninflation (HICP excluding energy and food) 2024 sogar einen durchschnittlichen Wert von +2,3 % erwartet.