Stockstreet GmbH | 11.09.2020 08:17
Die gestrige geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) brachte keine Überraschungen. Der bisherige Kurs wird unverändert beibehalten. Die Leitzinsen bleiben auf dem aktuellen Niveau und auch die angepeilten Volumina der Anleihekäufe wurden nicht angepasst. Das Statement zu den Beschlüssen fiel fast vollständig wortgleich aus zu dem der vorangegangen Sitzung vom 16. Juli.
Für einen kurzen Moment spannend wurde es lediglich bei der ersten Frage eines Reporters auf der Pressekonferenz, die sich auf die aktuelle Stärke des Euros bezog. Zur Erinnerung: Bereits in der Börse-Intern vom 31.07.2020 hatte ich darauf hingewiesen, dass der Euro-Anstieg zu einem Problem werden könnte. Schon damals stand der EUR/USD auf dem aktuellen Niveau.
Doch die Antwort von EZB-Chefin Christine Lagarde auf die Reporterfrage war dann bereits wieder wesentlich weniger spannend. Der EZB-Rat habe die Euro-Stärke zwar diskutiert, die EZB ziele aber nicht auf einen bestimmten Wechselkurs ab.
Derartige Aussagen haben wir auf solche Fragen schon öfters gehört. Und eine andere Antwort war daher kaum zu erwarten.Das oberste Ziel der EZB ist Preisstabilität. Eine Aufwertung des Euros könnte die Preise im Euroraum allerdings unter Druck bringen, weil Importe aus dem Nicht-Euroraum bei einem starken Euro billiger werden. Und daher wurde der Wechselkurs im Rat wohl auch ausführlich diskutiert. Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz sagte Lagarde sogar, der Euro sei zu einem großen Teil für den jüngsten Deflationsdruck verantwortlich.
Interessant ist vor diesem Hintergrund, dass die Konjunkturerwartungen der EZB in Form der Projektionen nur im Bereich der Arbeitslosigkeit stärker angepasst wurden (siehe folgende Tabelle). Bei den Inflationserwartungen (Harmonised Index of Consumer Prices, HICP) gab es die geringsten Veränderungen. Überraschend ist dabei, dass der Wert für 2021 von 0,8 % auf 1,0 % sogar erhöht (!) wurde, trotz des jüngsten Deflationsdrucks. Womöglich möchte die EZB damit die Inflationserwartungen etwas anstupsen.
Der Euro zeigte sich derweil während der Pressekonferenz stärker, wohl weil die Notenbank keine Veränderung des geldpolitischen Kurses beschlossen hat. Im Vorfeld hatten einige Experten eine erneute Ausweitung der Anleihekäufe für möglich gehalten. Und ein höheres Angebot an der Gemeinschaftswährung hätte den Wechselkurs belastet. Da dieser Beschluss ausblieb, legte der Euro entsprechend zu, allerdings nur moderat.
Der Anstieg kam aber genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn der EUR/USD drohte nicht nur seinen kurzfristigen Aufwärtstrendkanal zu brechen (dunkelgrün im folgenden Chart), sondern auch den seit Mai gültigen (hellgrün). Und mit dem gestrigen Anstieg scheinen sich beide nun fortzusetzen.
In der Börse-Intern vom 26. August hatte ich die Frage gestellt, ob die Wellen 4 und 5 des 5-gliedrigen Aufwärtsimpulses bereits ausgebildet wurden (4? und 5?) oder die Welle 4 noch im Gange ist und eine Welle 5 erst folgt. Letzteres war aus meiner Sicht wahrscheinlicher, weil die Welle(n) 4 (und 5) sonst sehr kurz ausgefallen wären. Nun sieht es tatsächlich so aus, als sei die Welle 4 erst mit dem kleinen Fehlausbruch abgeschlossen worden und die Welle 5 heute angelaufen.
Aber auch das muss noch abgewartet werden. Denn aktuell steckt der Wechselkurs noch innerhalb seiner Seitwärtsrange (gelbes Rechteck). Und die Welle 5 läuft erst dann „eindeutig“, wenn das bisherige Trendhoch bei rund 1,20 USD (möglichst dynamisch) überwunden wird.
Trendfolger könnten dann den Stopp zu Long-Positionen unter das Tief der Seitwärtsrange legen oder/und neue Long-Positionen eingehen. Wer mit der Welle 5 auf das baldige Ende des Aufwärtstrends und eine ABC-Korrektur setzen möchte, kann bei bestehenden Long-Positionen die Gewinne oberhalb von 1,20 USD realisieren und sich langsam mit kleinen Short-Positionen auf eine Gegenbewegung (ABC-Korrektur) einstellen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.