Stockstreet GmbH | 12.06.2021 09:58
Vorgestern hatte ich in der Börse-Intern erwähnt, dass sich der Euro vor der geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) leicht schwächer gezeigt und der Devisenmarkt die unverändert anhaltende Geldflut (auch) im Euroraum damit vollkommen richtig eingepreist hatte. Aber wie sieht dies nun charttechnisch aus?
EUR/USD in einer klassischen Konsolidierung
Der Euro befindet sich zum US-Dollar schon seit dem 25. Mai in einer Konsolidierung. An diesem Tag markierte der EUR/USD bei 1,22663 USD ein Trendhoch (siehe roter Pfeil im folgenden Chart). Und seitdem geht es mit den Kursen tendenziell abwärts.
Grund für das „Luftholen“ der Bullen ist, dass der Wechselkurs starken ansteigen konnte, dann bei 1,2243 USD aber auf eine horizontale Widerstandlinie (rot) traf. Diese geht von einem markanten Zwischenhoch aus der vorangegangenen Abwärtsbewegung aus (grüne Welle C). Am 18. Mai erreichten die Bullen diese Hürde und arbeiteten sich seitdem an ihr ab. Und spätestens nachdem am 3. Juni die Aufwärtstrendlinie des Aufwärtsimpulses (grün) nachhaltig durchbrochen wurde, ist klar, dass der EUR/USD an diesem horizontalen Widerstand abgeprallt ist.
Allerdings halten sich die anschließenden Kursverluste bislang in Grenzen, und zwar innerhalb eines flachen und relativ engen Abwärtstrendkanals (rot im folgenden Chart).
Dieser Abwärtstrendkanal hat derzeit den Charakter einer Flagge im Aufwärtstrend. Und so befindet sich der EUR/USD eben derzeit in einer klassischen Konsolidierung bzw. in einer völlig normalen Gegenbewegung auf vorangegangene starke Kursgewinne. Diese Interpretation fügt sich auch wunderbar in das bisherige Elliott-Wellen-Szenario ein.
Am Ende einer Konsolidierung kommt die Trendfortsetzung
Da eine Flagge trendbestätigend ist, kann man davon ausgehen, dass die Kurse am Ende der Konsolidierung wieder steigen und sich die vorherige Trendbewegung fortsetzt. Und so liegt es nahe, dass man aus Sicht der Elliott-Wellen-Theorie den impulsiven Kursanstieg als (Impuls-)Welle 1 und die aktuelle Konsolidierung als (Korrektur-)Welle 2 zählt.
Es ist aber gut möglich, dass sich die aktuelle Konsolidierung noch etwas fortsetzt. Insbesondere wenn die US-Notenbank (Fed) am kommenden Mittwoch Andeutungen für eine Reduzierung der Anleihekäufe macht oder gar bereits einen Plan dazu vorlegt, dürfte dies den Dollar stärken und den EUR/USD damit noch etwas schwächen.
Das wäre auch wünschenswert, weil die Welle 2 dann ein vernünftiges Verhältnis zur Welle 1 annehmen würde. Ich erinnere dazu an die EUR/USD-Analyse vom 7. Mai. Damals hatte ich bereits die Möglichkeit gesehen, dass eine Welle 1 und eine Welle 2 zu Ende gegangen und eine Welle 3 gestartet war. „Für meinen Geschmack fiel die Welle 2 etwas kurz aus“, hieß es allerdings dazu. Nun macht die aktuelle Welle 2 einen besseren Eindruck.
Zudem hieß es am 7. Mai weiter: „Aber selbst wenn es noch einmal zu einer Gegenbewegung kommen sollte, ist charttechnisch und fundamental mit weiter steigenden Kursen zu rechnen.“ Ist das aktuell auch noch so?
Die Währungsräume entwickeln sich ziemlich parallel
Ich denke schon. Denn es ist aus meiner Sicht zu erwarten, dass sich die Geldpolitik von Fed und EZB nicht allzu sehr auseinanderbewegen wird. Legt die Fed mit einer Drosselung der Anleihekäufe vor, dürfte die EZB bald nachziehen. Die US-Wirtschaft wächst zwar robuster, die Wachstumsdynamik verbessert sich aber kaum noch. Und die Eurozone holt dank der fortschreitenden Impfkampagne auf. Zudem sprechen hohe Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite in den USA langfristig gegen den Dollar, so dass der EUR/USD über kurz oder lang auf über 1,235 USD steigen dürfte. – Die aktuelle Konsolidierung könnte sich also zum Aufbau von Long-Positionen anbieten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
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